You are viewing an old version of this page. View the current version.

Compare with Current View Page History

« Previous Version 169 Next »

Uralische Sprachen


Inhaltsverzeichnis

Einleitung


Die uralischen Sprachen bilden eine Familie von etwa 30 Sprachen, die von rund 25 Millionen Menschen gesprochen werden. Sie erstreckt sich über weite Teile des nördlichen Eurasiens von Skandinavien bis über den Ural auf die Taimyr-Halbinsel. Außerdem gehört das Ungarische in Mitteleuropa zu dieser Familie.

Typologisch haben die uralischen Sprachen eine große Bandbreite. Einige Eigenschaften sind vorherrschend oder doch weit verbreitet: eine reiche agglutinative Morphologie, insbesondere ein reichhaltiges Kasussystem mit bis zu 20 Fällen. Die Verneinung erfolgt in den meisten Sprachen durch ein flektierbares Hilfsverb, Vokalharmonie ist in einigen Sprachen vorhanden. Die Heimat der gemeinsamen Muttersprache aller uralischer Sprachen, also des Proto-Uralischen, lag wahrscheinlich im zentralen oder südlichen Uralgebiet. Diese angenommene Urheimat war bestimmend für die Namensgebung der Sprachfamilie. Der Prozess der Abtrennung einzelner uralischer Gruppen und ihre Einwanderung in die späteren Siedlungsgebiete begann vor etwa 6000 Jahren.

Die Wissenschaft von den uralischen Sprachen und der damit verbundenen Kultur heißt Uralistik oder - bei der Beschränkung auf einen der beiden Hauptzweige des Uralischen - Finnougristik und Samojedistik.

Hauptsprachen


Die wichtigsten und sprecherreichsten uralischen Sprachen sind:

  • Ungarisch oder Magyar, 14,5 Millionen Sprecher, Nationalsprache Ungarns und der Ungarn, Sprache der autochthonen ungarischen Minderheiten in Kroatien (v.a. Gespanschaft Osijek-Baranja), Österreich (v.a. Burgenland), Rumänien (Siebenbürgen), der Slowakei (ehemaliges Oberungarn), Serbien (Vojvodina) und der Ukraine (Transkarpatien)
  • Finnisch oder Suomi, 6 Millionen Sprecher, Nationalsprache Finnlands
  • Estnisch, 1,1 Millionen Sprecher, Nationalsprache Estlands
  • Mordwinisch, 1,1 Millionen Sprecher, Russland, Mordwinien (Varietäten: Ersjanisch und Mokschanisch)
  • Mari oder Tscheremissisch, 600.000 Sprecher, Russland, Republik Mari El
  • Udmurtisch, 550.000 Sprecher, Russland, Udmurtien
  • Komi, 400.000 Sprecher, Russland, Republik Komi (Varietäten: Komi-Syrjänisch und Komi-Permjakisch)

Hauptzweige und Verbreitungsgebiete


Die beiden Hauptzweige

Das Uralische zerfällt in zwei klar definierte Hauptzweige, die sich vor mindestens 6000 Jahren getrennt haben:

  • den größeren westlichen Zweig Finno-Ugrisch mit heute über 99% der uralischen Sprecher und insgesamt 24 Sprachen
  • den kleineren nördlich und östlich des Urals beheimateten Zweig des Samojedischen mit noch vier lebenden Sprachen, die von nur noch höchstens 30.000 Menschen in riesigen dünn besiedelten Gebieten Nordsibiriens gesprochen werden.

Der sprachliche Abstand zwischen Finnisch und Ungarisch - beide sind Mitglieder des finno-ugrischen Zweigs - kann mit dem zwischen Deutsch und Russisch verglichen werden; die Unterschiede zwischen einzelnen finno-ugrischen und samojedischen Sprachen sind noch erheblich größer.

Die finno-ugrischen Sprachen

Die bekannteste finno-ugrischen Sprachen sind das Ungarische (14,5 Millionen Sprecher), das Finnische (6 Millionen Sprecher) und das Estnische (1,1 Millionen Sprecher). Diese drei sind auch die einzigen uralischen Sprachen mit dem Status einer Nationalsprache.

Das Saamische (die frühere Bezeichnung "Lappisch" wird von den Samen abgelehnt) bildet eine Gruppe von 10 Sprachen mit rund 35.000 Sprechern, die hauptsächlich in Norwegen und Schweden, aber auch in Finnland und Russland auf der Kola-Halbinsel gesprochen werden. Das Livische ist eine fast ausgestorbene, dem Finnischen eng verwandte Sprache in Lettland. Alle anderen uralischen Sprachen haben ihre Verbreitungsgebiete im heutigen Russland.

Zunächst schließen sich dem Estnischen in Russland in einer breiten Zone bis zur Kola-Halbinsel die Sprachen Wotisch, Ingrisch (beide fast ausgestorben), Wepsisch (8.000 Sprecher) und Karelisch (70.000, Autonome Republik Karelien) an. Wepsisch und Karelisch werden fast nur noch von älteren Sprechern gesprochen. Im zentralen Wolgagebiet findet man in eigenen autonomen Republiken das Mordwinische (mit 1,1 Millionen Sprechern die größte uralische Sprache Russlands), das Mari oder Tscheremissische (600.000 Sprecher) und das Udmurtische (600.000). Weiter nördlich schließt sich das Komi mit den Varietäten Syrjänisch und Permjakisch an, die zusammen etwa 500.000 Sprecher aufweisen. Manche Autoren betrachten Syrjänisch und Permjakisch als separate Sprachen.

Östlich des Urals werden im Ob-Gebiet die ob-ugrischen Sprachen Chantisch (oder Ostjakisch, 15.000 Sprecher) und Mansisch (oder Wogulisch, 5.000 Sprecher) in einem eigenen autonomen Kreis der Chanten und Mansen gesprochen. Sie sind die nächsten Verwandten des weit nach Westen vorgedrungenen Ungarischen und bilden mit deisem die ugrische Untergruppe.

