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Woher die Wepsen ursprünglich gekommen sind, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Vermutlich haben sie sich von den anderen ostseefinnischen Völkern abgesondert und sich zum Ende des 1. Jahrtausends am Ladogasee angesiedelt. Sie waren eines der bedeutendsten finno-ugrischen Völker und beherrschten die wichtigsten Handelswege, bis die wepsischen Gebiete im Jahr 1485 zum Großfürstentum Moskau, einem russischen Teilstaat, der durch seine Vormachtstellung in der nordöstlichen Rus und durch stetigen politischen und geographischen Machtzuwachs zur Keimzelle des Russischen Reiches wurde, annektiert wurden. Die weitere Besiedelung Richtung Norden durch die Russen führte dazu, dass die wepsischen Gebiete auf ein Minimum schrumpften. Weiters formten russische Kolonien einen Keil im Gebiet des Flusses Svir und trennten so die Nordwepsen von den Mittelwepsen. Das Eindringen der Russen in die Gebiete um die Zuflüsse zum Fluss Svir trennte die Nordwepsen auch von ihrem Nachbarvolk, den Lüden, welche zum Volk der Karelier gehören.
Andere Faktoren, die die Dezimierung der Wepsen beschleunigten, waren die erhebliche Zerstörung der Umwelt durch immenses Abholzen von Bäumen am Fluss Oyat, massive ideologische Beeinflussung zugunsten der orthodoxen Religion, Unterricht ausschließlich in russischer Sprache und die Nähe zu Sankt Petersburg, dem „Zentrum" „Zentrum“ des Reiches. (1) (2) (3)
Der schwerste Schlag wurde dem Volk aber vom sowjetischen Regime versetzt. Nachdem das 20. Jahrhundert sogar relativ vielversprechend begonnen hatte und es ein „nationalen Erwachens" Erwachens“ gab, hielt diese Periode jedoch nicht lange an. Denn bereits 1937 begann die von Josef Stalin veranlasste „Zeit des großen Terrors"Terrors“, welche alle Minderheiten der Sowjetunion gewaltsam unterdrückte und somit auch die Wepsen betraf. Alle nationalen kulturellen Aktivitäten wurden gestoppt, die Assimilation wurde vorangetrieben und wepsischen politischen Bezirke wurden aufgelöst. Durch die Zerstörung jeglicher Infrastruktur, wie Arbeit, Einkaufsmöglichkeiten, medizinische Versorgung und die Anbindung an Straßen, wurden viele wepsische Dörfer ausgerottet und Menschen vertrieben.
Während des 2. Weltkrieges, dem Fortsetzungskrieg, besetzten die Finnen die Gebiete der Nordwepsen und Wepsen konnten als Freiwillige in die finnische Armee eintreten. Nach dem Rückzug der finnischen Truppen aus den nordwepsischen Gebieten bestraften die russischen Machthaber alle, die beschuldigt wurden, mit den Finnen kooperiert zu haben.
Nach dem Krieg zogen viele junge Wepsen in die Städte und integrierten sich im neuen russischen Umfeld, sowohl die Kultur als auch die Sprache betreffend.
Somit gab es in wepsischen Dörfern kaum junge Menschen und das Durchschnittsalter betrug mehr als 40 Jahre. Gezielte Umsiedelungen von Menschen aus anderen Teilen Russlands in die wepsischen Gebiete trugen außerdem dazu bei, dass der Prozentsatz an Wepsen in den nordwepsischen Gebieten auf 50% oder sogar weniger sank. Zwar wurde im Jahr 1994 ein eigener Amtsbezirk für die Wepsen geschaffen, aber alle Versuche eine gemeinsame administrative Einheit für alle wepsischen Siedlungen zu schaffen, scheiterten bisher am Widerstand der Russen. (1) (4)

