Enzyklopädische Einleitung

Bei „Storyteller“ handelt es sich um ein Puzzlespiel, das auf Erzählungen basiert. Dabei schlüpfen die Spielenden in die Rolle des Geschichtenerzählenden. Die Erzählungen finden in Form von Comics statt, die klare Panelstrukturen aufweisen. Die Spieler sind mit folgender Aufgabe konfrontiert. Sie müssen eigenständig kurze Erzählungen in Comicform erstellen. Dabei müssen die angeführten Charaktere, Handlungen und Settings so arrangiert werden, dass das vorgegebene Thema der Szene entsprechend umgesetzt und erfüllt wird. Die im Spiel umgesetzten Themen sind sehr breit gefächtert und reichen, je nach erreichtem Level, von Liebe und Verlust bis hin zu Verrat und Wiedergeburt. Dadurch eignet sich das Spiel besonders gut für das literarische Lernen. Storyteller bietet einige didaktische Anknüpfungsmöglichkeiten für den Deutschunterricht. So bietet das Spiel die Möglichkeit zur Förderung interpretativer und narrativer Fähigkeiten. Außerdem können Erzählstrukturen und literarische Motive am Beispiel des Spiels erarbeitet werden.

Medienleiste

Allgemeine und fachliche Spielanalyse

Narrativ

Das Spiel beinhaltet insgesamt 14 Kapitel, die thematisch in Unterkapitel gegliedert werden. Dabei handelt es sich in Kapitel 1 um „Leben und Tod“, Kapitel 2 „gebrochene Herzen“, Kapitel 3 „Erscheinungen“ oder Kapitel 4 „Der Keller“. Der Figurenkonstellation kommt bei dem Spiel eine entscheidende Bedeutung zu. Der:die Spielende nimmt die Rolle eines:einer Erzähler:in ein. Dabei erfolgt die Erzählung der Geschichte durch die richtige Anordnung der Figuren in den Comic-Panels. Die korrekte Anordnung muss erreicht werden, sodass das vorgegebene Thema als erfüllt gilt. Wenn die Figuren und somit die Erzählung nicht in die richtige Reihenfolge gebracht werden, ist kein weiterer Spielfortschritt möglich. Das Vorkommen von archetypischen Figuren wie dem Bösewicht oder dem Helden ermöglicht eine tiefergreifende Reflexion und Auseinandersetzung mit typischen narrativen Figurenkonstellationen. 

Audio-visuell

Die Thematik des Spiels wird durch die grafische Gestaltung untermauert. So findet das Spiel innerhalb eines Buches statt, das von den Spielenden zu Ende erzählt werden soll. Das Ziel des Geschichtenerzählens wird grafisch direkt veranschaulicht. Die visuelle Gestaltung erinnert dabei stark an eine Graphic-Novel- und Comicästhetik. Das Spiel zeichnet sich außerdem durch die Verknüpfung von Bild- und Textsprache aus, was den Spielenden den Zugang und das Verständnis für die narrativen Themen erleichtert. Diese Kombination vertieft die Erkenntnisse über multimodale Texte.  Die begleitende Musik ist thematisch auf die Kapitel abgestimmt und trägt so ebenfalls zur Gestaltung der Erzählung bei. Die Spielenden lernen durch die Anordnung der Figuren in den Panels die Wichtigkeit der kohärenten Geschichtenerzählung.

Spielmechanisch

Die Spielmechanik ist sehr einfach und intuitiv gestaltet. Die Einfachheit setzt keine bestehenden Kenntnisse über Spielsteuerung voraus und der Spielerfolg wird daher spiel-mechanisch nicht beeinflusst. Mithilfe des Cursers werden per Drag-and-Drop die Charaktere und Szenen in das narrative Raster eingefügt. Mithilfe des Cursers wird das narrative Geschehen also direkt beeinflusst. Als Regel gilt es die korrekte narratologische Reihenfolge in die Panelstruktur einzufügen.

Ethisch-argumentativ

Grundsätzlich ermöglicht Storyteller eine spielerische Auseinandersetzung mit ethischen und moralischen Entscheidungen. Besonders die im Spiel vorkommenden Themen wie Betrug, Vergebung oder Tod regen das moralische und ethische Urteilsvermögen der Spielenden an. Die moralischen Entscheidungen können dabei nicht von den Spielenden selbst getroffen werden, die letzte Entscheidungsmacht obliegt dem Spiel, da die narrative Reihenfolge bereits festgelegt wurde. Als Konsequenz abweichender Entscheidungen bzw. Handlungsverläufe findet kein Spielfortschritt statt.