Die samojedischen Sprachen

Die trotz sowjetischer Ansiedlungspolitik teilweise nomadisch gebliebenen Samojeden bewohnen im Norden Russlands ein riesiges Gebiet vom Weißen Meer bis zur Taimyr-Halbinsel. Die etwa 41.000 Nenzen oder Juraken machen den weitaus größten Teil der Samojeden aus. Sie stellen in drei autonomen Bezirken die Titularnation (Autonomer Kreis der Nenzen, Autonomer Kreis der Jamal-Nenzen und der ehemalige Autonome Kreis Taimyr), zudem leben etwa 1.200 Wald-Nenzen im Autonomen Kreis der Chanten und Mansen und etwa 8.000 in der Oblast Archangeslk. Noch 27.000 Personen, also etwa 70% der Nenzen, sprechen ihre angestammte nenzische Sprache. Die nah verwandten Enzen an der Jenissei-Mündung zählen nur noch etwa 230, von denen noch rund 100 ältere Stammesmitglieder das Enzische sprechen.

Nördlich und östlich schließen sich die Nganasanen an, von denen etwa 1.000 Nganasanisch sprechen, und die südöstlich im Gebiet des mittleren Ob lebenden Selkupen mit 2.000 Sprechern des Selkupischen. Die süd-samojedischen Sprachen Mator und Kamas sind ausgestorben. Mator wurde im frühen 19. Jahrhundert von einer Turksprache verdrängt; es wurde jedoch vorher durch intensive linguistische Feldarbeit erschlossen. Der letzte Kamas-Sprecher starb 1989.

Genetische Struktur und Klassifikation der uralischen Sprachen


Genetische Struktur

Da die aktuelle wissenschaftliche Diskussion verschiedene Ansätze für die innere Gliederung der uralischen Sprachen bietet - insbesondere für den Finno-ugrischen Zweig - , wird hier weitgehend die traditionelle Klassifikation zugrunde gelegt, welche von den meisten Forschern favorisiert wird.

Allerdings muss nach Übereinstimmung der meisten Finnougristen die Einheit Wolgafinnisch (Zusammenfassung von Mordwinisch und Mari) aufgegeben werden. Auch eine früher angenommene finnisch-samische Einheit wird von manchen Forschern nicht mehr vertreten, so dass beides separate Gruppen innerhalb des Finno-Permischen darstellen. Man erhält dann folgende genetische Struktur der uralischen Sprachfamilie:

  • Uralisch
    • Finno-Ugrisch
      • Finno-Permisch
        • Ostseefinnisch
        • Samisch
        • Mordwinisch
        • Mari
        • Permisch
      • Ugrisch
        • Ungarisch
        • Ob-Ugrisch
    • Samojedisch
      • Nordsamojedisch
      • Südsamojedisch
Klassifikation der uralischen Sprachen



Memo: Darstellung des uralischen Stammbaumes austauschen!

Älteste Belege und Schriftsprachen


Das Ungarische ist die uralische Sprache mit den älstesten schriftlichen Belegen. Nach ersten verstreuten Einzelwörtern in anderssprachigen Texten ist eine Leichenrede aus dem Ende des 12. Jahrhunderts der früheste Textbeleg. Er besteht aus 38 Zeilen und hat einen Umfang von 190 Wörtern.

Es folgt um 1300 eine altungarische Marienklage, eine künstlerisch wertvolle Nachdichtung eines lateinischen Textes, gewissermaßen das erste ungarische Gedicht!

Das älteste karelische Sprachdenkmal stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist ein sehr kurzer auf Birkenrinde geschriebener Text. Altpermisch, eine frühe Form des Komi, erhielt im 14. Jahrhundert druch den Missionar Stephan ein eigenes Alphabet, das auf dem griechischen und kyrillischen Alphabet basiert. Das älteste estnische Buch wurde 1525 gedruckt, blieb aber nicht erhalten; der erste erhaltene estnische Text sind 11 Seiten eines 1535 gedruckten religiösen Kalenders. Die finnische Literatur beginnt 1544 mit den Rukouskirja Bibliasta des Mikael Agricola , 1548 folgt seine Übersetzung des Neuen Testaments. Die ältesten samischen Texte stammen aus dem 17. Jahrhundert.

Außer den erwähnten Sprachen mit relativ frühen Sprachdenkmälern haben inzwischen fast alle uralischen Sprachen eine schriftliche Form gefunden, wenn auch eine eigentliche literarische Produktion nur bei den größeren Sprachen stattgefunden hat. Die uralischen Sprachen in Russland benutzen geeignete Modifikationen des kyrillischen Alphabets, die westlichen Sprachen das lateinische Alphabet.

Urheimat und Ausbreitung der uralischen Sprachen

Die Festlegung der Urheimat des Proto-Uralischen ist wegen des hohen Alters der Protosprache eine schwierige Aufgabe. Man nimmt allgemein an, dass sie im zentralen oder südlichen Uralgebiet mit einem Zentrum westlich des Gebirgszuges zu lokalisieren sind. Als erstes trennten sich die Vorfahren der heutigen Samojeden und zogen ostwärts. Diese Trennung erfolgte vor mindestens 6000, wenn nicht 7000 Jahren, was aus der relativ geringen Zahl (ca. 150) gesamt-uralischer Wortgleichungen zu schließen ist. Die Aufspaltung des Samojedischen in die heutigen Sprachen begann wohl erst vor etwa 2000 Jahren.

