Autor:innen des Beitrags

Alexander Antonowicz

Beecarbonize

Cover

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Entwickler

Charles Games

Publisher

Charles Games

Genre

Computer-Strategiespiel, Simulationsspiel, Actionspiel, Strategy

Art des Spiels

Serious Game

Erscheinungsjahr

2023

Altersfreigabe

PEGI 3

Thema

Klimawandel, Zivilisation

Sprache(n)

Englisch, Tschechisch, Spanisch, Französisch, Portugisisch

Spieldauer

1 Stunde

Link zur Website

https://charlesgames.net/beecarbonize/

Browsergame


App


Kosten

Fach

Schulstufe

,

Beecarbonize ist ein digitales Kartenspiel vom Spielentwickler Charles Games, erschienen im Jahr 2023, und ist den Genres der Serious Games und Eco-Awareness-Spiele zuzuordnen. Thematisch widmet sich Beecarbonize dem Klimawandel und möglichen Strategien zur Überwältigung der Klimakrise. Durch gezieltes Ausbauen der vier Sektoren „Industry“, „Ecosystems“, „People“ und „Science“ kann man die Klimakrise verhindern und so die Welt retten. Beecarbonize bietet hohen Wiederspielwert, da die durchschnittliche Dauer eines Spieldurchlaufs relativ kurz ausfällt, und jeder Durchlauf die Möglichkeit bietet, mit neuen Strategien zur Bewältigung der globalen Erderwärmung zu experimentieren (Charles Games 2023).  


Medienleiste für Spielvorstellungen und erstes Kennenlernen


Allgemeine Spielanalyse 

Beecarbonize wurde in Kooperation mit der NGO People in Need im Rahmen des EU-Projekts 1Planet4All entwickelt (Trhoň 2023)Das Spiel gehört zum Genre der Serious Games, da es über die reine Unterhaltung hinaus spielerisches Lernen über den Klimawandel ermöglicht. Ziel des:der Spieler:in ist es, die drohende Klimakatastrophe abzuwenden, indem unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche nachhaltig umgestaltet und die CO2-Emissionen drastisch reduziert werden. Dabei stehen den Spielenden verschiedene Gewinnstrategien in Form von fünf alternativen Zukunftsszenarien zur Verfügung. Diese Szenarien reichen von einer Hightech-Öko-Utopie bis zur Rückkehr in eine steinzeitartige „Low-Tech“-Gesellschaft. Durch diese breit gefächerte Auswahl an Lösungswegen hat Beecarbonize einen hohen Wiederspielwert und lädt dazu ein, mehrfach mit unterschiedlichen Strategien durchgespielt zu werden. 

Beecarbonize präsentiert sich als Mischung aus Ressourcenmanagement-Brettspiel und digitalem Kartenspiel. Die zentrale Herausforderung ist die Bremsung des sogenannten Emissionsbalkens, der den globalen CO2-Gehalt in der Atmosphäre darstellt: Steigt dieser immer weiter, kommt es unweigerlich zur Katastrophe. Das Hauptwerkzeug, das dem:der Spieler:in zur Verfügung steht, um dem entgegenzusteuern, sind vier Kartenstapel zu den Sektoren „Industry“, „Ecosystems“, „People“ und „Science“. In jeder Runde können Karten ausgespielt werden, die bestimmte Maßnahmen oder Entwicklungen symbolisieren (etwa neue Gesetzte, nachhaltige Industrie, technologische Erfindungen oder Naturschutzprojekte). Jede Karte beeinflusst dabei mehrere Sektoren und kann Vorteile, aber gegebenenfalls auch Nachteile nach sich ziehen. Die Spieler:innen müssen also abwägen, welche Karten sie einsetzen, kurzfristig attraktiv wirkende Lösungen können langfristig negative Folgen haben. Beispielsweise verringert der Ausbau der Atomenergie die Emissionen, erhöht jedoch zugleich das Risiko nuklearer Zwischenfälle. Dieses Prinzip der Zielkonflikte durchzieht das Gameplay und fordert das strategische Denken der Spieler:innen heraus. Mit voranschreitenden Emissionen kommt es ab gewissen Punkten zu Katastrophen (Tipping-Points), wie beispielsweise Dürren, Überflutungen oder sozialen Unruhen. Um handlungsfähig zu bleiben, müssen drei zentrale Ressourcen richtig gehandhabt werden: Industry-, Science- und People-Tokens. Diese Währungen werden durch Karten generiert und sind nötig, um neue Karten freizuschalten oder bestehende Maßnahmen auszubauen.

