Es gibt verschiedene Möglichkeiten, schriftliche Prüfungen digital abzuhalten. Die Möglichkeiten reichen dabei von geschlossenen Formaten wie Multiple-Choice oder Drag-and-Drop-Fragen hin zu offenen Formaten wie offene Fragen, Essay bis hin zu schriftlichen Arbeiten. Dabei können durchaus Mischformen eingesetzt werden, etwa eine MC-Fragen kombiniert mit Freitext-Fragen. Die Formate bringen unterschiedliche Herausforderungen mit sich, die im folgenden dargestellt werden.
Bitte beachten Sie: Jede digitale schriftliche Prüfung mit einer Teilnehmer*innenzahl über 100 sollte dem jeweiligen SSC/SSS gemeldet werden, um Häufungen und damit eine Überlastung von Moodle zu verhindern.
Die vier Möglichkeiten für digitales schriftliches Prüfen über Moodle
Wir empfehlen folgende Prüfungsformate, die nach Praktikabilität gereiht sind:
- Take Home Exam (Turnitin und Plausibilitätskontrolle möglich)
- Prüfungsbogen zum Download (Turnitin und Plausibilitätskontrolle möglich)
- Schriftliche Prüfungen direkt in Moodle (Turnitin nicht möglich, Plausibilitätskontrolle möglich)
- Online-Multiple-Choice-Prüfungen in Moodle (Turnitin nicht möglich, Plausibilitätskontrolle möglich)
Im Folgenden sind die oben genannten Formate für digitale schriftliche Prüfungen beschrieben und deren Möglichkeiten und Eignung dargestellt.
Take Home Exam
Den Studierenden werden eine oder mehrere Aufgabenstellungen vorgegeben, die im Rahmen einer Frist, die idealtypisch einige Tage dauert, zu erledigen sind. Dieses Format eignet sich sehr gut für Essayprüfungen.
Beispiele: Die Studierenden müssen die konkrete Planung einer Unterrichtseinheit zu einem bestimmten Thema erarbeiten; ein unrichtiges Statement unter Rückgriff auf Literatur richtigstellen; ein Konzept auf eine bestimmte Situation/einen Sachverhalt anwenden.
- Was spricht für ein Take Home Exam?
Take Home Exams eignen sich, neben der mündlichen Prüfung, am besten für digitales Prüfen. Technische Probleme (z. B. aufgrund mangelnder Netzstabilität) sind bei dieser Methode eher nachrangig, da nur ein Down- und ein Upload innerhalb einer größeren Zeitspanne nötig sind. Die Studierenden können sich die Bearbeitung der Prüfungsaufgaben, je nach zur Verfügung gestelltem Zeitrahmen, selbst einteilen und so störenden Einflüssen während der Prüfung besser aus dem Weg gehen. Die Lesbarkeit der Prüfungsleistungen ist durch die digitale Vorgabe sehr gut.
- Herausforderungen des Formats?
Der Korrekturaufwand ist hoch und die Beurteilung der Leistung ist durch die hohen Freiheitsgrade bei der Bearbeitung der Aufgaben schwierig zu standardisieren. Musterlösungen und Beurteilungsschemata sind hilfreich.
- Was gibt es didaktisch zu beachten?
Es empfiehlt sich, die Prüfung im Open-Book-Format zu konzipieren. Dies ist für jede Prüfung, die die Studierenden ohne Aufsicht durchführen, sinnvoll, da das Verwenden von Hilfsmitteln weder verhindert noch ausreichend kontrolliert werden kann. Bei Open-Book ist eine klare Aufgabenstellung sehr wichtig, um Unsicherheiten und Missverständnisse der Studierenden zu vermeiden. Bitten Sie eventuell andere Lehrende, Ihre Prüfungsaufgaben auf Verständlichkeit, Nachvollziehbarkeit und Vollständigkeit gegenzulesen. Beachten Sie, dass dieses Prüfungsformat für viele Studierenden neu und ungewohnt ist, eine Anleitung zum Prüfungsformat wäre deshalb sicherlich hilfreich. Die vierwöchige Beurteilungsfrist beginnt bei Take-Home-Exam mit dem Abgabedatum der Prüfung.
- Wie werden Take Home Exams technisch umgesetzt?