Die finno-ugrische Gruppe war von Anfang an die bei weitem größere. Erste Aufspaltungen dieser Gruppe gehen mindestens auf das 3. Jt. v. Chr. zurück. Wie schon oben erwähnt, ist die Reihenfolge der Abspaltungen und damit der Verlauf der Ausdehnung der finno-ugrischen Sprachen inzwischen strittig. Die neueren Resultate sehen dagegen die samisch-finnische Gruppe als eine periphere Einheit an, die zuerst und zwar schon im 3. Jt. v. Chr. vom finno-ugrsichen Kern abrückte. Es folgten das Mordwinische und das Mari (etwa um 2000 v. Chr.) und schließlich das Permische in der Mitte des 2. Jts. v. Chr. Als Kern blieben die Sprachen zurück, aus denen sich das Ugrische entwickelte. Wohl bereits 1000 v. Chr. kann man die Trennung des Ungarischen von den ob-ugrischen Sprachen ansetzen. Die Ungarn zogen seit 500 n. Chr. zusammen mit türkischen Stämmen westwärts und erreichten und eroberten das schwach besiedelte Karpatenbecken 895 n. Chr.

Quellenangabe: Prof.Dr. Ernst Kausen: Die uralische Sprachfamilie. Gießen 2000

Charakteristika der uralischen Sprachen

Saamische Sprachen


Allgemein

Grundsätzlich kann nicht von „der“ saamischen Sprache gesprochen werden, da es mehrere verschiedene Dialekte – bzw. sprechen hier auch manche schon von verschiedenen Sprachen – die in 4 Staaten (Norwegen, Schweden, Finnland und Russland) gesprochen werden. Folgende Einteilung in 9 Hauptdialektgruppen kann getroffen werden:


  1. Südsaamisch
    • Jämtlandsaamisch
    • Åselesaamisch
  2. Umesaamisch
  3. Pitesaamisch
  4. Lulesaamisch
  5. Norwegisches oder Nordsaamisch
    • Tornesaamisch
    • Finnmarksaamisch
    • Meersaamisch
  6. Inarisaamisch
  7. Skoltsaamisch
  8. Kildinsaamisch
  9. Tersaamisch

Die Dialekte 1-5 bilden die westlichen saamischen Dialekte, 6-9 die östlichen saamischen Dialekte.


Schriftsprache?

Gemessen an der Zahl seiner Sprecher ist Nordsaamisch der größte Dialekt und wird daher auch als Basis für die Schriftsprache die für Norwegen, Schweden und Finnland herausgearbeitet wurde, herangezogen. Aufgrund dieser Tatsache sind auch alle grammatikalischen Beispiele im folgenden Artikel, wenn nicht anders vermerkt, aus dem Nordsaamischen.


Phonologie


Morphologie


Wortarten

  1. Nominalformen
    1. Nomen
    2. Adjektive
    3. Numerale
      1. Kardinale Numerale
      2. Ordnungsnumerale
    4. Pronomen
      1. Personalpronomen
      2. Demonstrativpronomen
      3. Relativpronomen
      4. Interrogativpronomen
      5. Reflexivpronomen
      6. Indefinitpronomen
  2. Verben
  3. Partikel
    1. Adverben
    2. Konjunktionen
    3. Postpositionen und Präpositionen
    4. Enklitika
    5. Interjektionen

Grundsätzlich ist das Saamische eine vergleichsweise synthetische Sprache, grammatikalische Kategorien werden durch die Zufügung eines Suffixes an den Stamm ausgedrückt. Sowohl das Suffix als auch der Wortstamm können morphohonemischen Alternationen unterliegen, wobei bei einem nicht flektierten Suffix die morphologische Kategorie durch Alternationen des Stammes, nämlich morphologische quantitative und qualitative phonemische, angezeigt wird.


Deklination

Im Saamischen gibt es

  • 8 Fälle (Nominativ, Genitiv, Akkusativ, Illativ, Locativ, Komitativ, Abessiv und Essiv) und
  • 3 verschiedene Zahlen (Singular, Plural und Dual, dieser ist jedoch nur in Personalpronomina und Possessivsuffixen zu finden.)

Die Possessivsuffixe zeigen Person des Besitzers und die Zahl an. Aufgrund der Possessivsuffixe kann im Saamischen zwischen absoluter Deklination (z.B.: guos'si 'Gast') und possessiver Deklination (z.B.: guos'sán 'mein Gast') unterschieden werden.


Absolute Deklination

Nom. guolle ('Fisch')
Gen. guole
Akk. guole
Ill. guollai
Lok. guolest
Ess. guollen
Abe. guoletâgâ
Kom. guliin


Possessive Deklination (hier nur Nominativ Singular)

ac'ce 'Vater'

Singular

1. ac'cam 'mein Vater'
2. ac'cad 'dein Vater'
3. ac'ces 'ihr/sein Vater'

Dual

1. ac'came 'meine zwei Väter'
2. ac'cade 'deine zwei Väter'
3. ac'ceskâ 'seine/ihre zwei Väter'

Plural

1. ac'camek 'meine Väter'
2. ac'cadek 'deine Väter'
3. ac'cesek 'seine/ihre Väter'


Bei Adjektiven kann durch die Anfügung eines -s an die Basis eine spezielle attributive Form gebildet werden:

giew'râ: giewrâs 'stark'


Manche Adjektive verlieren diesen Konsonanten in ihrer attributiven Form:

âllâg: âllâ 'hoch'


Andere wiederum sind formgleich mit der Basisform:

duottâ 'wahr', nourrâ 'jung'


Konjugation

Das Saamische weist

  • 4 Modi (Indikativ, Potential, Konditional und Imperativ),
  • 4 Zeiten (Präsens, Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt),
  • 3 Zahlen (Singular, Plural und Dual),
  • 3 Personen,
  • aktive und passive Formen auf.

Auch existieren im Saamischen nominale Formen des Verbes:

  • Infinitiv
  • Gerundium I
  • Gerundium II
  • Abessiv
  • Aktion
  • Partizip Präsens
  • Partizip Perfekt
  • Verbaladverb

In der Negation existiert auch eine supine Verbform, die eine finale negative Hypotaxe einleitet.