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Hochzeit: Wepsen heirateten meist bereits im jungen Alter von 15-17 Jahren, der Bräutigam oder dessen Eltern versuchten die Braut im eigenen Dorf oder einem Nachbardorf zu finden. Ein bekanntes Sprichwort sagt: „Ein guter Mann heiratet in der Nachbarschaft, ein schlechter Mann über die Berge."
Die wepsische Hochzeit wurde von einem Komplex an Riten begleitet und in drei Hauptteile aufgeteilt.
Es war gebräuchlich sich am Abend oder sogar in der Nacht zu verloben. Während der Eheanbahnung wurden von beiden Seiten Sicherheiten ausgetauscht und zusammen gebetet. Dies verband die beiden Parteien eng.
Sollte die Braut eine Weise sein, so musste sie vor der Hochzeit zum Grab ihrer Eltern gehen und um ihren Segen bitten. Ansonsten nahm die Braut Abschied von ihrem Elternhaus indem sie den Ofen berührte und um Vergebung bat, in ihrem neuen Zuhause, dem Haus des Bräutigams, ging sie als erstes zum Ofen und fragte nach Genehmigung und Zustimmung zum Leben im Hause.
Am Vortag der Hochzeit fand das Hochzeitsbad der Braut statt. Danach wurde das Haar der Braut von ihren Verwandten und Freunden gekämmt. Während der Prozedur des Kämmens wurden Klagen gesprochen oder gesungen. Die Wepsen glaubten, dass die Braut mit dem Bad Abschied von der Freiheit nimmt. Außerdem ging die Braut mit ihren Freunden unter einem weißen Tischtuch versteckt herum, dies gibt laut altem Glauben Schutz.
Dann begann die eigentliche Hochzeit. Der Hochzeitszug, bestehend aus einigen Schlitten, hielt vor dem Haus der Braut und der Brautpreis musste bezahlt werden, meist bestehend aus Süßigkeiten und Kuchen. Dann setzte sich der Zug in Richtung Kirche in Bewegung. Der Trauzeuge war einer der wichtigsten Teilnehmer der Hochzeit, denn er war dafür verantwortlich, dass die Trauung reibungslos ablief und die Traditionen eingehalten wurden.
Während der Hochzeit versuchte die Braut sich auf die Zehen zu stellen um größer zu sein und der Kopf der Familie werden zu können und außerdem versuchte sie nicht von dem Teppich, auf dem sie stand, herunter zu steigen und so ihre Familie stärker zu machen.
Nach der Zeremonie wurden Gerste und Federn geworfen, um das Leben des Brautpaares reicher und leichter zu machen. Der Hochzeitszug setzte seinen Weg fort, diesmal in das Dorf des Bräutigams. Ein Fass brennenden Teers führte den Zug an, der Weg für das Brautpaar wurde von Gewährschüssen und Fähnchen auf den Straßen gesäumt. Der Bräutigam trug die Frau auf Händen zu seinem Haus, wo die Eltern des Bräutigams mit einer Ikone warteten. Das Paar küsste die Ikone und verneigte sich vor den Eltern. Über ihren Köpfen wurden Daunenfedern und Gerste verstreut um ihnen in ihrem gemeinsamen Leben Freundschaft, Einigkeit und Wohlstand zu geben. (8) (10) (11)

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Das erste wepsische Buch wurde 1932 veröffentlich und war ein Lesebuch, insgesamt wurden etwa 30 Bücher in wepsischer Sprache gedruckt. Vor allem handelte es sich um Bücher für den Schulunterricht. Bis zu den 1980ern geschah in der wepsischen Literatur dann nicht viel. Es gab lediglich ein wepsisches Wörterbuch von Zaitseva und Mullonen und eine wepsische Grammatik in russischer Sprache, die ebenfalls von Zaitseva verfasst wurde.1991 wurde dann das Alphabet für das Wepsische von Zaitseva und Mullonen herausgegeben. (1) (5)
In den 1990ern ist die wepsischsprachige Literatur dann erstarkt. Sie besteht hauptsächlich aus Gedichten, Kinderbüchern und Kurzgeschichten. Bedeutende Autoren sind zum Beispiel Nikolai Abramov, der 1994 die Gedichtsammlung 33. Koumekümne koume herausgab und auch in der Redaktion der Zeitung Kodima beschäftigt ist. Rurik Lonin, der im Jahr 2000 die Sammlung Minun rahvan fol'klorfol’klor, welche Gedichte, Märchen und Erzählungen enthält, herausgab. Nina Zaitseva, die einige Kinderbücher schrieb und im Jahr 2003 auch das Buch Kodimaa, Vepsämaa herausgab, welches Gedichte von verschiedenen Schriftstellern enthält. Igor Brodski, der im Jahr 2002 den ersten wepsischen Roman publizierte, welcher den Namen Kalarand trägt. (5)

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Am Beginn des 20. Jahrhunderts schien es ein kurzes „nationales Erwachen" Erwachen“ zu geben. Vom sowjetischen Staat unterstützt wurden wepsischsprachige Schulen errichtet, eine Schriftsprache auf Basis des mittelwepsischen Dialektes ins Leben gerufen und ein Alphabet mit lateinischen Buchstaben und Sonderzeichen, ähnlich dem der Karelier, erschaffen. Das erste wepsische Buch wurde 1932 veröffentlicht und war ein Lesebuch, insgesamt wurden etwa 30 Bücher in wepsischer Sprache gedruckt. Vor allem handelte es sich um Bücher für den Schulunterricht. Bis 1934 wurden alle Schulen mit Büchern in der Muttersprache ausgestattet, Lehrer wurden aus- und fortgebildet. (1) (3)
Diese Periode hielt jedoch nicht lange an, denn bereits 1937 begann die von Josef Stalin veranlasste „Zeit des großen Terrors"Terrors“, welche alle Minderheiten der Sowjetunion gewaltsam unterdrückte und somit auch die Wepsen betraf. Alle nationalen kulturellen Aktivitäten wurden gestoppt, die Assimilation wurde vorangetrieben, wepsische Schulen wurden geschlossen, Schulbücher wurden verbrannt, Lehrer wurden verhaftet und die nationale Intelligenzia wurde getötet.
Nach dem Krieg zogen viele junge Wepsen in die Städte und integrierten sich im neuen russischen Umfeld, sowohl die Kultur als auch die Sprache betreffend. Weiters wurden vermehrt Mischehen geschlossen, in denen die Kinder dann russisch sprachen. (1) (4) (5)

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