Studierenden laden den Prüfungsbogen mit der Aufgabe/den Aufgaben auf den eigenen Computer, bearbeiten diesen und laden ihn bis zu einem bestimmten Zeitpunkt als PDF in Moodle (Aktivität Aufgabe) wieder hoch. Mit der Übernahme der Prüfungsangabe beginnt der Prüfungsantritt, d. h. ab diesem Zeitpunkt beginnt das Zeitfenster, in dem die Prüfung absolviert werden kann. Eine Unterscheidung zwischen jenen, die nicht zur Prüfung antreten und daher mit „nicht eingetragen“ (NE) beurteilt werden, und jenen, die die Prüfung beginnen und ohne wichtigen Grund abbrechen und daher mit „nicht genügend“ beurteilt werden, ist in Moodle mittels der Aktivität „Gruppenverwaltung“ möglich. Damit kann eine Gruppe, z. B. mit dem Namen „Prüfungsantritt", eröffnet werden, zu der sich die Studierenden anmelden müssen. Durch die Anmeldung wird die Prüfung erst freigeschaltet. Verwenden Sie für den Prüfungsbogen unbedingt das „Deckblatt für digitale schriftliche Prüfungen“. Eine Plagiatsprüfung mit Turnitin kann, wie bei anderen schriftlichen Arbeiten auch, durchgeführt werden. Ein Moodle-Template für diese Prüfungsform finden hier: Schriftliche Prüfung Template | Einschreibschlüssel: schriftlpruefen20
Schriftliche Prüfungen mit offenen Aufgabenstellungen (Einarbeitung hier von Take Home Exams fehlt noch)
Studierende bearbeiten die Aufgabenstellungen. Je nach technischer Umsetzung in Moodle erfolgt die Bearbeitung entweder online (Aktivität Test) oder die Prüfung wird nach der individuellen Bearbeitung hochgeladen (Aktivität Aufgabe). Das Zeitfenster kann dabei zwischen 45 Minuten und mehreren Tagen betragen. Beispiele für Aufgabenstellungen, die eine längere Bearbeitungszeit haben: Studierende erarbeiten die konkrete Planung einer Unterrichtseinheit zu einem bestimmten Thema erarbeiten; sie stellen ein unrichtiges Statement unter Rückgriff auf Literatur richtig; sie wenden ein Konzept auf eine bestimmte Situation/einen Sachverhalt an.
- Was spricht für eine schriftliche Prüfung mit offenen Aufgabenstellungen?
Grundsätzlich eigenen sich offene Aufgabenstellungen gut Sicherstellung der eigenständigen studentischen Prüfungsleistung und Überprüfung von anspruchsvollen Kompetenzniveaus. Die Lesbarkeit der studentischen Antworten ist durch das digitale Format sehr gut. Bei längeren Zeitfenstern können sich Studierende die Bearbeitung der Prüfungsaufgaben selbst einteilen und so störenden Einflüssen während der Prüfung besser aus dem Weg gehen.
- Herausforderungen des Formats?
Die Konstruktion von kompetenzorientierten Fragen, die nicht auf eine Wissensüberprüfung abzielen, ist oft aufwändig. Der Korrekturaufwand ist bei Prüfungen mit vielen Antritten hoch und die Beurteilung der Leistung ist durch die hohen Freiheitsgrade bei der Bearbeitung der Aufgaben schwierig zu standardisieren.
- Was gibt es didaktisch zu beachten?
- Das Format eignet sich für jede Form der schriftlichen Prüfung (Erklären von Sachverhalten anhand selbst überlegter Beispiele, Interpretation von Daten, Begründung von Entscheidungen, ...), wie auch für Essayprüfungen.
- Da Studierende die Prüfung ohne Aufsicht durchführen und das Verwenden von Hilfsmitteln weder verhindert noch kontrolliert werden kann, empfiehlt sich eine entsprechende Konzeption der Prüfung (open book).
- Wird im Rahmen der Prüfung verlangt, dass Studierende selbst Zeichnungen, Formeln etc. angefertigen, so kann dies auf einem Blatt Papier händisch erfolgen. Das Blatt wird dann fotografiert oder eingescannt und in Moodle hochgeladen (Achtung: Entsprechende Angaben in Moodle machen). Sie können alternativ auch verlangen, dass das fotografierte Blatt in das Dokument eingefügt wird und als Gesamt-PDF abgespeichert wird
- Bemessen Sie den Zeitrahmen für die Prüfung nicht zu knapp (eventuelle Berücksichtung des Uploads, technische Probleme).