Beispiel: diettet (‚wissen‘)

Aktiv Indikativ Präsens:

Singular

1. diedam ‚ich weiß‘
2. diedak ‚du weißt‘
3. dietta ‚er/sie/es weiß‘

Dual

1. ditti ‚wir (zwei) wissen‘
2. dietteboet’te ‚ihr (zwei) wisst‘
3. diettebâ ‚sie (zwei) wissen‘

Plural

1. diettep ‚wir wissen‘
2. diettebettit ‚ihr wisst‘
3. dittik ‚sie wissen‘

Gerundium I: diedededdiin
Gerundium II: diettemin
Abessiv: _diedekœt’ta( i )_
Partizip Präsens: diet’te
Partizip Perfekt: diettam
Verbaladverb: diede


Die Verbformen im Präsens und Imperfekt sind jeweils einteilig, zur Bildung des Perfekt und Plusquamperfekt wird das Hilfspräfix _lœ-_ (‚sein‘) benötigt, welches für die jeweilige Person und Partizip Perfekt flektiert werden muss:

Aktiv Indikativ Perfekt:

Singular

1. _lœm diettam_ ‚ich habe gewusst‘
2. _lœk diettam_ ‚du hast gewusst‘
etc.

Aktiv Indikativ Plusquamperfekt:

Singular

1. legjim diettam ‚ich hatte gewusst‘
2. legjik diettam ,du hattest gewusst‘
etc.


Die negativen Verbformen werden mit einem für die jeweilige Person flektierten Hilfswort und der negativen Form des Verbes gebildet:

Aktiv Indikativ Präsens:

Singular

1. im diede ‚ich weiß nicht‘
2. ik diede ‚du weißt nicht‘
3. i diede ‚er/sie/es weiß nicht‘
etc.


Wortbildung

Derivation

In den saamischen Sprachen sind sowohl nominale als auch verbale Derivation zur Bildung von Nomen, Verben und Adverben möglich. Die meisten Derivationen werden durch das Anhängen eines Derivationssuffixes an den zwei- oder einsilbigen Stamm gebildet:
borrâmus (‚das Essen‘) abgeleitet vom Verbstamm borrâ- (‚essen‘)
Manchmal erfolgt die Derivation jedoch durch einen Lautwandel im Stamm:
calâ (‚Schreiben, etwas Geschriebenes‘) abgeleitet vom Verbstamm calle (‚schreiben‘)

Durch nominale Derivation kann u.a. Qualität, Beziehung, Ähnlichkeit und Verkleinerung ausgedrückt werden, während verbale Derivation Nomen, die für eine Handlung, das Objekt einer Handlung, das Resultat einer Handlung u.ä. stehen, aber auch verschieden Arten von Verben wie passive, reflexive, kausative, entstehen lässt.

Komposition

Komposition ist die am häufigsten vorkommende Art der Wortbildung im den saamischen Sprachen, die meisten daraus entstehenden Wörter sind Nomen.
Bei diesen ist das erste Element meist ein Nomen im Nominativ oder Genitiv, nur sehr selten in einem anderen Fall, niemals jedoch im Nominativ Plural. Auch Adjektive, Verben oder Adverbien sind als erstes Element möglich, z.B.: unnâ-manna (‚kleines Kind‘), cok’kam-sâggje (‚ein Platz zum Sitzen‘).
Zusammengesetzte Adjektive beginnen meist mit einer attributiven Form des Adjektivs, Genitiv Singular eines Nomens (jedoch nur sehr selten mit Nominativ Singular) oder einer Kardinalzahl, z.B.: golmâ-jâkkasâš (‚Dreijähriger‘)
Es gibt auch zusammengesetzte Verben, jedoch kommen diese meist nur in der religiösen Sprache vor und sind oft Lehnwörter aus skandinavischen Sprachen. Adverbien und Nomen in einer Lokalkasusform bilden dabei meist das erste Element.


Syntax


Ostseefinnische Sprachen


Allgemein

Die ostseefinnischen Sprachen bilden den westlichen Teil der uralischen Sprachefamilie und lassen sich in eine nördliche und eine südliche Untergruppe einteilen. Zur nördlichen Gruppe zählen Finnisch, Wepsisch, Karelisch und Ingrisch (sozusagen ein „Ausläufer des Karelischen“ (4)), zur südlichen Estnisch, Livisch und Wotisch. Davon sind jedoch Estnisch und Finnisch die zwei einzigen Sprachen mit einer standardisierten Schriftsprache.

Gewisse Merkmale sind allen ostseefinnischen Sprachen gemein, wie zum Beispiel das Fehlen eines grammatikalischen Geschlechts. Ausnahmen bilden spezielle weibliche Formen vor allem bei Berufsbezeichnungen wie bspw. im Finnischen laulajatar (‚Sängerin‘) vgl. laulaja (‚Sänger‘) und kuningatar (‚Königin‘) vgl. kuningas (‚König‘). Im Finnischen wird dabei meist die Endung -tar verwendet, diese ist auch teilweise im Estnischen und Karelischen zu finden. Die Endung -nna (est. sobranna ‚Freundin‘) kommt am häufigsten im Estnischen, teilweise auch im Finnischen, jedoch in keinen anderen ostseefinnischen Sprachen vor. Bis auf diese Ausnahmen sind die ostseefinnischen Sprachen jedoch geschlechtlos. So ist die Bezeichnung sowohl für ‚er‘ als auch für ‚sie‘ im Finnischen hän und im Estnischen tema/ta.

