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Angesichts der damit illustrierten Tendenz zur Vernachlässigung und Ab-
wertung Abwertung des Anwendungsproblems in der neuzeitlichen Philosophie treten in
der Gegenwart viele philosophische Ethiker für eine Rehabilitierung des An-
wendungsbezugs Anwendungsbezugs ein. Um nicht nur theoretische Kriterien und Prinzipien zu
begründen, sondern im alltäglichen Leben den Menschen Orientierung bie-
ten bieten zu können, unterstützen sie das junge Unternehmen der Angewandten
Ethik. Dabei versteht man unter „Angewandter Ethik“ aus dieser Blickrich-
tung Blickrichtung eine Teildisziplin der normativen Ethik, welche die in der „Allgemeinen
Ethik“ entwickelten allgemeinen Prinzipien auf konkrete praktische Proble-
me Probleme „anwendet“. Bei einem solchen Top-down-Modell Angewandter Ethik
wird analog zum Hempel-Oppenheim-Schema davon ausgegangen, dass
man aus den von der Allgemeinen Ethik begründeten universellen Prinzi-
pien Prinzipien und den gegebenen situativen Umständen die richtige Handlungsweise
ableiten, d. h. „deduzieren“ kann. Auch Kants Universalismus ist zweifellos
einem deduktiven Verständnis von Moral verpflichtet. Denn er begreift die
Anwendung des sorgfältig begründeten Moralprinzips als zweitrangiges Ge-
schäft Geschäft der bloßen Unterordnung des Besonderen (die Einzelhandlung) un-
ter unter das Allgemeine (die Prinzipien). Ein solches deduktives Vorgehen scheint
sich auch für das utilitaristische Moralprinzip anzubieten. Dieses fordert
nämlich dazu auf, durch sein Handeln die Befriedigung der tatsächlich vor-
handenen vorhandenen Bedürfnisse oder Präferenzen der betroffenen Personen zu ma-
ximieren maximieren (vgl. unten, S. 34). Definiert wird die Angewandte Ethik also bei
dieser Deutungsweise als „philosophische Disziplin“, die eine „systemati-zogen„systematizogen, sondern sehr generelle Handlungsregeln oder Maximen, die dazu
anweisen, wie man sein Leben als Ganzes führen soll. Bei solchen generellen
Regeln wie „In Not lege ich ein falsches Versprechen ab“ bleiben aber alle
spezifizierenden Kontextbedingungen wie die Größe oder die Ursachen der
Not unberücksichtigt. Zudem wird das logische Universalisierungsverfahren
unter Absehung von allen empirischen Interessen der vom Handeln Be-
troffenen Betroffenen allein im Kopf des Handlungssubjekts vollzogen. Stellt man sich
beispielsweise vor, das Ablegen eines falschen Versprechens wäre ein all-
gemeines allgemeines Gesetz, ergibt sich folgender logischer Widerspruch: Würden alle
Menschen versprechen, was sie nicht zu halten gedenken, wäre das Verspre-
chen Versprechen als soziale Institution unterhöhlt. Die aus dem Test resultierenden Ge-
bote Gebote oder Verbote sollen schließlich unbedingt (kategorisch) und ohne Rück-
sicht Rücksicht auf den spezifischen Einzelfall gültig sein. So hat man sich nach Kant
auch an das Lügeverbot zu halten, wenn man von einem Mörder nach dem
Verbleib des im eigenen Haus versteckten, völlig unschuldigen Freundes ge-
fragt gefragt wird (vgl. Ethik, 5.1).