- Da der Korrekturaufwand bei diesem Format hoch ist, sind der Einsatz von Musterlösungen und Beurteilungsschemate hier sehr hilfreich, vor allem, wenn mehrere Personen an der Korrektur beteiligt sind.
- Es kann eine Textähnlichkeitsprüfung mit Turnitin durchgeführt werden.
- Zur Plausibilisierung der Antworten können innerhalb von vier Wochen ab der Abgabe der Prüfung auch mündliche Nachfragen durchgeführt werden. Die Anwendung kann stichprobenartig und ohne konkreten Verdacht erfolgen. Es empfiehlt sich, die Studierenden darüber zu informieren, dass dadurch die Note weder verbessert noch verschlechtert wird. Es geht um die Klärung, ob die Prüfungsleistung eigenständig erbracht wurde.
- Wie werden schriftliche Prüfungen mit offenen Aufgabenstellungen in Moodle technisch umgesetzt?
Schriftliche Prüfungen mit offenen Fragen können sowohl mit der Aktivität Test als auch mit der Aktivität Aufgabe erstellt werden. Bei digitalen schriftlichen Prüfungen ist es notwendig, dass Studierenden das "Deckblatt für digitale schriftliche Prüfungen" zur Kenntnis gebracht wird. Es wird bei diesem Prüfungsformat dringend angeraten, einen Probetest zu machen, der auf die Technik fokussiert. Ein Moodle-Template für diese Prüfungsform finden hier: Schriftliche Prüfung Template | Einschreibschlüssel: schriftlpruefen20
- Aktivität Aufgabe: Bei Prüfungen, die mit der Aktivität Aufgabe konstruiert sind, stellt sich die Frage, wie zwischen jenen Studierenden unterschieden werden kann, die nicht zur Prüfung antreten und daher mit „nicht erschienen“ (NE) beurteilt werden, und jenen, die die Prüfung beginnen und abbrechen und daher mit „nicht genügend“ beurteilt werden.In Moodle ist das durch eine Zustimmung, dass die/der Studierende zur Prüfung antritt, möglich. Mittels der Aktivität „Gruppenverwaltung“ kann eine Gruppe, z. B. mit dem Namen „Prüfungsantritt", eröffnet werden, zu welcher sich die Studierenden anmelden müssen. Durch die Anmeldung wird die Prüfung erst freigeschaltet. Dies ist durch Setzen einer Voraussetzung möglich. Eine Vorlage zur Verwendung finden Sie in Schriftliche Prüfung Template | Einschreibschlüssel: schriftlpruefen20
- Aktivität Test: Achten Sie bei der Erstellung darauf, dass auf jeder Seite nur eine Frage zu sehen ist, da auf diese Weise die Antworten zwischengespeichert werden, was bei technischen Problemen von Vorteil ist.
Multiple-Choice-Prüfungen
Multiple-Choice-Prüfungen in Moodle werden von den Studierenden online bearbeitet. Angabe Deckblatt für digitale schriftliche Prüfungen??
- Was spricht für dieses Format?
Bei geschlossenen Antwortformaten (MC-Fragen, Drag-and-Drop) kann die Auswertung automatisiert erfolgen.
- Herausforderungen des Formats?
- Technische Probleme sind aufgrund mangelnder Netzstabilität auf Seiten der Studierenden möglich.
- Es besteht die Gefahr einer Überlastung von Moodle, wenn zu viele große Prüfungen gleichzeitig stattfinden. Daher müssen große MC-Prüfungen dem jeweiligen SSC/SSS gemeldet werden, um Häufungen zu verhindern. Empfohlen wird, dass an einer Prüfung nicht mehr als etwa 500 Personen gleichzeitig teilnehmen: Gegebenenfalls müssen mehrere Zeitfenster zu einem Prüfungstermin angeboten werden. Das Zeitfenster, in dem die Prüfung durchgeführt werden kann, sollte nicht zu kurz angesetzt werden, damit nicht alle Studierenden zur genau gleichen Zeit beginnen (müssen). So kann einer eventuell möglichen Überlastung der Server entgegengewirkt werden. Die Bearbeitungszeit für die Studierenden ändert sich dadurch nicht, da die Zeit individuell bei Beginn der Prüfung zu laufen beginnt. Es empfiehlt sich, für eine beispielsweise 60 Minuten dauernde Prüfung (=Bearbeitungszeit) etwa 30 Minuten zusätzlich (=Zeitfenster der Prüfung) vorzusehen. So kann einer eventuell möglichen Überlastung der Server entgegengewirkt werden.