Eine weitere Besonderheit der ostseefinnischen Sprachen ist das Fehlen von Artikeln. Zwar gibt es Indefinitpronomen, die mehr oder weniger als unbestimmte Artikel verwendet werden können, doch bleiben sie dabei Pronomen und keine Artikel. Eine Möglichkeit zwischen bestimmt und unbestimmt zu unterscheiden ist die Verwendung von entweder Nominativ oder Partitiv im Subjekt oder Objekt und dabei auf das Verhältnis der Kongruenz von Subjekt und Prädikat zu achten. Ein Beispiel aus dem Finnischen: Kaksi poikaa tulee. (‚Zwei Buben kommen.‘) vs. Kaksi poikaa tulevat. (‚Die zwei Buben kommen.‘)

Die Betonung der Silben in den ostseefinnischen Sprachen erfolgt auf eine ähnliche Art und Weise. Die Haupakzent liegt auf der ersten Silbe, der Nebenakzent auf der dritten, der fünften usw. nur nie auf der letzten Silbe! Besteht das Wort aus fünf oder mehr Silben, dann liegt der Nebenakzent auf der vierten Silbe, sollte die dritte eine kurze sein, z.B.: fin. a- r-vat-ta-va:s-ti (‚wahrscheinlich‘)
Ein weiteres Charakteristikum der ostseefinnischen Sprachen ist der konsonantische Stufenwechsel. Im Finnischen, Estnischen, Karelischen und Wotischen ist er ein fester Bestandteil, im Wepsischen und Livischen ist er teilweise sichtbar. Die Palatalisierung von Lauten ist in jeder ostseefinnischen Sprache – außer im Finnischen! – zu finden und kann teilweise ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal darstellen: estn. palk (‚Gehalt‘) vs. paljk (‚Block‘).


Phonologie


Morphologie

Wortarten

Die Unterscheidung der verschiedenen Wortarten in den ostseefinnischen Sprachen ist etwas schwieriger als bspw. im Deutschen, da das gleiche Wort oft als Nomen, Adjektiv und aber auch Verb vorkommen kann: fin. syksyn kylmät (‚die Kälte des Herbst‘), kylmää ruokaa (‚kaltes Essen‘), poikaa kylmää (‚dem Buben ist kalt‘). Weiters können Verben in ihrer Infinitiv- und Partizipialform Kasusendungen erhalten; schlußendlich ist die Wortart jedoch durch den jeweiligen Kontext ersichtlich, sodass sich folgende grobe Einteilung treffen lässt:

  1. Nominalformen
    1. Nomen
    2. Adjektive
    3. Numerale
      1. Kardinale Numerale
      2. Ordnungsnumerale
    4. Pronomen
  2. Verben
  3. Partikel
    1. Adverben
    2. Konjunktionen
    3. Postpositionen und Präpositionen
    4. Interjektionen

Nominalformen und Deklination

Deklination

Die Anzahl der Fälle der verschiedenen Sprachen ist unterschiedlich und kann allerdings selbst in der jeweiligen Einzelsprache nicht immer genau definiert werden, da manche Fälle von einigen Forschern nicht als Fälle angesehen werden bzw. der Akkusativ als solcher bspw. im Finnischen keine eigene Wortform darstellt sondern einmal als Genitiv und ein anderes Mal als Nominativ in Erscheinung tritt. Eine mögliche Einteilung könnte jedoch wie folgt aussehen:

Finnisch: 15 Fälle

Beispiel: talo (‚Haus‘)

Nom. talo
Gen. talon
(Akk. talon)
Part. taloa
Ill. taloon
In. talossa
El. talosta
All. talolle
Ad. talolla
Abl. talolta
Ess. talona
Tran. taloksi
Abe. talotta
Kom. taloinensa
Ins. taloin

Fragwürdige Formen, denen nicht jeder ihre Kasuseigenschaft zuspricht sind z.B. der Prolativ (postitse ‚auf dem Postweg‘) und der Lativ (ylös ‚auf, hinauf‘, alas ‚hinunter‘). Mit jenen und ähnlichen Formen könnte man auch auf 20 Fälle kommen.
In den anderen ostseefinnischen Sprachen erfolgt die Deklination auf die fast gleich Weise, im Karelischen sind der Allativ und der Adessiv verschmolzen, im Livischen wurden einige Fälle eliminiert und gibt es in dieser Sprache nur noch 12. Im Estnischen sind nur noch Spuren von Essiv, Instruktiv und den lativen Fällen zu finden, dafür verfügt es über einen terminalen Fall und ist mit diesem mehr oder weniger einzigartig unter den ostseefinnischen Sprachen. Der Einfluss des Deutschen wird vor allem bei den Präpositionen sehr deutlich.

Nomen

Wie bereits erwähnt zeichnen sich die ostseefinnischen Sprachen bezüglich der Nomen durch das Fehlen von Geschlecht und Artikeln aus. In der Gruppe der Nomen gibt es Stammwörter, Derivative und reichlich Kompositionen, z.B.:
fin. vesi (‚Wasser‘) - vesistö (‚Gewässer‘) – vesitie (‚Wasserweg‘)
Die meisten Eigennamen in den ostseefinnischen Sprachen sind Bezeichnungen für Personen und Orte, letztere tragen oft Namen, die sich aus Plätzen oder Objekten aus der Natur herleiten.

Adjektive

Ähnlich den Nomina in den ostseefinnischen Sprachen sind auch die meisten Adjektive Stammwörter, wiederum gibt es eine Vielzahl von Derivativen, oft von Nomen abgeleitet wie im Finnischen nainen (‚Frau‘): naisellinen (‚weiblich'), naismainen (‚weibisch‘). Ein weiteres Charakteristikum stellt die Komparation dar, welche sich im Finnischen in allen 3 Formen (Positiv, Komparativ und Superlativ) in den übrigen Formen jedoch nur durch Positiv und Komparativ (welcher hier auch die Funktion des Superlativs übernimmt) präsentiert.

Pronomen

Pronomen zählen zu den ältesten Wörtern in den ostseefinnischen Sprachen, doch haben sie sich im Laufe der Zeit in doch recht unterschiedliche Richtungen – meist durch phonologische Veränderung – entwickelt. So ist die dritte Person Singular im Finnischen hän, im Wotischen, Estnischen und Livischen jedoch ein Abart von tämä (estn. tema bzw. ta, liv. täma), im Finnischen ist tämä ein Demonstrativpronomen.

Im Finnischen folgt auf den Genitiv des Personalpronomens meist ein Possessivsuffix: minun kirjani (‚mein Buch‘), dies ist nur noch teilweise im Estnischen und Livischen und in den restlichen Sprachen nicht mehr zu finden.

