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Die Woten sind das älteste Volk Ingermanlands, das schriftlichen Aufzeichnungen erwähnt wurde. Sie entstanden im ersten Jahrtausend aus den Nordesten, welche am östlichen Ufer des Flusses Narva und des Sees Peipsi blieben. Sie hielten die Kontakte mit den Völkern Ost- und Nordostestlands aufrecht. Die verkleichsweise vergleichsweise kleinen wotischen Stämme bildeten nie einen gemeinsamen Staat oder eine administrative Einheit. Ihre Länder befanden sich nahe großer Handesstraßen von Ost nach West. Die ältesten archäologischen Funde stammen aus dem 4. 7. Jahrhundert vom Ischorischen Plateau, zwischen den Städten Kingissepp und Gachina. (1) (2)
In der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends erreichten Ostslawische Stämme die wotischen Gebiete. Die Gründung Nowgorods, ein einflussreicher russischer Staat des Mittelalters, bot eine Stütze für fremde Mächte und forderte Tribute von den Woten. Im Jahr 1069 versuchten die Woten sich von den Tributen zu befreien und attackierten gemeinsam mit den Truppen des Prinzen von Polazk Nowgorod und wurden besiegt. Später, als die Macht des Staates Nowgorod größer wurde, wurde auch die Abhängigkeit der Woten von diesem größer. Obwohl die Sprache in Nowgorods Volksversammlung zuerst chud war, wurde später mehr und mehr das Rissische propagiert. Im Jahr 1149 beteiligten sich die Woten am einem Feldzug Nowgorods gegen das Volk der Häme in Finnland und eventuell nahmen sie auch an weiteren Feldzügen gegen die Schweden und die Teutonen teil. Ab 1270 waren die Woten und Ischoren fester Bestandteil der Nowgorod-Streitkräfte. (1) (2)
Es gab allerdings auch noch andere fremde Mächte, die Ingermanland für sich beanspruchen wollten. Lange Zeit waren die Russen in einem bewaffneten Koflikt mit den Schweden, welcher erst mit dem Vertrag von Pähkinäsaari 1323 beigelegt werden konnte, welcher die Terretorien beider Mächte festlegte. Im Jahr 1240 gründeten die Deutschen die Festung Kaprio, allerdings konnten sie nicht in Ingermanland Fuß fassen. Diejenigen, die litten und von den Ambitionen der fremden Nächte überrolt wurden, waren die lokalen Völker. Als Nowgorod 1241 Kaprio einnahm, wurden Woten und Tschuden erhängt, weil sie verdächtigt wurden, mit den Deutsch zusammen gearbeitet zu haben. In den 1440er-Jahren deportierte Ritter Heidenreich Vinke von Overberg wotische Kriegsgefangene nach Kurland, wo sie Kreevi (Russen) genannt wurden. (1) (2)
Schritt für Schritt fanden sich die Woten mit der Vormachtstellung Nowgorods in ihren Gebieten ab. Russisch bahnte sich seinen Weg erst zu den wotischen Adeligen, später zu allen bedeutenden Personen, die Verbreitung der Russischen sprache hatte begonnen. (1)
Im Jahr 1478 zerstörte das Großfürstentum Moskau Nowgorod. Das eroberte Gebiet wurde in fünf Teile gegliedert, von denen der nördliche Wotisches Fünftel genannt wurde. In den Jahren 1484 und 1488 wurde eine große Zahl an Woten nach Zentralrussland deportiert und stattdessen wurden russische Kolonisten dort angesiedelt. Zur gleichen zeit wurde der orthodoxe Glaube sehr start forciert und propagiert. Für die Woten bedeutete das die Akzeptanz der griechisch-orthodoxen Kirche. Trotzdem beklagten die Erzbischöfe von Nowgorod im späten 16. Jahrhundert, dass die Woten unerbittliche Heiden waren. Zur selben Zeit wurden wotische Vornamen durch christliche, russische Vornamen ersetzt.
Im Rahmen des Friedensvertrages von Stolbovo im Jahr 1617 wurde Ingermanland zu Schweden annektiert. Auch die Schweden nutzten die Religion, luteranischen Glauben, um die neuen Gebiete enger an ihr Land zu binden. Ein Teil der Woten konnte aber über die östliche Grenze nach Russland fliehen. Leere Gebiete wurden mit Bauern aus Südostfinnland bevölkert. (1) (2) (4)
Nach dem Großen Nordischen Krieg 1721 wurde Ingermanland wieder ein Teil Russlands. Als St. Petersburg als neue Hauptstadt gegründet wurde, wurden auch viele Arbeitskräfte benötigt. Dies bedeutete den Zuzug tausender russischer Menschen in die Umgebung die Verschmelzung vieler Völker in einer russischen Umgebung. Ein Teil Ingermanlands, Jõgõperä, wurde auch als Besitztümer für Günstlinge gewidmet. (1) (2)
Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Woten russische Lieder und Kleidungsstile zu bevorzugen, die Bewegungsfreiheit begünstigte die Verbreitung der russischen Sprache und schulisches und kulturelles Leben erhöhten den Status des Russischen noch zusätzlich. Der maßgeblichste Faktor allerdings war die orthodoxe Kirche, welche die Menschen eines Glaubens vereinte und ihre Lebensweisen und Gewohnheiten beeinflusste. Die Sprache blieb das einzige letzte Bollwerk bis die Woten sie überwanden. In den 1920er- Jahren war es bereits schwierig einen Woten von einem Russen zu unterscheiden, in den 1930er-Jahren wurde der Punkt erreich, an dem junge Woten nicht mehr Wotisch sprachen konnten. (1) (2)
Das Sowjet-Regime veränderte das gesamte Leben der Woten. Die fleißigsten Bauern wurden deportiert um andere Bauern zu zwingen ihren Besitz aufzugeben und sich in Kolchosen zusammenzuschließen. Physische Gewalt wurde mit sozialer Ungerechtigkeit (Privilegien für Arbeiter in der Stadt), religiöser und nationalistischer Verfolgung verbunden. Um Proteste zu unterbinden wurden viele Menschen als Volksfeinde“ deklariert und so konnten Woten beispielsweise deportiert werden, wenn sie sich nicht als Russen eintragen lassen wollten. (1) (2)
Im Zweiten Weltkrieg war Ingermanland ein Kriegsschauplatz. Als sich die Deutschen zurückzogen wurden einige Ostseefinnen, unter ihnen die meisten Woten, als Flüchtlinge nach Finnland gebracht. Nach der Waffenruhe mit Finnland beanspruchten die Sowjets sie für sich. Die russischen Beauftragten versuchten sie zuerst zur Heimkehr zu überreden, zwang sie später aber später zur Rückkehr in die Sowjetunion. Einige Woten konnten nach Schweden oder Estland fliehen, die Heimkehrer wurden in der gesamten Sowjetunion bis nach Zentralasien verstreut.
Nach Stalins Tod wurden einige Petitionen nach Moskau gesendet und seit 1956 durften einige Woten in ihre alte Heimat zurückkehren. Ihre Häuser wurden längst von Fremden besetzt und bewohnt. Die meisten Russen, die jetzt in den historischen wotischen Siedlungen leben wissen nicht einmal wer die Woten sind oder wo sie leben. (1) (2) (4)
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