DIE CHANTEN (OSTJAKEN)
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Als die Kosaken Sibirien eroberten, konnten die Chanten ihnen förmliche Heere entgegenstellen. Sie hatten damals eine nationale Organisation und wohnten in regelmäßig angelegten Städten. Allein bei dem 1501 unternommenen Kriegszug zerstörten die Russen 41 dieser Plätze.
Heute sieht man noch die Reste einiger derselben im Distrikt Obdorsk. Jetzt wohnen sie in elenden Dörfern, dem Trunk ergeben und an Zahl schnell abnehmend, da die Ehen wenig fruchtbar, die Kindersterblichkeit eine sehr große ist und Hungersnot das Volk oft heimsucht.
Geographische Verbreitung
Die Chanten sind ein Volk in Sibirien, dessen Verbreitungskreis am untern Ob und Jenissei südlich fast bis nach Tobolsk und Tomsk, nördlich über den 65. Breitengrad hinausreicht, längs des Ob sich sogar über den 67. Breitengrad ausdehnt.
Kultur
Das Hauptbekleidungsstück ist die Chaliza, ein weiter, sackartiger Pelz, der mit der Haarseite nach innen getragen wird. Über diesen ziehen sie im Winter einen bis an die Kniee reichenden Pelz, Parka, mit der Haarseite nach außen und in eine Kapuze endend.
Ihre sehr unsaubern Wohnungen bestehen im Norden aus einem mit Birkenrinde oder Fellen bedeckten Stangengerüst, im Süden aus vierseitigen Balkengebäuden, die äußerlich häufig einer russischen Bauernstube gleichen.
Sie leben hauptsächlich vom Fischfang und von der Jagd auf Pelztiere. Das Fleisch verzehren sie meist roh.
Ihre Werkzeuge fertigen sie noch aus Knochen und Stein, wie im Steinzeitalter.
Die Frau wird gekauft und immer als unrein angesehen, trotzdem ist ihre Behandlung bei der Sanftmut der Ostjaken keine schlechte.
Sie zerfallen in eine Menge Geschlechter oder Stämme, an deren Spitze ein Ältester steht (Starschina), der für Aufrechterhaltung der Ordnung zu sorgen hat.
Sie sind militärfrei, entrichten aber der russischen Regierung eine Steuer (Jassok), die früher in Pelzwerk und jetzt in Geld eingefordert wird, die sie aber bei ihrer großen Armut kaum zu zahlen im stande sind, da die Ausbeute der Jagd immer schwieriger und geringer wird.
Religion
Getauft sind sie seit mehr als 100 Jahren, aber dennoch sind sie keine Anhänger des Christentums.
Ihre Götzenbilder werden in besondern Jurten aufbewahrt.
Folklore
Die Chanten haben eine reiche Folklore (die vor allem im späten 19. und im frühen 20. Jahrhundert von Antal Reguly, Serafim Patkanov, K.F. Karjalainen, Artturi Kannisto, József Pápay, Bernát Munkácsi und anderen), Sagen und Märchen, Mythische, Helden- und Schicksalslieder auch Rituale (Bärenfest mit Bärenliedern).
Kunst
Kunsthandwerk:
Meist mit geometrischen oder stilisierten Tier- und Pflanzenornamenten verzierte Gegenstände aus Leder, Holz, Stoff, Birkenrinde.
Literatur
Sprache
Die Sprache der Chanten gehört zu der finnisch-ugrischen Gruppe des ururalischen Sprachstammes. Eine Grammatik derselben verfasste Castrén (2. Aufl. von Schiefner, Petersb. 1858).