In allen Sprachen ist das ein n- zu Beginn bei Pronomen ein Zeichen für den Plural (fin. nämä, estn. nemad ‚diese‘) Kurzformen der unbetonten Pronomen sind in allen Sprachen zu finden:

fin. tämä : tää
estn. nemad : nad


Verben und Konjugation

Die ostseefinnischen Sprachen weisen

  • 4 Modi (Indikativ, Potential, Konditional und Imperativ),
  • 4 Zeiten (Präsens, Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt),
  • 2 Zahlen (Singular und Plural),
  • 3 Personen,
  • aktive und passive Formen auf.

Bezüglich der nominalen Formen des Verbs existieren in den ostseefinnischen Sprachen

  • 4 Infinitive und
  • 2 Partizipien (Partizip Präsens und Perfekt).

Konjugation

Die Konjugation in den ostseefinnischen Sprachen erfolgt auf eine sehr ähnliche Art und Weise - es gibt lediglich kleine phonologische Unterschiede – und sei deshalb hier beispielhaft die Konjugation im Finnischen angeführt. Grundsätzlich werden die Verben durch Anfügung der Personalendung an den Wortstamm konjugiert, wobei dies in der dritten Person Singular dann nicht notwendig ist, wenn der Stamm auf einen langen Vokal oder einen Diphthong endet; sonst wird der letzte Vokal verlängert. Bei manchen Verben spielt auch der Stufenwechsel eine Rolle (Bsp.: tappaa ‚töten‘: tapan ‚ich töte‘ ABER hän tappaa ‚er/sie tötet‘)
In der 1. und 2. Person ist die Angabe der Personalpronomen nicht vonnöten.
Konjugation von lukea (‚lesen‘) im Aktiv Indikativ Präsens:

(minä) luen
(sinä) luet
hän lukee
(me) luemme
(te) luette
he lukevat

Modus

In den ostseefinnischen Sprachen gibt es Modi Indikativ, Potential, Konditional und Imperativ. Der Indikativ beschreibt eine reale Handlung, der Potential eine nicht sichere, der Konditional eine Handlung die von einer Voraussetzung abhängt und der Imperativ einen Befehl. Beispiele dafür aus dem Finnischen.

luen (‚ich lese‘)
lukenen (‚ich werde wohl lesen‘)
lukisin (‚ich würde lesen‘)
lue! (‚Lies!‘)

Der Potential wird jedoch im Finnischen nur in der gesprochenen Sprache verwendet, im Wotischen existiert er nur noch in alten Volksliedern und das Estnische und Livische kennen ihn nicht. Es „mangelt“ jedoch insofern nicht am Potential, da er auch durch Ausdrücke wie „ich lese wahrscheinlich“, „ich lese vielleicht“, „ich lese möglicherweise“ etc. ersetzt werden kann. Der Konditional wird im Finnischen, Karelischen, Wepsischen und Wotischen durch isi gekennzeichnet, im Estnischen und Livischen durch ksi. (kar. lugizin vs. liv. lugúks )

Zeiten

Die Bildung der 4 grammatikalischen Zeiten (Präsens, Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt) erfolgt in allen Sprachen sehr ähnlich: Präsens und Präteritum als einteiliges Verb (fin. luen ‚ich lese‘, luin ‚ich las‘) und Perfekt und Plusquamperfekt mit dem Partizip Perfekt und dem Hilfswort „sein“ (fin. olen lukenut ‚ich habe gelesen‘, olin lukenut ‚ich hatte gelesen‘). Es gibt kein grammatikalisches Futur, dieses wird mit dem Präsens und kontextualen Hilfen gebildet:
Fin. Huomenna menen uimaan (‚Morgen werde ich schwimmen gehen.‘)

Aktiv und Passiv

Im Gegensatz zur Konjugation von Verben im Aktiv (die für jede Person in 4 Zeiten und 4 Modi konjugiert werden können), gibt es für einen Modus und eine Zeit jeweils nur eine Passivform. Auch ist die Konstruktion des Passivs in den ostseefinnischen Sprachen eine andere als im Deutschen. Im deutschen Satz ‚Ein Brief wird geschrieben‘ ist Brief das Subjekt, in der finnischen Entsprechung Kirjoitetaan kirje ist kirje (‚Brief‘) das Objekt. Diese Konstruktion wäre am ehesten mit ‚Man schreibt einen Brief‘ zu übersetzen.

Nominale Formen des Verbs

Infinitive

Die ostseefinnischen Sprachen verfügen über vier Infinitivformen. Der erste Infinitiv kann als Basisform betrachtet werden und ist jener Infinitiv, der im Wörterbuch gefunden wird. (z.B.: fin. lukea ‚lesen‘) Der zweite Infinitiv ist im Grunde der Inessiv und Instruktiv des 1. Infinitivs und endet meist auf -e. Der dritte, so genannte ma-Infinitiv kann in verschieden Formen dekliniert werden, z.B.: fin. syödä ‚essen‘ : syömään, syömässä, syömällä etc. Der vierte Infinitiv ist eher selten und drückt eine notwendige Handlung aus

Partizipien

Insgesamt gibt es vier mögliche Partizipialformen: Präsens Aktiv und Passiv und Perfekt Aktiv und Passiv (und natürlich die dazugehörige Verneinung). Das Partizip Präsens wird meist als Adjektiv verwendet (fin. puhuva tyttö ‚das sprechende Mädchen‘), das Partizip Perfekt kommt am häufigsten in seiner Eigenschaft als Teil der Konjugation von Verben im Perfekt und Plusquamperfekt, aber auch als Adjektiv u.a. in seiner passiven Form (kirjoitettu kirje ‚ein Brief, der geschrieben wurde‘)

Partikel
Viele Adverben in den ostseefinnischen Sprachen sind deklinierte Formen von Nomen oder Adjektiven, z.B. fin. Essivformen: takana (‚dahinter‘), kaukana (‚fern‘), huomenna (‚morgen‘). Manch sind auch Lehnwörter oder durch Derivation entstanden. Des Weiteren verfügen die ostseefinnischen Sprachen über Präpositionen (bzw. eher Postpositonen), Konjunktion und Interjektionen.


