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Auszug aus Euronews 24.3. 2020: Kann Chloroquin Covid-19 Patienten retten?

Das Medikament war in Marseille an einem Institut eines Universitätskrankenhauses zur Behandlung von 24 Personen mit Covid-19 eingesetzt worden, und die vorläufigen Ergebnisse dieser Studie wurden am 20. März im International Journal of Antimicrobial Agents veröffentlicht.

In der Studie kam man zu dem Schluss, dass die Behandlung mit einer Art Chloroquin (Hydroxychloroquin) und einem Antibiotikum trotz der geringen Stichprobengröße bei mehreren Patienten eine "Reduktion/Verschwinden" des Virus zeigte.

"Nach sechs Tagen gab es einen sehr signifikanten Unterschied zwischen denen, die behandelt wurden, und denen, die nicht behandelt wurden", sagte der Experte für Infektionskrankheiten Didier Raoult, der das Institut in Marseille leitet, wo die kleine Studie durchgeführt wurde. Der Zustand von 75 Prozent der Patienten mit der Behandlung habe sich verbessert.

Bei eingen Patienten habe man innerhalb von 48 Stunden eine signifikante Verbesserung verzeichnet. Das Institut des Universitätsklinikums will jetzt alle Patienten, die eingeliefert werden, mit der medikamentösen Therapie behandeln.

Allerdings finden viele andere Experten es zu früh, um zu sagen, ob das Medikament wirksam ist.

"Dies ist nicht die erste Epidemie eines Virus, bei der wir [ein Zeichen] der Hoffnung auf eine Behandlung haben, und es stellt sich heraus, dass es doch nicht funktioniert. Die Hoffnung reicht mir heute aus, um alles zu tun, damit wir überprüfen können, ob das Medikament wirkt oder nicht", sagte Frankreichs Gesundheitsminister Véran.

...

"Niemand in der medizinischen Welt sagt, dass Professor Raoult mit der Annahme falsch liegt, dass Chloroquin eine wirksame Behandlung gegen das Coronavirus sein kann, aber die Medizin wird nicht durch Veröffentlichungen [in den Medien] praktiziert, sie wird nicht auf der Grundlage einer Studie mit 24 Patienten praktiziert", sagte Michel Cymes, Chirurg und französischer medizinischer Kommentator in einem Interview mit RTL.

Die französischen Forscher unterstrichen die dringende Notwendigkeit, eine Behandlungen zu finden.

"Es besteht ein dringender Bedarf an einer wirksamen Behandlung, um symptomatische Patienten zu behandeln, aber auch um die Dauer der Virusübertragung zu verringern, und so die Übertragung in der Gemeinschaft zu begrenzen", schrieben die Ärzte in Marseille.

US-Präsident Donald Trump geriet kürzlich in die Kritik, weil er erklärte, dass das Medikament wirksam sei und in den Vereinigten Staaten zugelassen werden solle.

Das Medikament wurde auch in Labors in China untersucht und ist derzeit Gegenstand einer randomisierten Studie der Universität von Minnesota mit 1.500 Teilnehmern, um herauszufinden, ob es wirksam ist.

Viele Wissenschaftler sind allerdings der Meinung, dass mehr Forschung zu diesem Thema erforderlich ist.


Auszug aus Science Integrity DigestThoughts on the Gautret et al. paper about Hydroxychloroquine and Azithromycin treatment of COVID-19 infections


Auszug aus dem post-publication review von Frits Rosendaal:

The index group and control group were drawn from different centres. The information that is given about characteristics of index group and control group is minimal, and still major differences are evident from all three variables shown (age, sex, presence of symptoms). The authors have performed statistical tests on these baseline characteristics, which is inappropriate. In the text they emphasise the absence of statistically significant differences between groups, implying that absence of statistical significance proves equality, which shows a lack of understanding of basic statistics.


It is remarkable that in a randomised trial, when only chance may have introduced differences between groups, authors go out of their way to present a long list of baseline
characteristics to lend credibility to the fairness of comparing outcome occurrence between groups, where here, in a non-randomised comparison of patients from different centres who clearly do differ, authors have not made the slightest effort to present such baseline characteristics. The reviewer can only come to the conclusion that the comparison
with the control group is meaningless.