Auf realistische 3D-Grafik wurde verzichtet, stattdessen setzt Beecarbonize auf zweidimensionale Illustrationen im Comicstil, was dem ernsten Thema eine zugängliche, spielerische Ästhetik verleiht. Diese äußerst übersichtliche grafische Stilistik wird unterstützt durch passende Soundeffekte und dezente Hintergrundmusik. Mechanisch ist an dem Spiel vor allem die komplexe Systemsimulation interessant: die vernetzten Rückmeldungen lassen die Spieler:innen tief in die Problemlage eintauchen, da jede Aktion spürbare Reaktionen in der Spielewelt hervorruft. Dank den über 120 einzigartigen Karten und teils zufällig auftretenden Weltereignissen entwickelt sich kein Spieldurchlauf identisch, somit bleibt das Spiel abwechslungsreich und bietet großzügigen Raum zum Experimentieren.

Fachliche Analyse 

Durch Einbeziehung der NGO People in Need konnte Beecarbonize in enger Zusammenarbeit mit fachwissenschaftlichen Expert:innen entwickelt werden. Die Spielinhalte basieren somit auf dem aktuellen Stand der Klimaforschung, selbst futuristisch erscheinende Elemente wie die sogenannten „Robo-Bees“ stützen sich auf wissenschaftlich plausible Zukunftsvisionen. Laut Spieldesignerin Alex Petrova war das Ziel, „ein unterhaltsames Spiel mit fesselndem Gameplay zu schaffen, aus dem die Spieler etwas lernen können – wenn sie das möchten“ (Trhoň 2023). Dieser Bildungsanspruch spiegelt sich im Spiel durch eine integrierte Enzyklopädie wider, in der Begriffe wie „Kreislaufwirtschaft“ oder „Postwachstums-Gesellschaft“ erläutert werden. Zusätzlich werden die Karten durch kurze Infotexte ergänzt. Die Sensibilisierung für den thematischen Schwerpunkt „Klimawandel“ erfolgt also sowohl über das unmittelbare Erleben des Zusammenhangs von Aktion und Reaktion, als auch über umfangreich bereitgestellte Sachinformationen.

Die Klimakrise ist ein äußerst komplexes und vielschichtiges Problem. Beecarbonize gelingt es, diese Komplexität anschaulich und verständlich darzustellen, ohne die Spielenden zu überfordern. Komplexe Prozesse werden in Kartenaktionen übersetzt und dadurch anschaulich greifbar gemacht. So werden die Wechselwirkungen der vier zentralen Sektoren für den:die Spieler:in deutlich spürbar gemacht: Energiepolitik beeinflusst das Ökosystem, gesellschaftliche Effekte wirken sich auf Energie und Forschung aus und eröffnen neue Handlungsoptionen. Auf diese Weise verdeutlicht das Spiel Zusammenhänge und Wechselwirkungen der politisch-ökonomischen Realität, wie etwa der Abhängigkeit der Energieindustrie von Treibhausgasemissionen. Nichtsdestotrotz birgt dieser spielerische Zugang, so effektiv er in der Vermittlung seiner intendierten Kernbotschaft auch sein mag, gewisse Risiken der Vereinfachung: So werden etwa psychologische Effekte wie Klimaangst und soziale Konzepte wie die Klimagerechtigkeit komplett ausgeblendet. Natürlich kann es einem einzelnen Spiel nicht gelingen, das Thema der Klimakrise in seiner Gesamtheit abzubilden, dennoch soll im Falle von Beecarbonize aufgrund seines stark vereinfachenden Ansatzes ausdrücklich auf diesen Umstand hingewiesen sein.  


