Ergebnisse
Erfahrungsbericht
Die bisherigen Erfahrungen beschränken sich auf das Einholen von Peerfeedback im Zuge des Seminars. Eine aktive Durchführung im Unterricht hat noch nicht stattgefunden.
Folgende Schlussfolgerungen haben wir aus den bisherigen Peerfeedbacks mitgenommen:
Die von uns als umsetzbar empfundenen Ideen sind im Wesentlichen mit den (untergeordneten) Zielen einhergegangen, einerseits das kritische und reflexive Denken von Schüler*innen zu stärken, und andererseits ihre Motivation und ihr Bewusstsein bezüglich ihrer (Eigen)verantwortung sowie ihrer Einflusskraft in beziehungsweise auf Lernprozesse(n) und gesellschaftliche(n) Prozesse(n) zu fördern. Dies soll dazu führen, dass unser (übergeordnetes) Ziel, eine Reduktion in der beobachteten Gleichgültigkeit von Schüler*innen im Hinblick auf gesellschaftliche Umstände und Prozesse herbeizuführen, erreicht werden kann.
Im Hinblick auf die Umsetzbarkeit dieser Ideen erweist sich das (Peer)feedback dahingehend als hilfreich, dass es sowohl unsere Annahme bestätigte, dass unsere Ideen zur Erreichung der angesprochenen Ziele führen könnten, als auch die Herausforderungen aufzeigte, dass Lehrer*innen, die selbst über mangelhafte digitale Kompetenzen verfügen, vor dem Einsatz von durch digitale Medien und Tools unterstützte Lernformen zur Reduktion von Gleichgültigkeit zurückschrecken könnten, und ein Nichtvorhandensein des Besitzes ausreichender technischer Ressourcen in einer Schule oder innerhalb der Schüler*innenschaft die Umsetzung dieser Ideen unmöglich machen würde. Da wir allerdings davon ausgehen, dass jede Schulklasse zumindest eine Lehrperson hat, die über adäquate digitale Kompetenzen verfügt, und sich unsere Ideen an Schüler*innen richten, die einen unkritischen Umgang mit digitalen Medien und Werkzeugen pflegen, beschäftigen wir uns trotzdem an der Umsetzung der Idee, Schüler*innen, die mit Gleichgültigkeit gesellschaftlichen Problemen gegenüberstehen, mithilfe eines Planspiels, in dem mögliche zukünftige (zielorientierte) Szenarien rollenspielartig mit ChatGPT durchgespielt werden sollen, zu (selbst)verantwortungs- und sozialbewusstem sowie kritischem und reflexivem Denken und Handeln zu bewegen.
Da es – wie auch im (Peer)feedback erwähnt – im Schulunterricht an Zeit zur Umsetzung einer weiteren unserer Ideen mangeln könnte, fassten wir jedoch den Entschluss, auf die Erstellung und Analyse von Erklärvideos zu verzichten. Der Aspekt der Förderung digitaler (Medien)kompetenzen der Schüler*innen soll dadurch aber nicht auf der Strecke bleiben, weshalb er in das Planspiel eingebettet wird.
Ergebnisse
Erfahrungsbericht
Reflexion über die gewählte Plattform
Instagram erschien unserer Gruppe aus folgenden Gründen eine geeignete Plattform für unsere Idee zu sein: Heutzutage nutzen die meisten Menschen Social Media auf die eine oder andere Weise und Instagram ist wohl eine der beliebtesten Social Media Plattformen. Wir gehen daher davon aus, dass eine Mehrheit der „Haupt-Zielgruppe“ unseres Projektes, also Lehrpersonen, einen Instagram-Account führt. Lehrpersonen stehen in direktem und ständigem Kontakt mit jungen Menschen, von denen ein Großteil auf Instagram unterwegs ist. Die Mediendiskursstudie 2024 der Stadt Wien untersucht das Mediennutzungs- und Informationsverhalten der Wiener:innen und ergibt hinsichtlich der Nutzung sozialer Medien folgende Ergebnisse: WhatsApp (62%), YouTube (45%), Facebook (45%) und Instagram (38%) sind jene sozialen Medien, die am häufigsten zumindest mehrmals wöchentlich genutzt werden. 75% der unter 30-Jährigen nutzen Instagram mehrmals wöchentlich. Der Anteil in der Altersgruppe 60+ unterscheidet sich stark von diesen Werten. Nur 27% (Wert allerdings steigend) nutzen Instagram mehrmals wöchentlich. TikTok wird durchschnittlich von 24% häufig genutzt, Snapchat ist für diese Altersgruppe nicht von Bedeutung (Vgl. https://www.wien.gv.at/spezial/mediendiskursstudie/). WhatsApp, YouTube und Facebook werden laut dieser Studie zwar häufiger genutzt als Instagram. Allerdings eignen sich weder WhatsApp (reines Kommunikationsmedium), noch YouTube (Fokus auf Videos) für eine Informations- und Interaktionsplattform, wie wir sie geplant haben. Auch Facebook liegt laut dieser Studie vor Instagram, aber 75% der unter 30-Jährigen nutzen Instagram mehrmals wöchentlich, wodurch auch hier die Bevorzugung von Instagram legitimiert wird.