Angesichts der damit illustrierten Tendenz zur Vernachlässigung und Ab-
wertung des Anwendungsproblems in der neuzeitlichen Philosophie treten in
der Gegenwart viele philosophische Ethiker für eine Rehabilitierung des An-
wendungsbezugs ein. Um nicht nur theoretische Kriterien und Prinzipien zu
begründen, sondern im alltäglichen Leben den Menschen Orientierung bie-
ten zu können, unterstützen sie das junge Unternehmen der Angewandten
Ethik. Dabei versteht man unter „Angewandter Ethik“ aus dieser Blickrich-
tung eine Teildisziplin der normativen Ethik, welche die in der „Allgemeinen
Ethik“ entwickelten allgemeinen Prinzipien auf konkrete praktische Proble-
me „anwendet“. Bei einem solchen Top-down-Modell Angewandter Ethik
wird analog zum Hempel-Oppenheim-Schema davon ausgegangen, dass
man aus den von der Allgemeinen Ethik begründeten universellen Prinzi-
pien und den gegebenen situativen Umständen die richtige Handlungsweise
ableiten, d. h. „deduzieren“ kann. Auch Kants Universalismus ist zweifellos
einem deduktiven Verständnis von Moral verpflichtet. Denn er begreift die
Anwendung des sorgfältig begründeten Moralprinzips als zweitrangiges Ge-
schäft der bloßen Unterordnung des Besonderen (die Einzelhandlung) un-
ter das Allgemeine (die Prinzipien). Ein solches deduktives Vorgehen scheint
sich auch für das utilitaristische Moralprinzip anzubieten. Dieses fordert
nämlich dazu auf, durch sein Handeln die Befriedigung der tatsächlich vor-
handenen Bedürfnisse oder Präferenzen der betroffenen Personen zu ma-
ximieren (vgl. unten, S. 34). Definiert wird die Angewandte Ethik also bei
dieser Deutungsweise als „philosophische Disziplin“, die eine „systemati-
zogen, sondern sehr generelle Handlungsregeln oder Maximen, die dazu
anweisen, wie man sein Leben als Ganzes führen soll. Bei solchen generellen
Regeln wie „In Not lege ich ein falsches Versprechen ab“ bleiben aber alle
spezifizierenden Kontextbedingungen wie die Größe oder die Ursachen der
Not unberücksichtigt. Zudem wird das logische Universalisierungsverfahren
unter Absehung von allen empirischen Interessen der vom Handeln Be-
troffenen allein im Kopf des Handlungssubjekts vollzogen. Stellt man sich
beispielsweise vor, das Ablegen eines falschen Versprechens wäre ein all-
gemeines Gesetz, ergibt sich folgender logischer Widerspruch: Würden alle
Menschen versprechen, was sie nicht zu halten gedenken, wäre das Verspre-
chen als soziale Institution unterhöhlt. Die aus dem Test resultierenden Ge-
bote oder Verbote sollen schließlich unbedingt (kategorisch) und ohne Rück-
sicht auf den spezifischen Einzelfall gültig sein. So hat man sich nach Kant
auch an das Lügeverbot zu halten, wenn man von einem Mörder nach dem
Verbleib des im eigenen Haus versteckten, völlig unschuldigen Freundes ge-
fragt wird (vgl. Ethik, 5.1).
Angesichts der damit illustrierten Tendenz zur Vernachlässigung und Ab-
wertung des Anwendungsproblems in der neuzeitlichen Philosophie treten in
der Gegenwart viele philosophische Ethiker für eine Rehabilitierung des An-
wendungsbezugs ein. Um nicht nur theoretische Kriterien und Prinzipien zu
begründen, sondern im alltäglichen Leben den Menschen Orientierung bie-
ten zu können, unterstützen sie das junge Unternehmen der Angewandten
Ethik. Dabei versteht man unter „Angewandter Ethik“ aus dieser Blickrich-
tung eine Teildisziplin der normativen Ethik, welche die in der „Allgemeinen
Ethik“ entwickelten allgemeinen Prinzipien auf konkrete praktische Proble-
me „anwendet“. Bei einem solchen Top-down-Modell Angewandter Ethik
wird analog zum Hempel-Oppenheim-Schema davon ausgegangen, dass
man aus den von der Allgemeinen Ethik begründeten universellen Prinzi-
pien und den gegebenen situativen Umständen die richtige Handlungsweise
ableiten, d. h. „deduzieren“ kann. Auch Kants Universalismus ist zweifellos
einem deduktiven Verständnis von Moral verpflichtet. Denn er begreift die
Anwendung des sorgfältig begründeten Moralprinzips als zweitrangiges Ge-
schäft der bloßen Unterordnung des Besonderen (die Einzelhandlung) un-
ter das Allgemeine (die Prinzipien). Ein solches deduktives Vorgehen scheint
sich auch für das utilitaristische Moralprinzip anzubieten. Dieses fordert
nämlich dazu auf, durch sein Handeln die Befriedigung der tatsächlich vor-
handenen Bedürfnisse oder Präferenzen der betroffenen Personen zu ma-
ximieren (vgl. unten, S. 34). Definiert wird die Angewandte Ethik also bei
dieser Deutungsweise als „philosophische Disziplin“, die eine „systemati-
sche Anwendung normativ-ethischer Prinzipien auf Handlungsräume, Be-
rufsfelder und Sachgebiete“ leistet (Thurnherr 2000, 14). Entsprechend der
anwendungsspezifischen Handlungsfelder kann sie nochmals in „Medizin-
ethik“, „Naturethik“, „Medienethik“ etc. untergliedert werden. Es handle
sich um eine „angewandte Wissenschaft“ (Pieper 2007, 92), die genauso wie
die begründungsorientierte normative Ethik von akademischen Philosophen
betrieben wird. Von dieser soll sie sich lediglich durch ihre Spezialisierung
auf medizinische, ökologische, medienspezifische o. ä. Probleme unterschei-
den.
Gegen dieses Top-down-Modell Angewandter Ethik wird eingewendet,
dass in der Allgemeinen Ethik vielfältige und sich teilweise widersprechen-
de widersprechende Moralprinzipien und Begründungsverfahren vorliegen (vgl. Kapitel 1.2).
Auch abgesehen davon seien die klassischen Ansätze der philosophischen
Ethik prinzipiell für Problemlösungen in der moralischen Alltagspraxis „hin-
derlich“ „hinderlich“ oder „irrelevant“ (vgl. Vieth, 45). Bevorzugt werden aufgrund des-
sen dessen Bottom-up-Modelle Angewandter Ethik, bei denen man generelle Prin-
zipien Prinzipien nicht ableitet, sondern aus den gesammelten und systematisierten
Erfahrungen mit ähnlichen Problemfällen herzuleiten, d. h. zu „induzieren“
versucht. Umgekehrt zum deduktiven Modell sind die kontextgebundenen
Einzelurteile und fallbezogenen Erfahrungen hier das Primäre, die allgemei-
nen allgemeinen Regeln oder Prinzipien hingegen das hergeleitete Sekundäre. Aus dieser
Warte plädiert man für einen Typus einer Angewandten Ethik, der gerade als
„Gegenmodell zu bestimmten Traditionslinien der modernen philosophischen
Ethik“ auftritt (ebd., 14). Ausgangspunkt der Angewandten Ethik wären
dann nicht Grundsatzfragen der praktischen Orientierung, sondern „relativ
kleinräumige, bisweilen auch recht spezielle Probleme“ (Bayertz 2004, 53).
Ein durch akute Schwierigkeiten ausgelöstes Klärungsbedürfnis spreche kei-
neswegs keineswegs die Ethik als wissenschaftliche Disziplin der Philosophie an, da diese
vielmehr selbst Gegenstand der Kritik sei (vgl. Kaminsky, 144). Folglich ließe
sich Angewandte Ethik weder als philosophische Disziplin noch über ihren
Anwendungscharakter definieren. Sie wäre statt als „reine Wissenschaft“ als
Tätigkeit des demokratischen Sich-Beratens aufzufassen, die zwischen Wis-
senschaft Wissenschaft und Politik vermittelt (vgl. ebd., 149/Kettner 2000, 398). Ihr aus-
drückliches ausdrückliches Ziel sei es, auf die öffentlichen Entscheidungsprozesse bezüglich
drängender Zeitfragen Einfluss zu nehmen.
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