Fachdidaktische Analyse

Beecarbonize bietet vielfältige Möglichkeiten für schulischen Einsatz, insbesondere ab der Sekundarstufe. Durch den spielerischen Zugang können Lernende die vielschichtigen Zusammenhänge der Klimapolitik erforschen und mit ihren Möglichkeiten experimentieren. Der aktuelle Stand der Klimadebatte spiegelt sich im Spiel wider, von technologischen Innovationen über politische Maßnahmen bis hin zu gesellschaftlichen Trends werden verschiedenste Aspekte simuliert. Das Spiel bietet auch radikale Handlungsoptionen, wie etwa die implementierung einer „No-Tech-Zivilisation“ im Vergleich einer modernen „High-Tech-Zivilisation“, welche hervorragend als Diskussionsgrundlage dienen können. Beecarbonize kann somit als Planspiel im Politik- oder Geografie- und Wirtschaftsunterricht fungieren, in dem die Lernenden in die Rolle von Entscheidungs­träger:innen schlüpfen. Die Interaktivität fördert dabei die Motivation: Anstatt nur über Klimaschutz zu lesen, erlebt man die Konsequenzen direkt und muss Verantwortung für die eigenen Entscheidungen übernehmen. Studien zur Wirkung von Serious Games legen nahe, dass erfahrungsbasiertes Lernen das Verständnis komplexer Systeme verbessern und proaktives Denken anregen kann. Hinzu kommt der Vorteil, dass Beecarbonize kostenlos verfügbar und auf mobilen Endgeräten spielbar ist, was die Hürde für den Einsatz ausgesprochen gering erscheinen lässt. Bei der Nutzung des Spiels im Bildungskontext gibt es dennoch einige wichtige Punkte zu beachten. So sollten den Schüler:innen zentrale Begriffe und Konzepte vor der ersten Spielphase nähergebracht werden. Da das Spiel bisher nicht übersetzt wurde, ist außerdem ein gewisses Englischniveau von Nöten, vor allem unter Anbetracht des Umstandes, dass Beecarbonize als Kartenspiel auf das Leseverständnis der Spielenden angewiesen ist, um verstanden werden zu können.

Zusammengefasst zeigt Beecarbonize eindrücklich, wie digitale Spiele komplexe globalpolitische Themen auf intuitive Art und Weise vermitteln können. Als Klimawandel-Simulation in spielerischer Gestaltung motiviert es zu eigenständigem Lernen und regt dazu an, kritisch über Lösungsansätze für eine nachhaltige Zukunft nachzudenken.


Studentische Forschungsarbeiten


Didaktisierungen

Didaktisierung 1: Klimakrise bewältigen

Die vorliegende Didaktisierung richtet sich an Lehrpersonen der 10. Schulstufe im Fach Geschichte und Politische Bilung. Mit Hilfe des dgitalen Kartenspiels Beecarbonize lernen die Schüler:innen verschiede Strategien zum Umgang mit dem Klimawandel kennen. Anhand eines beigelegten Arbeitsblatts vergleichen und analysieren sie verschiedene mögliche Spielstrategien.

Quellen- und Materialverzeichnis

Charles Games (2023): Beecarbonize. Online: https://charlesgames.net/beecarbonize/ (Zugriff: 28.8.2025).

Trhoň, Ondřej (2023): BeeCarbonize: A game that puts Earth’s future in your hands. In: People in Need. Online: https://climate.peopleinneed.net/beecarbonize-a-game-that-puts-earths-future-in-your-hands-10025gp (Zugriff: 14.3.2025).