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DIE CHANTEN (OSTJAKEN)


Die Chanten sind ein kleinzähliges finnougrisches Urvolk. Sie zählen als eines von zwei Völkern zu den obugrischen Völkern. Sie sind die nächsten Verwandten der Mansen und Ungarn.

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Chanten von den Russen als „Ostjaki" (Ostjaken) bezeichnet.
Ihr Name „Chanty" (Chanten), wie sie sich selbst bezeichneten, bedeutet eigentlich „Mensch".

Die Chanten zählen ca. 28 600 Personen.(2)

Inhaltsverzeichnis


  1. #Geschichte
  2. #Geographische Verbreitung
  3. #Kultur
  4. #Sprache
  5. #Quellen

Geschichte


Die ethnische Geschichte der Chanten ist, wie Archäologen bestätigen, recht kompliziert. Die archäologischen Funde zeugen vom Vorhandensein verschiedenster ethnischer Elemente. Die nördlichen Chanten standen ab Mitte des 2. Jahrtausends unserer Zeitrechnung unter einem starken Einfluss der Rentierzuchtkultur der Nenzen. Die südlichen Chanten siedelten sich vom Mündungsgebiet des Irtysch nach Norden hin an. Bei ihnen spielte der Einfluss der südlichen Waldsteppen-Bevölkerung eine bedeutende Rolle. Einen wesentlichen Einfluss auf die südlichen Chanten übten auch die Türken und später die Russen aus. Die östlichen Chanten siedeln am Mittellauf des Ob. Diese Gruppe übernahm in größerem Umfang als die anderen die nordsibirischen Züge der Kultur, wie sie der Bevölkerung des Urals eigen ist.

Als die Kosaken Sibirien eroberten, konnten die Chanten ihnen förmliche Heere entgegenstellen. Sie hatten damals eine nationale Organisation und wohnten in regelmäßig angelegten Städten. Allein bei dem 1501 unternommenen Kriegszug zerstörten die Russen 41 dieser Plätze.
Heute sieht man noch die Reste einiger derselben im Distrikt Obdorsk. Jetzt wohnen sie in elenden Dörfern, dem Trunk ergeben und an Zahl schnell abnehmend, da die Ehen wenig fruchtbar, die Kindersterblichkeit eine sehr große ist und Hungersnot das Volk oft heimsucht.

Die russischen Kaufleute und Industriellen kannten die Chanten bereits seit dem 11. Jahrhundert. Damals gab es bei den Chanten mehrere Stämme, von denen ein jeder sein eigenes Zentrum und seinen Führer besaß. Es sei bemerkt, dass sich die Lebensweise der Chanten im 17. bis 19. Jahrhundert kaum wesentlich veränderte. Aus taktischen Gründen strebte die Regierung nicht danach, ihr gesellschaftliches Leben allseitig zu verändern. Übrigens ist die Anzahl der Chanten in den drei Jahrhunderten ihrer Existenz im Rahmen des Russischen Staates, also vom 17. bis ins 19. Jahrhundert, von 6 300 Personen bis auf 16 200 gewachsen. (1) (2)

Geographische Verbreitung


Die Chanten sind ein Volk in Sibirien, dessen Verbreitungskreis am untern Ob und Jenissei südlich fast bis nach Tobolsk und Tomsk, nördlich über den 65. Breitengrad hinausreicht, längs des Ob sich sogar über den 67. Breitengrad ausdehnt.
Fast 60 % der Chanten leben im Autonomen Kreis der Chanten und Mansen, 30,5 % im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen. Eine kleine Anzahl der Chanten lebt im Gebiet Tomsk und in der Republik Komi. (1) (2)

#Abb. 2 Karte der Verbreitungsgebiete der Mansen

Kultur


Die Chanten befassten sich traditionell mit dem Fischfang in Flüssen, mit der Jagd in der Taiga und mit der Rentierzucht.
Die Hauptnahrung der Chanten bestand aus Fisch, aus Rentierfleisch oder dem Fleisch anderer Tiere. Im Herbst wurde Rentierfleisch auf Vorrat zubereitet. Der Fisch wurde roh, gekocht, gedörrt oder gefroren gegessen. Aus den Innereien ließ man den Fischtran aus, in dem man dann die Fladen buk.
Eine große Bedeutung besaß in ihrem Leben auch das Sammeln.
Im Sommer nutzten die Chanten Boote verschiedenster Typen. Im Winter nutzte man Skier oder Rentier- und Hundeschlitten als Fortbewegungsmittel.