Instagram ist daher eine niederschwellige Möglichkeit, unsere Inhalte mit Interessierten zu teilen und sie für diese zugänglich zu machen. Auch können Inhalte von Instagram bis zu einem gewissen Grad konsumiert werden, ohne dass Interessierte selbst einen Account auf dieser Plattform haben müssen.
Auch ist die Multimedialität der Plattform hervorzuheben, die Teil des Unterrichtsprinzip „Medienbildung" ist. Über Instagram können Fotos, Videos und Musik geteilt werden. Auch erlauben Links die Weiterführung zu anderen Seiten, Downloads, Literaturtipps, Initiativen etc. Zudem eignet sich Instagram für unser Projekt, da es die Interaktion mit einer Community zulässt. Es gibt beispielsweise Umfrage-Tools, die den direkten Austausch mit der Community ermöglichen. Auch können Beiträge und Storys kommentiert und geteilt werden. Das erleichtert auch beispielsweise die Kooperation mit anderen Bildungsinstitutionen, Initiativen etc. Zudem bieten diese Möglichkeiten die Chance, den Account stets weiterzuentwickeln und die Plattform statt von einseitiger Wissensvermittlung von der Mitgestaltung und den Ideen anderer Lehrpersonen, Schüler:innen usw. leben zu lassen.
Natürlich gibt es auch Nachteile und Grenzen und Instagram muss auch aus einer kritischen Perspektive beleuchtet werden. Einerseits stellt sich die Frage, ob die Nutzung von Instagram (als Teil von Meta) angesichts der politischen Lage, die mit der Kontrolle und Überwachung sozialer Medien, die von (rechten) politischen Interessen getrieben wird, einhergeht, erstrebenswert ist. Es gibt bereits alternative soziale Medien, die jedoch noch nicht etabliert sind und demnach auch eine geringere Reichweite haben.
Zudem ist es fraglich, wie bekannt der Account werden kann, wenn er nicht aktiv geführt wird. Der Algorithmus spielt dabei eine Rolle und beeinflusst, wie viele Menschen den Account überhaupt sehen. Daher braucht es sowohl aktive Betreuer:innen des Accounts sowie eine aktive Community – und diese aufzubauen erfordert viel Arbeit. Außerdem: Wer führt den Account? Nur wir, als „Gründer:innen“, oder ist es beispielsweise möglich, dass andere Lehrpersonen Zugang dazu bekommen, um ihn mitzugestalten? Aber wie und von wem wird dann zum Beispiel die Richtigkeit und Relevanz der Inhalte „kontrolliert“? Alles Fragen, die zu klären sind.
Es nutzen natürlich nicht alle Menschen Instagram und wer keinen Account hat, hat nur einen eingeschränkten Zugang zu unserem Account. Eine Idee, um den Zugang zu erweitern, wäre beispielsweise zusätzlich zum Account eine Website zu gestalten. Allerdings ist eine Website i.d.R. weniger interaktiv und kann auch nicht so leicht verbreitet werden. Letztendlich wird es bei jeder Plattform Menschen geben, die keinen Zugriff haben – Instagram erscheint jedoch relativ „massentauglich“ und verhältnismäßig niederschwellig zugänglich zu sein.