It is reported that 42 patients met the eligibility criteria, and of these 16 were in the control group, and 26 in the treated group. Of these 26, six were excluded (and incorrectly labelled as lost to follow-up): three were transferred to the ICU, one died, and two terminated treatment or were discharged. Firstly, it is noteworthy that 4/26 treated patients
deteriorated and 0/16 control patients, which emphasises that the groups were different. More importantly, excluding patients who deteriorated from the analyses introduces severe selection bias, since it selectively excludes people who did not do well (as an extreme example: if 25/26 treated patients had died, and one had virus clearance at day 6, would a claim of 100% clearance be valid?).


Auszug aus "Apotheke ad hoc": Drosten kritisiert Chloroquin-Studie:

Chloroquin hat sich in einer chinesischen klinischen Studie als Chloroquin gegen Sars-CoV-2 wirksam gegen Sars-CoV-2 gezeigt, so der Leiter des Instituts für Infektionskrankheiten in Marseille, Didier Raoult. Er stützt seine Aussagen auf eine Untersuchung von drei chinesischen Forschern, die in der Fachzeitschrift „BioScience Trends“ erste Ergebnisse der Studie veröffentlichten. An der klinischen Studie nahmen mehr als 100 Patienten teil. Laut Artikel ist die Behandlung mit Chloroquin „wirksamer“ als die Behandlung mit Placebo. Drosten zweifelt jedoch an der angeblich nachgewiesenen Wirksamkeit von Chloroquin, wie er im Podcast mit dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) erklärt:

Es sei schon länger bekannt, dass das Malariamittel auch gegen das 2003 kursierende Coronavirus in der Zellkultur wirksam ist. Man wisse jedoch nicht, ob es am Menschen genauso wirke, da alles „viel viel komplizierter“ sei. „So ein Medikament muss ja da hinkommen, wo das Virus ist – in die Lunge", erklärt er. Mit dem Schlucken einer Tablette sei es daher nicht getan: „Die infizierte Zelle im Körper des Menschen hat einen anderen Stoffwechsel als eine Zelle in einer Zellkulturschale – das ist gar nicht miteinander zu vergleichen."

Die Studie wird ebenfalls von ihm kritisiert: Grundsätzlich sei es schwierig, eine Studie durchzuführen, da die Mehrheit der Patienten auch ohne medikamentöse Behandlung wieder gesund werde. Außerdem seien einige Parameter der Studie fragwürdig. Für eine aussagekräftige Studie seien zwei möglichst homogene Gruppen notwendig, die miteinander verglichen werden – eine, die behandelt wird, und eine, die nicht behandelt wird. In der Studie sei dies jedoch nicht der Fall gewesen: Während die behandelten Patienten ein Durchschnittsalter von 51 Jahren hatten, waren die Patienten der unbehandelten Kontrollgruppe nur 37 Jahre im Schnitt.

Zudem seien in der behandelten Gruppe zwei Personen mit asymptomatischen Krankheitsbildern gewesen, in der unbehandelten aber vier. „Das führt dazu, dass wir in dieser Studie Äpfel mit Birnen vergleichen", findet der Virologe. Wesentlicher Störfaktor sei zudem die Zeitskala, da ein gemeinsamer Startpunkt fehle: Der Beginn der Studie bei den Patienten entspricht dem Tag des Einschlusses in die Studie, nicht aber dem Tag der Infizierung oder des Ausbruchs der Krankheit. Die Konzentration der Viren wurde bei den Teilnehmern im Hals gemessen, nicht aber am Ort des Geschehens – der Lunge. „Das ist die größte Fehlannahme der gesamten Studie." Die Besserung der Erkrankung unter der Einnahme von Chloroquin sei also nicht nachvollziehbar und belegbar. Drosten vermutet, dass es zu ähnlichen Ergebnissen gekommen wäre, wenn statt Chloroquin eine Kopfschmerztablette verabreicht worden wäre. „Ich möchte nicht sagen, Chloroquin wirkt nicht. Aber so, wie diese Studie gemacht wurde, sind wir kein Stück schlauer.“









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