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Die Ethik versucht ganz generell die Frage zu beantworten, wie die Men-
schen Menschen handeln sollen. Anders als die theologische Ethik setzt die philoso-
phische philosophische Ethik bei der Beantwortung dieser Frage keinen Glauben an eine
bestimmte Religion voraus und verzichtet grundsätzlich auf einen Rückgriff
auf heilige Texte oder den göttlichen Willen. Philosophische Ethik lässt
sich daher folgendermaßen definieren: Sie ist eine Disziplin der praktischen
Philosophie, die allgemeine Prinzipen oder Beurteilungskriterien zur Be-
antwortung Beantwortung der Frage nach dem richtigen Handeln zu begründen sucht. Im
Unterschied zur theoretischen Philosophie, die sich mit dem „Sein“ und den
faktischen Gegebenheiten beschäftigt, widmet sich die praktische Philoso-
phie Philosophie dem „Sollen“ im Rahmen der menschlichen Praxis. Sie zielt nicht wie
jene auf theoretisches Wissen und auf das Ideal der Wahrheit ab, sondern
auf praktische Orientierung und die Idee des Guten oder normativ Richtigen.
Ihre Grundfrage lautet nicht „Was kann ich wissen?“ oder „Was kann ich
erkennen?“, sondern „Was soll ich tun?“ bzw. „Warum ist es gut, dies oder
jenes zu tun?“. Man kann sich die ethische Grundfrage entweder mit Blick
auf die persönliche Lebensführung und die Eigeninteressen der handelnden
Person stellen (prudentielle Perspektive) oder aber hinsichtlich dessen, was für die ganze Gemeinschaft das Beste wäre (moralische Perspektive). Wo es
um das für das Individuum Gute, um sein persönliches Glück oder gutes Le-
ben Leben geht, spricht man von Individual- oder Strebensethik oder auch Ethik
des guten Lebens. Steht hingegen das für die Gemeinschaft Gute oder das
gerechte Zusammenleben der Menschen in Frage, nimmt man die Perspek-
tive Perspektive der Sozialethik, Sollensethik oder Moralphilosophie ein. Es haben sich
für diese beiden grundlegenden Perspektiven oder Dimensionen in der Ethik
auch die Attribute „prudentiell“ und „moralisch“ eingebürgert.
Es soll noch angemerkt werden, dass mit dieser Ethik-Definition genau
genommen die normative Ethik bestimmt worden ist. Neben einer „nor-
mativen „normativen Ethik“ gibt es nämlich auch noch die „deskriptive“ und die „Meta-
ethik“„Metaethik“: Die deskriptive Ethik beschreibt lediglich, welche Wertvorstellungen
und Normen in einer historisch-kulturellen Gemeinschaft tatsächlich gelten.
Man stellt also beispielsweise fest, dass in christlichen Gemeinschaften die
Selbsttötung verboten ist oder bei gewissen Eskimovölkern alte, schwache
Menschen in den Tod geschickt wurden. Solch deskriptive Aussagen gehö-
ren gehören eher zum Aufgabenbereich eines empirisch arbeitenden Soziologen oder
Ethnologen als eines Philosophen. Demgegenüber analysiert die Metaethik
als Wissenschaftstheorie der Ethik die ethischen Grundbegriffe und Begrün-
dungsmethodenBegründungsmethoden, etwa die Termini „sollen“, „gut“ oder „gerecht“. Wer nor-
mative normative Ethik betreibt, kommt um wenigstens rudimentäre metaethische Er-
wägungen Erwägungen nicht herum. Denn die Klärung der sprachlichen Grundlagen und
der undder Möglichkeiten ethischer Begründung ist für eine wissenschaftliche Be-
schäftigung Beschäftigung mit Ethik unverzichtbar. Wenn im Folgenden von Ethik die Rede
ist, soll aber in erster Linie die normative Ethik als Kernbereich dieser Diszi-
plin Disziplin gemeint sein.
Unter Moral versteht man in der Neuzeit meist die Gesamtheit der Nor-
men Normen zur Regelung des Zusammenlebens, die in einer Gemeinschaft gelten
oder gelten sollen (vgl. Steigleder 2006, 16). Normen sind Handlungsregeln
in Form von Geboten oder Verboten wie etwa „Du sollst nicht Lügen!“, „Du
sollst Notleidenden helfen!“ oder „Du sollst nicht töten!“. Anspruch einer
Moral ist es, die Interessen der potentiell vom Handeln Betroffenen zu schüt-
zen schützen und eine gerechte Form des Zusammenlebens in einer Gemeinschaft zu
ermöglichen. Sie teilt mit der Sozialethik also das „moralische“ Anliegen des
richtigen oder verantwortungsvollen Umgangs miteinander. Im Unterschied
zu solchen situationsspezifischen Normen der Moral gibt die Sozialethik kei-
ne keine direkten Handlungsanleitungen für konkrete Einzelhandlungen vor. Sie
entwickelt vielmehr auf einer allgemeineren Ebene Prinzipien oder Krite-
rienKriterien, um konkrete Handlungen zu beurteilen oder faktisch anerkannte Nor-men Normen zu hinterfragen und gegebenenfalls zu kritisieren und zu korrigieren.
Auf dieser abstrakten Ebene geht es etwa um die Begründung von Prinzi-
pien Prinzipien wie „Menschenwürde“, „Freiheit“, „Wohltun“ oder „Gerechtigkeit“. Ne-
ben Neben solchen inhaltlichen Prinzipien suchte man in der Philosophiegeschichte
stets auch nach methodischen Prinzipien oder höchsten Moralprinzipien, aus
denen man sämtliche Prinzipien und Normen für das menschliche Handeln
ableiten kann. Man denke an Kants kategorischen Imperativ oder an das dis-
kursethische diskursethische Moralprinzip (vgl. unten). Die Sozialethik prüft mit ihrer Hilfe,
welche moralischen Normen zu Recht den Anspruch auf normative Richtigkeit
erheben. Andererseits basieren auch die tradierten moralische Normen auf
mehr oder weniger bewussten und fundierten Überzeugungen, dass die gel-
tenden geltenden Normen die bestmögliche Form des menschlichen Zusammenlebens
garantieren. Der Unterschied zwischen Ethik und Moral wäre so gesehen nur
ein gradueller, nicht ein struktureller. Wie die Bezeichnung „Moralphiloso-
phie“ „Moralphilosophie“ schon deutlich macht, kann man die „Sozialethik“ aber aufgrund ihres
höheren methodischen Anspruchs durchaus die „Wissenschaft der Moral“
nennen. Da die „Ethik“ insgesamt allerdings neben der gelebten Moral auch
noch die vorhandenen Vorstellungen vom Glück oder guten Leben systema-
tisch systematisch reflektiert, ist Ethik mehr als Wissenschaft von der Moral, nämlich auch
noch Wissenschaft vom Glück oder guten Leben.
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