Kurze Darstellung der Schlussfolgerungen aus dem Projekt
Zum Schluss bleibt über den langfristigen Einsatz und Nutzen unseres Projekts nachzudenken. Momentan gibt es lediglich einen Prototypen, es wäre jedoch wünschenswert, dass das Projekt in irgendeiner Form weitergeführt wird und tatsächlich von Lehrpersonen im Unterricht eingesetzt werden kann. Ein erster Schritt dafür ist, dass wir alle Beiträge, die wir bisher erstellt haben, auf Instagram hochladen. Anschließend könnten wir versuchen, eine Community aufzubauen – indem wir bei beispielsweise Schulaccounts folgen, unseren Account an Schulen vorstellen (z.B. via Email) etc. Wir könnten den Account auch an verschiedene Initiativen weiterleiten, damit er zum Beispiel bei Fortbildungen und Workshops eingesetzt werden kann. Dafür ist es, wie bereits erwähnt, notwendig, den Account aktiv weiterzuführen und die Interaktion mit der Community zu ermöglichen und zu stärken. Eine Idee, die das erleichtert, ist, den Account für Pädagogik-Seminare zur Verfügung zu stellen, in denen Studierende weitere Beiträge erstellen und den Instagram-Account aktiv mitgestalten können.
Eine andere Möglichkeit, wie der Account nach dem Seminar zum Einsatz kommen kann, statt auf Instagram zu „versumpern“, ist, ihn als Ausgangspunkt für einen Sprachleitfaden zu nutzen. Die bereits dafür erstellten und geteilten Inhalte bieten Anregungen und wissenschaftlich gestützte Erkenntnisse dafür.
Ausblick - unsere Erkenntnisse für die Erstellung eines Instagram-Accounts
Leitfaden
Für die Erstellung eines ähnlichen Instagram-Accounts kann man sich als Hilfestellung an folgende Schritte halten:
Schritt 1: Konzept und Ziele
- Konzept erstellen: Was soll der Account bewirken? Womit soll sich der Account thematisch auseinandersetzen?
- Zielsetzungen definieren: Was sind die Ziele? Wie können diese Zielsetzungen realisiert werden?
- Zielgruppe definieren: Wer soll durch den Account erreicht werden? Anpassung der Inhalte an die gewünschte Zielgruppe
- Design-Überlegungen/Markenidentität: Wie soll der Account gestaltet werden? Überlegungen zu Farben, Schriftarten, Medienauswahl. Wie können diese Elemente meine Zielsetzungen unterstützen und meine Zielgruppe ansprechen?
Schritt 2: Erstellung des Accounts
- Name des Accounts: catchy, kurz, einprägsam
- Profilbild
- Bio: Wichtigste Informationen, Stichworte, Themen des Accounts, Links
Schritt 3: Inhalte des Accounts/Content
- Überlegungen zu den Posts: Welche Möglichkeiten habe ich? Wie veranschauliche ich die Themen am besten?
- Infoposts, Videos, Interviews, Anleitungen, Beispiele, Reels, Erfahrungsberichte
- Gestaltung der Posts: inklusiv, anschaulich, ansprechend
- Barrierefreie, inklusive Sprache in den Posts
- Zeit- und Posting-Plan: Wann werden welche Posts hochgeladen? Wer ist für welche Posts verantwortlich?
Schritt 4: Interaktion mit der Community
- Nutzung der Interaktionstools von Instagram: Stories, Umfragetool, etc.
- Kooperationen mit Expert:innen oder anderen Accounts
Schritt 5: Reichweite
- Hashtags: Benutze Hashtags unter den Posts, die mit dem Thema zusammenhängen oder das Thema zusammenfassen
- Werbung: auf Instagram oder mündlich oder auch auf anderen Plattformen
- Viele, unterschiedliche und regelmäßige Posts erhöhen die Chance, eine große Reichweite zu generieren.
Schritt 6: Weiterführung des Accounts
- langfristige Weiterentwicklung
- Man muss immer auf dem Laufenden sein, d.h. die Beiträge müssen aktuell und immer am neuesten Wissensstand sein.
- Passe das Konzept und die Weiterführung des Accounts immer wieder an und reflektiere, welche Posts gut ankommen und welche nicht.
