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Der Philosoph ist ein herausragender Vertreter der Buchkultur. Mit seinem Blog erreichte er blitzschnell ein neues Publikum. Die Rezeption der Überlegungen Agambens ist in einem "research blog" minutiös dokumentiert. "Aphelis is an archive of items related to communication, technology and art." Philippe Theophanidis registriert die weltweite Ausbreitung der Einträge und der damit verbundenen Interviews, Stellungnahmen und Medieninterventionen. Aus der Zusammenstellung geht hervor, dass unmittelbar nach der ersten italienischen Publikation, noch im Februar, französische, spanische, holländische, türkische und portugiesische Übersetzungen erschienen, Polnisch, Griechisch, Russisch und Deutsch folgten Anfang bis Mitte März. Die Wirksamkeit der Gedanken zur Pandemie überstieg die aus dem Zeitalter des Buchdrucks bekannten Werte bei weitem.
Philosophie, in diesem Fall Ethik und Kulturkritik, findet in den Medien neuartige Verbreitungsbedingungen vor. Agamben zeigt, dass sich auf der Grundlage fachspezifischer Gelehrsamkeit Publikationsformen finden lassen, die sich dem Zeitalter des Internets angepasst haben. Seine Blogeinträge sind philosophische Aussagen im neuen Idiom und sie sind auch Beispiele dafür, wie sich philosophische Ansprüche in dem Maß verändern, in dem sie in der neuen Umgebung bis dato unverfügbare Reaktionen auslösen. Medienethik im WWW bedeutet, das ist an diesem Beispiel zu sehen, nicht bloß den Transport externer Inhalte und auch nicht nur die Reflexion über die Verhältnisse im Netz. Sie kann unter Umständen einen ihrerseits politisch und ethisch relevanten Eingriff in die Verhältnisse darstellen, in welche sie sich einschaltet. Die Ethik Agambens, die vom Zustand der Menschheit allgemein "in Zeiten der Pandemie" handelt, kann insofern als eine Medienethik aufgefasst werden, als die neuen Medien das unverzichtbare Vehikel ihrer Verbreitung sind. Im Folgenden wird versucht, ihre Botschaft aus dem Kontext zu erläutern.