- Für Lehrende, die wenig Erfahrung mit bestimmten Funktionen in Moodle haben, bedeutet das erstmalige Erstellen einer solchen Prüfung Zeitaufwand. Es wird empfohlen, einen Probetest zu machen, der auf die Technik fokussiert.
- Es ist davon auszugehen, dass alle verwendeten MC-Fragen nach der Prüfung unter den Studierenden kursieren, da diese leicht kopiert werden können.
- Wissensfragen, die bei MC-Tests oft gestellt werden, sind mit einem zweiten internetfähigen Endgerät leicht und schnell lösbar.
- Was gibt es didaktisch zu beachten?
- Es empfiehlt sich daher, bei einer MC-Prüfung neben Wissensfragen möglichst auch Verständnis-, Anwendungs- und Analysefragen einzusetzen. Grundsätzliche Hinweise zum Erstellen von MC-Prüfungen und zur Konstruktion von kompetenzorientierten MC-Fragen finden Sie im Infopool: https://infopool.univie.ac.at/startseite/pruefen-beurteilen/.
- Empfohlen wird weiters, MC-Fragen mit offenen Fragen (Freitext-Fragen) zu kombinieren, um anspruchsvolle Kompetenzniveaus gut überprüfen zu können: siehe Schriftliche Prüfungen mit offenen Fragen - Link.
- Da MC-Fragen nach der Prüfung höchstwahrscheinlich unter den Studierenden kursieren, sollten die Fragen im Sinne der Fairness nur einmal verwendet werden.
- Aus Gründen der Fairness ist auch davon abzuraten, Studierenden nach Zufallsprinzip unterschiedliche MC-Fragen bei einem Prüfungstermin vorzugeben, da der Schwierigkeitsgrad variieren kann.
- Es empfiehlt sich hingegen, die Fragen als auch die Antwortmöglichkeiten in zufälliger Reihenfolge vorzugeben, um Absprachen zwischen Studierenden während der Prüfung zu erschweren.
- Eine knapp bemessene Bearbeitungszeit für die Prüfung, um die Verwendung von unerlaubten Hilfsmitteln zu verhindern, ist aus technischen und didaktischen Gründen nicht zu empfehlen.
- Bei den geschlossenen Antwortformaten (MC, Drag-and-Drop) ist eine Überprüfung mittels Turnitin ist nicht möglich. Zur Plausibilisierung der Antworten können jedoch innerhalb von vier Wochen ab der Abgabe der Prüfung mündliche Nachfragen durchgeführt werden. Die Anwendung kann stichprobenartig und ohne konkreten Verdacht erfolgen. Es empfiehlt sich, die Studierenden darüber zu informieren, dass dadurch die Note weder verbessert noch verschlechtert wird. Es geht um die Klärung, ob die Prüfungsleistung eigenständig erbracht wurde.
- Wie werden Multiple-Choice-Prüfungen in Moodle technisch umgesetzt?
Mittels der Aktivität Test wird in Moodle ein Test erstellt und die Studierenden bearbeiten diesen direkt in Moodle. MC-Fragen sind sowohl im Single-Choice- als auch im Mehrfachauswahl-Format möglich. Achten Sie bei der Erstellung darauf, dass auf jeder Seite nur eine Frage zu sehen ist, da auf diese Weise die Antworten während der Prüfung zwischengespeichert werden, was bei eventuellen technischen Problemen von Vorteil ist. Ein Moodle-Template für diese Prüfungsform finden hier: Schriftliche Prüfung Template | Einschreibschlüssel: schriftlpruefen20
Tipps für Studierende
Das CTL hat für den Blog der Uni Wien Beiträge für Studierende erstellt, die bei Prüfungen unterstützend sein können:
- Wie bereite ich mich gut auf Prüfungen vor?
- Einstimmen auf schriftliche digitale Prüfungen
- Tipps zum Schreiben von Open Book-Essays bei Prüfungen
- Wie begegne ich Schreibblockaden?
- Digitale schriftliche Prüfungen mit erlaubten Lernunterlagen
- Blackout: Tipps zum Umgang mit Denkblockaden in Prüfungen
- Prüfungsmisserfolg – Aus Erfahrungen lernen