Erfahrungsbericht
SWOT-Analyse: Das Padlet bietet neue Entfaltungsmöglichkeiten, jedoch nur, wenn Schüler*innen sinnvoll und selbstbestimmt am Unterrichtsthema arbeiten können. Der geringe zeitliche Rahmen kann dazu führen, dass die Schüler*innen nicht wertvoll am Thema arbeiten können. Dies kann auch zu Unruhe und Verwirrung führen. Durch eine gute Einführung und Moderation seitens der Lehrperson kann eine positive Implementierung der Padlets im Unterricht gelingen. Unter der kreativen Zusammenarbeit zwischen den Schüler*innen entsteht eine Mitschrift bzw. ein Überblick über das Unterrichtsthema. Das Padlet ist außerdem ein tolles digitales Austauschportal. