- Created by Christian Löw, last modified on 07. Dec 2022
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- Daniel Pfeiffer sanity check
#allgemein: Redundanzen kürzen, vgl. Verwendungszweck. Hier wäre gut es als nach der Kurzvorstellung zu haben. dann muss es nicht im Ablauf nochmals besprochen werden. Gelingensbedingungen sind super.#
Bezeichnung
Lernkartei, Flashcards
Kurzvorstellung
Die Lernkartei ist ein Hilfsmittel für systematisches Lernen. Sie besteht aus Lernkarten, auf denen jeweils auf der Vorderseite eine Wissensfrage und auf der Rückseite die dazugehörige Antwort angegeben ist. Studierende wählen aus einem zuvor befüllten Katalog Lernkarten für ihre persönliche Lernkartensammlung aus und versuchen dann, diese mehrfach richtig zu beantworten. Die persönliche Lernkartensammlung ist in fünf nummerierte Ordner unterteilt. Bei jeder richtigen Beantwortung wird die Frage in den nächsthöheren Ordner verschoben, bei einer falschen Beantwortung in den ersten Ordner zurückversetzt. Die Kontrolle nach richtiger bzw. falscher Beantwortung erledigen Studierende als Selbstüberprüfung.
In der universitären Lehre findet die Lernkartei ihren Platz als Unterstützung bei Lernen, Wiederholen und Festigen von Fakten, beispielsweise Grundlagen- und Sachwissen.
Die Lernkartei ist eine Moodle-Aktivität, daneben stehen Studierenden auch von der Universität Wien entwickelte und betriebene Smartphone-Apps für das mobile Lernen zur Verfügung.
Verwendung und Möglichkeiten
Lernkarten können je nach Konfiguration (siehe oben) entweder nur durch Lehrende oder durch Studierende (und Lehrende) erstellt werden. Entscheiden Sie für Ihren Einsatz der Lernkartei, welche Variante dazu stimmig ist.
- 1) Durch Studierende erstellte Lernkarten: Diese Variante stellt der Lernphase eine Phase des kollaborativen Erarbeitens von Lernkarten vor. Dabei erstellen Studierende je nach Aufgabenstellung Lernkarten zu einem bestimmten Inhalt oder Stoffgebiet. Diese gelangen in einen gemeinsamen Fragenpool, in dem Studierende über die Peer-Review-Funktion die Fragen anderer bewerten, und sich auf dieser Basis etwa die am besten bewerteten Lernkarten für ihre eigene Lernkartei bzw. ihren eigenen, wiederholenden Lernprozess heranziehen können.
Vorteile: Aus didaktischer Sicht hat dies potenzielle, positive Effekte: Die Aufgabe, eine möglichst gute Lernkarte zu einem bestimmten Thema zu erstellen, fordert die Studierenden auf der metakognitiven Ebene ("Über das eigene Lernen nachdenken") und wirkt aktivierend. Die Peer-Review-Funkton bietet eine Vergleichsbasis mit anderen und einen Feedback-Kanal an den*die Kartenersteller*in über die Qualität des Ergebnisses aus Sicht von Peers. Durch die Vergabe von etwa Bonuspunkten für die Lernkarten mit den meisten, positiven Peer-Reviews kann die Erstellung qualitativer Lernkarten noch zusätzlich motiviert werden.
Gelingensbedingungen: Um die Qualität der Inhalte für das wiederholende Lernen sicherzustellen, ist eine genaue Anleitung zur Erstellung der Lernkarten wichtig und eine Überprüfung des Inhalts der so von Studierenden erstellen Lernkarten durch Lehrende erforderlich (siehe nächste Phase). - 2) Durch Lehrende erstellte Lernkarten: Über diese Variante können Sie Studierenden über gezielt erstellte, etwa ein bestimmtes Stoffgebiet der Lehrveranstaltung abdeckende, Lernkarten eine Basis zum Wiederholen und Festigen von Sachwissen anbieten.
Vorteile: Je nach Eignung des zugrundeliegenden Lehrstoffes können große, aus Studierendensicht vielleicht unübersichtliche, Brocken in kleine Häppchen unterteilt und so zugänglicher gemacht werden.
Gelingensbedingungen: Studierende benötigen Klarheit darüber, wie sich von Lehrende erstellte Lernkarten zum Stoffgebiet der Lehrveranstaltung (Was genau deckt ein Set an Lernkarten ab?) und zur Leistungsüberprüfung (Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Lernkarten und ggf. Fragen einer darauffolgender Prüfung) verhalten.