Auch wenn die Spielenden nach dem Lesen der Überschrift womöglich ein anderes Szenario im Kopf hatten, kann die vom Spiel geforderte Narration dazu führen, dass Stereotypisierungen oder Gedankenmuster aufgelöst werden und innovative Denkanstöße gegeben werden. Als Öffnung bestehender Stereotypisierungen kann die Szene genannt werden, in der eine gleichgeschlechtliche Liebe zur zielführenden Narration führt. Fehlentscheidungen werden augenblicklich gekennzeichnet und es wird ein erneuter Versuch gestattet. Die Spieler lernen Konsequenzen abzuwägen und ethische Urteile zu fällen. 

Fachdidaktische Analyse

Geschichtenverstehen ist durchaus komplex und gestaltet sich bei einigen SchülerInnen durchaus schwierig. So können Probleme bei der Wiedergabe der Geschichte auftreten, bei denen nur einzelne Figuren oder lustige Stellen erwähnt werden. Die detailreiche und korrekte Wiedergabe der Narration bleibt dabei aus. Das Spiel Storyteller eignet sich nicht nur um die Handlungsabfolge, sondern auch die Handlungsverknüpfung von Geschichten zu erkennnen. Die Spielenden werden zu einem narrativen Ko-Konstrukteur der Geschichte und können mit der Handlungslogik der Geschichten experimentieren. Das Spiel ist darauf ausgelegt, dass die Anordnung der Figuren in den Panels eine inhaltliche Kohärenz aufweisen müssen. Eine fehlende Handlungslogik, die von Seiten der Spieler erzeugt wird, resultiert in einem fehlenden Spielfortschritt. Durch entsprechende Erfolge oder Misserfolge im Spiel erkennen die Lernenden die Wichtigkeit und den Wert einer Handlungslogik, was sich positiv auf ihre eigenen narratologischen Kenntnisse auswirkt. 

Nachdem die narrative Kompetenz, die durch das Spiel aufgebaut wird, beschrieben wurde, gilt es weitere didaktische Potenziale anzuführen. So verbessern die Lernenden ihre Analysefähigkeiten und das Textverständnis, da sie eigenständig die Strukturen einer Narration aufbrechen und selbstständig in eine logische Reihenfolge bringen. Das Zusammenspiel von Konflikten, Handlungsabläufen und Charakteren wird spielerisch erkundet. Das Rätselspiel kann außerdem als Ansatz für kreatives Schreiben und Erzählen dienen. Der experimentelle Umgang mit Geschichten regt die Lernenden dazu an in eigenen Geschichten ihre kreatives Potential zu entfalten und mit Handlungssträngen zu spielen. Sie lernen den Einfluss unterschiedlicher Figurenkonstellationen auf die fortlaufende Erzählung. Folgende Kompetenzbereiche werden abgedeckt: Förderung vom Verfassen und Gestalten eigener Erzählungen beim Kompetenzbereich „Lesen und Schreiben“, „Sprechen und Zuhören“ kann durch etwaige Diskussionen der entstandenen Geschichten und der Bedeutung abweichender Handlungslogik vertieft werden. Als weiterer zentraler Punkt gilt es, bei einem digitalen Spiel die Förderung der Medienkompetenz zu nennen. Storyteller kann als fruchtbarer Anknüpfungspunkt für folgende Unterrichtsideen fungieren. In einer vergleichenden Analyse könnten die Erzählungen im Spiel mit klassischen Texten und Erzählstrukturen verglichen werden. Dabei sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet werden. Diese Methode führt zu einem vertiefenden Wissen über narratologische Strukturen. Thematisch ansprechende Spiellevel können in ein Rollenspiel überführt werden. Dabei schlüpfen die SchülerInnen selbst in die Rolle der Figuren und begleiten diesmal die Erzählung mit Dialogen. Sie bereiten unterschiedliche Versionen vor und treten in Kleingruppen voreinander auf. Durch das Rollenspiel lernen die SchülerInnen unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und zu reflektieren. 

Studentische Forschungsarbeiten

Didaktisierungen

Quellen- und Materialverzeichnis

Storyteller. 

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