Die Mehrzahl der Chanten führte eine halb nomadische Lebensweise.
Sie zerfallen in eine Menge Geschlechter oder Stämme, an deren Spitze ein Ältester steht (Starschina), der für Aufrechterhaltung der Ordnung zu sorgen hat.
Sie sind militärfrei, entrichten aber der russischen Regierung eine Steuer (Jassok), die früher in Pelzwerk und jetzt in Geld eingefordert wird, die sie aber bei ihrer großen Armut kaum zu zahlen im stande sind, da die Ausbeute der Jagd immer schwieriger und geringer wird.

Aus ihren ständigen Winter-Niederlassungen zogen sie in ihre Saisonunterkünfte. Ihre Behausungen sind sehr mannigfaltig. Im Winter lebten sie in Erdhütten oder in Halberdhütten, die ein Holzgerüst besaßen, das von oben mit Stangen, Zweigen, Grasnarbe und Erde bedeckt wurde. Die Beheizung erfolgte durch einen so genannten „Tschuwal". Das war ein offener Herd aus Stangen, die mit Ton beschmiert waren. Die Saisonunterkünfte der Chanten wurden aus Stangen errichtet und mit Birkenrinde bedeckt. Die Rentierzüchter unter den Chanten lebten im Tschum, den sie mit Rentierfellen bedeckten. (1) (2)

Religion

Getauft sind sie seit mehr als 100 Jahren, aber dennoch sind sie keine Anhänger des Christentums.
Die traditionelle Religion der Chanten ist der Schamanismus.
In der geistigen Kultur der Chanten nahm der Bärenkult einen großen Platz ein. Damit ist ein ganzer Komplex von Bräuchen verbunden zum Beispeil das Bärenfest.
Ihre Götzenbilder werden in besondern Jurten aufbewahrt.(2)

Folklore

Die Chanten haben eine reiche Folklore (die vor allem im späten 19. und im frühen 20. Jahrhundert von Antal Reguly, Serafim Patkanov, K.F. Karjalainen, Artturi Kannisto, József Pápay, Bernát Munkácsi und anderengesammelt wurden), Sagen und Märchen, Mythische, Helden- und Schicksalslieder auch Rituale (Bärenfest mit Bärenliedern). In ihnen war von den Vorfahren, von Stammeskriegen und anderen Ereignisse aus der Vergangenheit die Rede.(2)

Kunst

Was die Nationalkleidung der Chanten betrifft, so trugen die Rentierzüchter als Oberbekleidung einen vorn nicht aufgeschnittenen Mantel mit Kapuze. Übrigens wurde diese Art der Oberbekleidung bei den Nenzen entlehnt. Bei den anderen Gruppen der Nenzen trug man das bei Reisen. Die Alltagskleidung bestand aus Mänteln, die aus Rentier- oder Hasenfellen, aus dem Fell der Eichhörnchen- und Fuchspfoten genäht waren. Im Winter trug man Rentierfellschuhe mit Fellstrümpfen. Die Bekleidung der Männer wie der Frauen war kunstvoll verziert mit Glasperlen, mit Metallplättchen oder Applikationen.(2)

Kunsthandwerk:
Meist mit geometrischen oder stilisierten Tier- und Pflanzenornamenten verzierte Gegenstände aus Leder, Holz, Stoff, Birkenrinde.

Literatur

Sprache


Die Sprache der Chanten gehört zu der finnisch-ugrischen Gruppe des ururalischen Sprachstammes.
In der chantischen Sprachen existieren drei Dialektgruppen: die nördliche, südliche und östliche. In jeder dieser Gruppe gibt es weitere Dialekte. Dieser Umstand erschwerte die Schaffung eines Schrifttums. Eine Grammatik der Sprache verfasste Castrén (2. Aufl. von Schiefner, Petersb. 1858). Ab 1940 wurde der chantischen Literatursprache ein Dialekt zugrunde gelegt, der am Mittellauf des Ob gesprochen wird. Gegenwärtig stützt sich das Schrifttum auf fünf Dialekte der chantischen Sprache. (2)

Quellen


(1)
Zugriff am 22.11.2011: http://www.peter-hug.ch/lexikon/Wogulen

(2)
Zugriff am 10.01.2012: http://german.ruvr.ru/radio_broadcast/17350884/21516393.html

(3)

(4)

Abb. 1

Zugriff am 10.01.2011: http://www.baz-selbelang.de/jugra.html

Abb. 2

Zugriff am 10.01.2012: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Map_of_Russia_-_Khanty-Mansi_Autonomous_Okrug_(2008-03).svg&filetimestamp=20100204172525

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