Syntax


Mordwinische Sprache


Allgemein

Ähnlich der saamischen Sprachen ist es im Grunde falsch von der mordwinischen Sprache ansich zu sprechen, da sich diese – und auch ihre Sprecher handhaben dies so – in die zwei Dialekte bzw. Sprachen Ersä und Mokscha trennen lässt. Die Tatsache, dass beide „Dialekte“ 2 verschieden Schriftsprachen entwickelt haben, lässt eher darauf schließen, sie als 2 eigene Sprachen zu behandeln, auch unterscheiden sie sich in Phonologie, Lexikon und Grammatik. So wird bspw. ein e in Ersä durch ein ä oder e in Mokscha repräsentiert, z.B.: l’enge (E) vs. l’engä (M) ‚Baumrinde‘. Es gibt bereits ältere Studien (1984) über die gegenseitige Beeinflussung der beiden Dialekte, diese ist jedoch um einiges geringer als der übermächtige Einfluss des Russischen (siehe unten). Im Folgenden wird nun dennoch von der mordwinischen Sprache, mit Berücksichtigung von Ersä und Mokscha gesprochen.

Der russische Einfluss ist – wie bei den meisten uralischen Sprachen, deren Völker in Russland leben – stark, wurde aber teilweise an die mordwinische Sprache angepasst. Vor allem im Bereich der Phonologie werden Wörter zwar wie im Russischen geschrieben, jedoch orientiert sich die Aussprache an den jeweiligen Sprechern, also u.a. auch am jeweiligen mordwinischen Dialekt. Die kyrillische Schrift des Mordwinischen ist identisch mit der Russischen, die stimmlosen Vokale des Mokscha werden durch Hinzufügen eines x gekennzeichnet.


Phonologie


Morphologie

Wortarten

  1. Nominalformen
    1. Nomen
    2. Adjektive
    3. Numerale
      1. Kardinale Numerale
      2. Ordnungsnumerale
    4. Pronomina
      1. (empathische) Personalpronomen
      2. Possessivpronomen
      3. Demonstrativpronomen
      4. Relativpronomen
      5. Interrogativpronomen
      6. Indefinitpronomen
      7. Determinativpronomen
  2. Verben
  3. Partikel
    1. Adverben
    2. Konjunktionen
    3. Postpositionen

Nominalformen und Deklination

Deklination

Im Mordwinischen sind bei der Deklination von Nomen drei verschiedene Arten zu unterscheiden:

*die indefinite oder Basisdeklination
*die finite oder demonstrative Deklination
*die possessive Deklination

Für die indefinite Deklination sind 12 Fälle bekannt:

Nom. kudo E, kud M (‚Haus‘, ohne Suffix)
Gen. kudon‘ E, kuden‘ M (Suffix E und M: -n‘)
All./Dat. kudon’en‘ E, kuden‘di M (Suffix E: -n‘en‘, M: -nd’i)
Abl. kudodo E, kutta M (Suffix E: -do/-to, M: -da/-ta) (-to/-ta jeweils nach einem stimmlosen Konsonanten und nach b, d, d‘, g)
In. kudoso E, kutsa M (Suffix E: -so/-se, M: -sa/-ca)
El. kudosto E, kutsa M (Suffix E: -sto/-ste, M: -sta/-cta)
Dir.-Ill. a) kudov E, kudu M (Suffix E: -v, M: -v/-u/-i)
b) kudos E, kuts M (Suffix E: -s, M: -s/-c)

Prol. kudova E, kudga M (Suffix nach Vokalen EM: -va, nach stimmlosen Konsonanten EM: -ka, nach stimmhaften Konsonanten E: ga, nach nicht palatalisierten stimmhaften Konsonanten M: -ga, nach palatalisierten stimmhaften Konsonanten M: -gä)

Tran. kudoks E, kudeks M (Suffix EM: -ks)
Komp. _kudoška_ E, _kudeška_ M (Suffix EM: _-ška_)
Karit. kudovtomo E, kutftema M (Suffix E: (v)tomo/(v)t’eme, M: -ftema)
Kaus.(nur in M) kudenksa (Suffix: -nksa, meist mit Postposition inksa ‚wegen, aufgrund von‘)

Im Plural gibt es nur einen Fall, den Nominativ:
kudot E, kutt M (Suffix EM : -t/-t‘)

Für die übrigen Fälle werden die Formen der Deklinationen im Singular verwendet bzw. können zu Beginn eines Satzes auch die Formen der finiten Deklination herangezogen werden.

Uneinig sind sich Wissenschaftler über die Anzahl der Fälle der finiten Deklination. Paasonen spricht von 8 Fällen für beide Dialekte, andere von 10 Fällen für Ersä und 3 für Mokscha. Einigkeit besteht über folgende Fälle:

Nom. kudos‘ E, kut’s‘ M (Suffix E: -s‘, M: -s‘/-c‘)
Gen. kudon’t‘ E, kudet‘ M (Suffix E: -n’t‘, M: -t‘)
All. kudon’t’en‘ E, kutt’i M (Suffix E: -n’t’en‘, M: -t’i)

Die Fälle Ablativ, Inessiv, Elativ, Illativ und Prolativ werden in Mokscha durch Postpositionen gebildet und können grammatikalisch betrachtet nicht als Fälle anerkannt werden. In Ersä werden die jeweiligen Fälle der infiniten Deklination herangezogen und mit dem finiten Genitivsuffix -n’t‘ verbunden; d.h. der finite Ablativ von Haus ist kudodon’t‘. Die restlichen Fälle können auch mit einer Postposition gebildet werden. Für den Plural gilt dasselbe, nur dass hier die Endung -t’n’e/-tne angehängt wird. In Mokscha hingegen sind es die Endungen -t’n’ä/-n’ä, letztere wenn ein stimmhafter Konsonant stimmlos ausgesprochen wird und mit einer Pluralmarkierung versehen wird. Die Bildung der Beugefälle erfolgt auf eine sehr ähnliche Art und Weise nur das diesmal an den finiten Nominativ Plural die Endungen der indefiniten Deklination angehängt werden.