- Nachhaltiger und langfristiger Zeitplan und Management des Accounts sind wichtig, damit der Account wachsen und bestehen kann.
Wichtige Implikationen in Bezug auf unser Thema
In Bezug auf das Thema inklusive Sprache ergeben sich auf Basis unseres Leitfadens sowie unserer Erfahrungen mit der Plattform noch zahlreiche Implikationen, die es bei einer Weiterführung des Accounts zu berücksichtigen gäbe:
- Gebärdensprache inkludieren
- Mehrsprachigkeit stärker sichtbar machen
- Untertitel zu Videos hinzufügen
- Posts mit wenig Text
- Unterschied von diskriminierungsfreier und einfacher Sprache stets beachten
- mehr Interaktionsmöglichkeiten mit der Community bieten
Quellen
Amnesty International, Sektion Schweiz (2021): Leitfaden inklusive Sprache (Stand vom 30.11.2021). Online unter: https://www.amnesty.ch/de/ueber-amnesty/inklusive-sprache/inklusive-sprache-uebersicht [Abgerufen am 29.12.2024].
Andererseits, Online unter: https://www.andererseits.org/ueber-uns/ [Abgerufen am 13.02.2025]
Antmann, Debora (2019): Wenn Leute keine Ahnung haben und trotzdem labern. Realsatire von Windenergie gegen Antisemitismus und Rikshas für Rolli-Lesben. Online unter: https://missy-magazine.de/blog/2019/08/22/wenn-leute-keine-ahnung-haben-und-trotzdem-labern/ [Abgerufen am 25.01.2025].
Chancengleichheitsstelle der Stadt Konstanz (2013): Mach es gleich! Eine Lehr- und Lernmappe für Theorie und Praxis zum Thema Gender & Schule für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern ab 12 Jahren. Bregenz: Verein Amazone.
Egermann, Eva / Thym, Cordula (2023): C-TV (Wenn ich Dir sage, ich habe Dich gern…). Österreich: Sixpackfilm.
Genderleicht & bildgemacht: Gender-Doppelpunkt. Online unter: https://www.genderleicht.de/gender-doppelpunkt/ [Abgerufen am 20.12.2024].
Johannes Kepler Universität Linz (2020): Inklusive Sprache. Was bedeutet das kurz erklärt? Ein Sprachleitfaden. Online unter:https://www.jku.at/fileadmin/gruppen/39/Sprachleitfaden_LeichteSprache_A5-FINAL_bf.pdf [Abgerufen am 29.12.2024].
kija Steiermark (2019): Infoblatt der Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark. Nothing about us without us. Online unter: https//www.kija.steiermark.at/cms/dokumente/12728281_153602453/75e5bdd9/Menschen%20 mit%20Behinderungen.pdf [Abgerufen am: 25.01.2025].
Mediendiskursstudie Wien 2024, Online unter: https://www.wien.gv.at/spezial/mediendiskursstudie/ [Aberufen am 13.02.2025]
Mellow Yellow, Online unter: https://www.mellowyellow.at/ [Abgerufen am 13.02.2025]
Oppermann, Birgit (2024): Anleitung: 5 Schritte für inklusive Sprache in deinen Texten. Online unter:https://birgit-oppermann.de/inklusive-sprache-anleitung/ [Abgerufen am 29.12.2024]
Schmidhofer, Sandra / Brunner, Katharina (o.D.): Noch immer Licht ins Dunkel?. Online unter: https://www.andererseits.org/noch-immer-licht- ins-dunkel/ [Abgerufen am 25.01.2025].
Solveig Chilla, Christian Fink (2021): Inklusiv-digitale Sprachenbildung. Ein interdisziplinärer Ansatz für die Bildung von Lehrkräften. Medienimpulse, 59(4), https://doi.org/10.21243/mi-04-21-09
Universität zu Köln (2023): Orientierungshilfe zu diskriminierungssensibler Sprache. Online unter:https://vielfalt.uni-koeln.de/antidiskriminierung/diskriminierungssensible-sprache [Abgerufen am 29.12.2024]
Buchquellen für die Schulbuchanalyse:
- Deutsch
- Starke Seiten. Deutsch
- Deutsch für alle