Ablauf
1. Vorbereitung
- Planen Sie vorab, wann und wie Sie während Ihrer Lehrveranstaltung die Lernkartei einsetzen möchten.
- Konfiguration: Die Lernkartei kann je nach Konfiguration entweder
- (1) durch Studierende und Lehrende mit Lernkarten befüllt werden, oder
- (2) nur durch Lehrende. In dieser Ablaufbeschreibung wird in weiterer Folge die erstere Variante dargestellt. Eine Beschreibung des Ablaufs der zweiten Variante finden Sie weiter unten unter "weitere Varianten".
- Konfiguration: Die Lernkartei kann je nach Konfiguration entweder
- Erstellung von Lernkarten
- Kommen durch Lehrende erstellte Lernkarten zum Einsatz, können Sie diese in der Lernkartei anlegen.
Außerdem bietet die Lernkartei die Möglichkeit, bereits in der Fragendatenbank vorhandene Fragen verschiedener Fragenvarianten in die Lernkartei zu importieren.
Achtung!
Beachten Sie hierbei, dass eine ursprünglich etwa für eine Multiple-Choice-Prüfung erstellte Frage zwar in die Lernkartei importiert werden kann, aber eine Prüfungsfrage nicht notwendigerweise eine gute Lernhilfe ist. Eine gute Lernkarte fragt nach einem konkreten Stoffinhalt und gibt dazu eine klare, nicht unnötig umfangreiche Antwort.
- Kommunikation an Studierende: Erklären Sie vorab den Ablauf der Verwendung der Lernkartei in der Lehrveranstaltung. Gehen Sie hierbei insbesonders auf diese Punkte ein:
- Zweck: Eine Möglichkeit für wiederholendes Lernen, ggf. zuvor eine Phase der kollaborativen Erstellung von Lernkarten.
- Ablauf: Der Übersichtlichkeit halber ist es hilfreich, den Ablauf auch den Studierenden gegenüber in Phasen zu erklären:
- 1) Befüllung des gemeinsamen Fragenkatalogs: Erstellung von Lernkarten, Peer-Review der Lernkarten anderer.
2) Befüllung der persönlichen Lernkartei, wiederholendes Lernen mit den zuvor ausgewählten Lernkarten.
Tipp
Wir empfehlen, Studierenden die von Ihnen gewünschte Verwendung der Lernkartei ausführlich und anhand von Beispielen zu erklären:
- Lernkarte: Was ist eine gute Lernkarte für den jeweiligen Stoffinhalt?
- Peer Review: Nach welchen Gesichtspunkten und ggf. mit welchem inhaltlichen Vergleich sollen Studierende Peer-Reviews abgeben? Hier sinnvoll sein können z.B. die Fragen: "Ist diese Lernkarte übersichtlich geschrieben?", "Erklärt sie einen Inhalt verständlich?".
- Einordnung: Wie verhalten sich Lernkarten zum Stoffgebiet der Lehrveranstaltung, was wird durch ein Lernkartenset abgedeckt? Wie verhält sich das Lernen in der Lernkartei zur Prüfungsvorbereitung?
- Aufteilung: Bzgl. durch Studierende zu erstellende Lernkarten kann es sinnvoll sein, Teile eines Lehrinhalts gezielt Studierenden zur Übertragung in Lernkarten zuzuweisen.
2. Befüllung des gemeinsamen Fragenkatalogs
- In dieser Phase erstellen Studierende Lernkarten und Peer-Reviewen die Lernkarten anderer.
- Lehrende überprüfen die von Studierenden erstellten Lernkarten auf ihre inhaltliche Richtigkeit ("Lehrenden-Check"-Funktion).
- Werden Lernkarten editiert, gibt der*die Editierende an, ob es sich um eine geringfügige Änderung (etwa: Ausbessern von Tippfehlern, kleine Layout-Änderungen) oder eine substanzielle, inhaltliche Änderung handelt. Im Fall einer substanziellen Änderung werden der Lehrenden-Check und das bisherige Peer-Review der Lernkarte zurückgesetzt.
- Am Ende dieser Phase sollte die Lernkartei eine für den jeweilig vorgesehenen Zweck hinreichend umfangreiche Menge an von Lehrenden auf ihre Richtigkeit überprüften und ggf. von Studierenden positiv peer-reviewten Lernkarten enthalten.
3. Befüllung der persönlichen Lernkartensammlung, wiederholendes Lernen
- Sind Lernkarten im gemeinsamen Fragenkatalog wie gewünscht vorhanden, können Studierende aus diesen ihre persönliche Lernkartensammlung befüllen.