Bei der possessiven Deklination gibt es für alle drei Personen 4 mögliche Nominativformen (und entsprechend viele weitere Formen), die sich wiederum bei Ersä und Mokscha unterscheiden. Es gibt folgende Möglichkeiten:

  • Ein Besitzer und ein Objekt
  • Ein Besitzer und mehr als ein Objekt
  • Mehr als ein Besitzer und ein oder mehrere Objekte
  • Mehr als ein Besitzer und nur ein Objekt (dialektal)

Beispiele aus Ersä und Mokscha:

E: kudom vs. M: kudez’ä (‚mein Haus‘)
E: kudon vs. M: kuden’ä (‚meine Häuser‘)
E: kudonok vs. M: kuden’kä (‚unsere Häuser/unser Haus‘)
E: kudomok vs. M: kudnes’k (‚unser Haus‘)

Im Nominativ scheinen die Possessivsuffixe der beiden Dialekte recht unterschiedlich, im Genitiv sind sie dafür jedoch entweder gleich oder unterscheiden sich durch (meist) nur einen Buchstaben. Für die possessive Deklination gibt es in Ersä 11, in Mokscha 10 Fälle (hier fehlt der Translativ). Die genau Unterscheidung zwischen ein oder mehreren besitzen Objekten wird nicht immer getätigt. Für die Bildung der possessiven Deklination werden die indefiniten Kasusendungen herangezogen und werden die Possessivsuffixe angefügt.

Adjektive

Adjektive sind im Mordwinischen durch spezielle Suffixe gekennzeichnet; diese sind in Ersä -ov, -ev, -v und im Mokscha -u, z.B.: sakalov (E) = sakalu (M) ‚bärtig‘. Ist keines dieser Suffixe vorhanden oder ist die Einordnung des Suffixes semantisch fraglich, muss die Bedeutung durch syntaktische Betrachtung geklärt werden. So ist in Ersa valdo kov der ‚helle Mond‘ aber kov valdo ‚Mondlicht‘.

Die Steigerung von Adjektiven im Mordwinischen erfolgt grundsätzlich durch den Ablativ und die Grundform des Adjektivs. Der Ablativ der Demonstrativpronomen s’e (E) und s’ä (M) sind hierbei komparative Präpositionen. Für den Superlativ werden die Präpositionen ves’emed’e (E) und s’embed’ä (M) – beide im Ablativ und ursprünglich aus dem Russischen – verwendet.

Numerale

Das Mordwinische verfügt über kardinale Numerale und Ordnungsnumerale, wobei letztere von ersteren durch die Suffixe -c’e (E) und -c’ä (M) abgeleitet werden.

Verben und Konjugation

Die mordwinische Sprache weist

  • 7 Modi (Indikativ, Subjunktiv, Desiderativ, Imperativ, Optativ, Konditional, konditionaler Subjunktiv)
  • 4 Zeiten (Präsens-Futur, 2 Vergangenheiten, umschreibendes Futur)
  • 2 Zahlen (Singular und Plural)
  • 3 Personen
  • kein formales Passiv auf.

Weiters verfügt sie auch über nominale Verbformen:

  • Infinitiv (dieser wird jedoch nur in einigen Fällen dekliniert)
  • Partizip Perfekt
  • mehrere Präsenspartizipien


Syntax


Marische Sprache


Allgemein


Phonologie


Morphologie


Syntax


Syrjänische Sprache


Allgemein

Die syrjänische Sprache ist ein Teil des permischen Zweiges innerhalb der uralischen Sprachfamilie. Sie teilt sich in die drei Hauptdialekte

  • Komi-Syrjänisch
  • Komi-Permjakisch
  • Ostpermjakisch

Diese wiederum teilen sich in mehrere Unterdialekte und Mundarten. Die drei Hauptdialekte sind einander sehr ähnlich, etwaige Differenzen sind meist nur phonetischer Natur, unter den komi-syrjänischen Dialekten und zwischen Komi-Permjakisch und Ostpermjakisch gibt es jedoch auch teilweise morphologische und lexikale Unterschiede.
Im Syrjänischen existieren zwei Schriftsprachen; es entstanden die komi-syrjänische und die komi-permjakische; das Ostpermjakische besitzt keine eigene Schriftsprache.

Die Komi-Syrjänische Schriftsprache kann auf eine über 600 Jahre alte Tradition zurückblicken. Die frühesten Belege stammen aus dem 14. Jahrhundert, geschaffen wurde sie angeblich vom Missionar Stephan Chrap (der Heilige Stephan von Perm). Heutzutage basiert die komi-syrjänische auf einem Dialekt, der in der Umgebung von Syktyvkar gesprochen wird, im Gegensatz dazu basiert die komi-permjakische Schrift auf einem südpermjakischen Dialekt, der in der Gegend von Inva-Kudymkar gesprochen wird, die Schreibweise ist jedoch ident.


Phonologie


Morphologie


Syntax


Wotjakische Sprache


Allgemein


Phonologie


Morphologie


Syntax


Ob-ugrische Sprachen


Allgemein


Phonologie


Morphologie


Syntax


Samojedische Sprachen


Allgemein


Phonologie


Morphologie


Syntax


Zusammenfassung


Quellen


(1)

Sinor, D. (Hg.). 1988. The Uralic Languages: Description, History and Foreign Influences. Leiden: Brill.

(2)

Abondolo, D. (Hg.). 1998. The Uralic Languages. London and New York: Routledge.

(3)

Collinder, B. 1957. Survey of the Uralic Languages. Stockholm: Almqvist & Wiksell.

(4)

Vorlesungsfolien Prof. J. Laakso, Universität Wien, WS 2011

  • No labels