Das Material ist gut und gewissenhaft ausgearbeitet und kann direkt im Unterricht eingesetzt werden. Beim Aufnehmen des Podcast ist mit wenig bis keiner Erfahrung seitens der Jugendlichen zu rechnen, daher liegt im Material ein detaillierter Leitfaden zur Erstellung dieses Mediums bei. Möglicherweise könnten Schüler:innen durch den Einfluss von Autoritäts- und Bezugspersonen eine eingeschränkte Perspektive zu diesem Thema haben – daher sollte eine Aufforderung zur Offenheit und zum Dialog erfolgen. Das satirische Bild dient zur Auseinandersetzung mit dem Thema und soll den Wunsch nach Diskussion fördern. Dass es Stereotypen verstärkt, ist nicht zu erwarten, da sich die Jugendlichen im Rahmen des Projekts intensiv mit Klischees und Vorurteilen auseinandersetzen und sie kritisch reflektieren und hinterfragen sollen. Ein Hinweis zu nicht einbezogenen Gruppen (queere Personen) sollte unbedingt erfolgen. Aufgrund der sehr geringen Datenlage kann man zwar einige Aussagen zu Unterschieden im Gehalt tätigen – aber das Thema verlangt noch viel Forschung.
Erfahrungswerte langjähriger Lehrpersonen
Im Rahmen der Projektarbeit wurden drei erfahrene Lehrpersonen aus einer AHS zu unserer Ausarbeitung befragt. Ich danke den Lehrpersonen an dieser Stelle. Befragt wurde eine Kollegin, die den Gender-Pay-Gap jedes Jahr in GWB unterrichtet, eine Kollegin mit dem Unterrichtsfach GPB, die die Ungleichheit im Gehalt ab der Industrialisierung thematisiert, und ein Kollege mit dem Fach Englisch, der schon öfter Podcasts mit Schüler:innengruppen erstellt hat. Die Erfahrungsberichte der Kolleg:innen wurden anhand der SWOT-Analyse in vier Kategorien eingeteilt und anschließend zusammengefasst:
Stärken
Besonders hervorgehoben wurden von allen drei Lehrpersonen, dass die Schüler:innen selbstständig arbeiten und sich auch die Informationen für das Projekt selbst aneignen müssen. Zudem wurde betont, dass es ein aktuelles Thema mit großem Gesprächsbedarf ist und für die Jugendlichen von Interesse ist. Die Methode Podcast erfreut sich bei Jugendlichen ebenfalls großer Beliebtheit, wodurch die Motivation, ordentlich am Projekt zu arbeiten, durchaus hoch ist. Es bietet so einen leichten Einstieg in gesellschaftspolitische Themen und Diskussionen. Gruppenarbeiten bieten für sich viele Vorteile – so kommen die Schüler:innen deutlich mehr zu Wort als im Plenum. Auch die Methode des Feedbacks ist gut gewählt: Da alle Gruppen das gleiche Thema behandeln, muss man sich nicht in ein neues Thema einlesen, um qualifiziertes Feedback geben zu können.
Schwächen (& Möglichkeiten)
Bei Gruppenarbeiten muss man genau auf die Einteilung achten, damit in jeder Gruppe produktives Arbeiten stattfinden kann. In den Gruppen sollen (soweit möglich) alle Geschlechter der Klasse vertreten sein. Zudem sollte man darauf achten, dass in jeder Gruppe eine interessierte Person ist, die regelmäßig Nachrichten o.Ä. konsumiert und auch neben den angegeben Artikeln Meinungen und Fakten zum Thema kennt. Nach Einschätzung der Lehrperson sind in einer durchschnittlichen 7.Klasse AHS meistens einige solche Personen dabei.
Gegebenenfalls könnte der Podcast zu oberflächlich werden, sich an einem Thema aufhängen oder in eine ziellose Plauderei münden. Die Fragen aus dem Leitfaden können Abhilfe schaffen, manche Gruppen brauchen womöglich genauere Anweisungen. Rollenverteilung könnte aber beispielsweise dafür sorgen, die Struktur des Podcast enger vorzugeben. Dabei können entweder Rollen im Interview verteilt werden (Moderator:in, Expert:in, MINT-Manager, Uni-Professor, …) aber auch eine Aufgabenverteilung wie in der Lehrveranstaltung ist sinnvoll: Zeitwächter:in, Protkollführer:in, … . Eventuell sollten die Jugendlichen – zumindest in den Gruppen, die mehr Anweisungen benötigen – eine Skizze zum geplanten Podcast Ablauf erstellen. Je nach Bedarf kann die Lehrperson dazu Rückmeldung geben.
Schüler:innen neigen dazu, von Notizen abzulesen oder Sprechtexte auswendig zu lernen. Es könnte daher eine Anweisung zum freien Sprechen sinnvoll sein, um eine Gesprächsatmosphäre zu schaffen, wie sie zum Medium „Podcast“ gehört.
Die Lehrperson sollte einteilen, wer wem Feedback geben soll, damit nicht alle den gleichen Podcast kommentieren.
Bedrohungen
Es könnte sein, dass Schüler:innen das Projekt und das Thema nicht ernst genug nehmen. Hin und wieder kommt es in den Gruppen zu Streit und oft bemerken Lehrpersonen veraltete (Gender)Stereotypen bei Jugendlichen. Damit der Podcast sachlich und tolerant bleibt, sollte das Thema auch im Plenum kurz angesprochen werden.
Möglichkeiten
Die Inputs könnten nicht nur in Form von Artikeln zur Verfügung gestellt werden, sondern auch durch Videos, Gastvorträge oder auch Lehrer:inneninterviews.