- Im wiederholenden Lernen finden sie fünf Kartenordner vor ("Anfangen", "Wiederholen", "Einprägen", "Beinahe", "Geschafft"). Anfangs landen alle Karten im ersten Ordner, von wo aus sie
- bei richtiger Beantwortung in den nächsten Ordner,
- bei falscher Beantwortung wieder in den Ordner "Anfangen" verschoben werden.
- Studierende können entweder gezielt die Fragen eines Ordners oder eine beliebige Anzahl an zufällig zusammengestellten Fragen aller Ordner durchgehen.
- Die Lernkartei prüft die Antwort selbst nicht auf ihre Richtigkeit; Studierende geben selbst an, ob sie die auf der "Rückseite" der Lernkarte angegebene Antwort gewusst hätten oder nicht.
4. Nachbereitung
- Die Lernkarten verbleiben in Ihrer Fragensammlung. So können Sie etwa besonders gute Lernkarten in Folgesemestern erneut zum Lernen zur Verfügung stellen.
Weitere Varianten
- Verwendung mit nur durch Lehrenden erstellten Lernkarten
- In diesem Fall entfällt im oben beschriebenen Ablauf die Phase 2 (Befüllung des gemeinsamen Fragenkatalogs).
- Verwendung mit sowohl durch Lehrende als auch durch Studierende erstellten Lernkarten
- Um die Menge an Lernkarten übersichtlich zu halten, Studierenden die Orientierung zu erleichtern, empfehlen wir, zwei voneinander getrennte Lernkarteien in Moodle anzulegen. Das bietet etwa die Möglichkeit, Studierende zunächst für einen jeweiligen Stoffinhalt Lernkarten erstellen zu lassen, dann das wiederholende Lernen aber in einer zweiten Lernkartei mit ausschließlich von Lehrenden gezielt qualitätsvoll erstellten Lernkarten vorzusehen.
Weiterführende Literatur
- Thalheimer, W. (2006). Spacing learning events over time: What the research says. Retrieved March, 21, 2007.
- Assoziatives Lernen. (n.d.). Spektrum Der Wissenschaften, Lexikon Der Neurowissenschaften. Verfügbar unter https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/assoziatives-lernen/964 [29.11.2019]
- Brown, P. C., Roediger III, H. L., & McDaniel, M. A. (2014). Make it stick: The science of successful learning. Harvard University Press. Verfügbar unter http://search-ebscohost-com.uaccess.univie.ac.at/login.aspx?direct=true&db=nlebk&AN=771951&site=ehost-live
Löw, Christian. (2022). Methoden und Tools: Lernkartei. Center for Teaching and Learning, Universität Wien. Link
Dieser Text ist lizenziert unter BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de
Zeitbedarf
- Vorbereitung: unterschiedlich je nach bereits vorhandenem Fragensatz.
- Durchführung: mehrere Wochen Lernzeit.
Charakterisierung
- Die Lernkartei eignet sich gut zum wiederholenden Lernen und Festigen von Grundlagen- bzw. Sachwissen, wie es z.B. oftmals in SteOP-Lehrveranstaltungen vermittelt wird.
- Studierenden kann die Möglichkeit gegeben werden, eigene Lernkarten zu erstellen.
- Wichtigste Gelingensbedingungen sind die Qualität der Lernkarten und die kommunizierte Einordnung des über die Lernkartei zu lernenden Inhalts zum Stoffgebiet der Lehrveranstaltung und zu ihrer Leistungsüberprüfung.
- Lernkarten zu erstellen kann für Studierende herausfordernd sein und sollte genau spezifiziert und im Ergebnis von den Lehrenden überprüft werden, bevor Studierende diese zum Lernen verwenden.
Ressourcen, hilfreiche Materialen und Tools
- Lernkartei: Anleitung für Lehrende (Moodle-Wiki)
- Lernkartei: Anleitung für Studierende (Moodle-Wiki)
- Kurz-Template (moodleschulung.univie.ac.at)
- Lernkartei zum Ausprobieren im Moodle Beispiele-Kurs
Beispiele und Einsatzszenarien
Die Lernkartei als Lernhilfe zur Wiederholung und Festigung von Inhalten
In einer Lehrveranstaltung wird Sachwissen vermittelt. Der*Die Lehrende stellt den Studierenden einen Satz von ihm*ihr erstellten Lernkarten zur Verfügung, mit dem sie, etwa während einer lehrveranstaltungsfreien Zeit, die in der Lehrveranstaltung vermittelten Inhalte wiederholen und festigen können.
Siehe auch
In welchen Modellen kann die Methode eingesetzt werden?
Beispielhaft, verlinkt zu den Wiki-Seiten der jeweiligen Modelle.
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