• Die Nachrichtensprecherin greift zum Begriff "die einzige wirksame Waffe" um
    • einen dringenden Wunsch aus der Bevölkerung zu dokumentieren und
    • vom Experten eine Antwort zu erhalten.
  • Die Frage operiert mit zwei Voraussetzungen. (1) Es könnte eine solche Waffe geben, anders wäre die Frage sinnlos. (2) Gesetzt es gibt sie, würde sie das Virus "an der Wurzel" ausschalten. Sie wäre keine Notlösung. (Diese Implikation ist eher spekulativ.)


  • Die Frage rechnet mit einem klar definierten Ziel. Das Covid-19 Virus ist wissenschaftlich definiert und seine Beseitigung (mit den entsprechend radikalen Mitteln) ist das eindeutige Ziel. Die Pandemie muss beendet werden.
  • Dabei tritt in den Hintergrund, dass Pandemie nur teilweise ein medizinisch erfassbarer Begriff ist. Es kommt auch darauf an, wer, wann, zu welchem Zweck eine verbreitete Infektionskrankheit "Pandemie" nennt.
  • Wenn man ein Musterbild der erwünschten Waffe besitzt, richtet sich ihr Bestimmungszweck leicht nach ihm. Die ideale Pandemie ist genau das, was wir zu beseitigen haben.
  • Doch diese Idee diffundiert, wenn die Begriffbildung unter die Lupe genommen wird. Die WHO ist ein global-politisches Gremium, die nach den Interessen hegemonialer Mächte agiert. Verschiedene Kulturkreise und Staaten unterscheiden sich nicht nur in ihren ad hoc Strategien, sondern auch darin, was sie überhaupt als Gefahr und geeignete Mittel zu deren Abwehr einschätzen.  Weder "die einzige wirksame Waffe", noch ihr einziges Ziel sind allgemein anerkannt.


  • Angesichts der beschriebenen Diffusion bietet sich ein "best practice" Modell an. Nicht der einzige Weg, sondern eine Kollektion erfolgreicher, anerkannter Vorgangsweisen dient zur Orientierung. Bildlich gesprochen: an die Stelle von "Das musst Du unbedingt gesehen haben!" tritt "Ich empfehle Dir einige Sehenswürdigkeiten".
  • Dieses Modell verbindet zwei gegenläufige Erfordernisse. (1) In begrenzter Lebenszeit und mit endlich vielen Handlungsmöglichkeiten müssen hic et nunc Entscheidungen getroffen werden. Gleichwohl sollten sie die besten sein, nicht irgendwelche Zufälligkeiten.
  • Sie sind  kontingent und definitiv. Die Umstände können sich ändern und sie sind nicht zurückzunehmen. Wie soll dieses Dilemma beurteilt werden?  



Das Wesen der politischen Entscheidungsfindung ist ein gesellschaftlicher Prozess des Interessenausgleichs, Regierende sind nicht dazu da, Probleme zu lösen, sondern die Last auf alle fair zu übertragen.

(Gerhard Fehr, Falter 2021, 48/21 S.15)







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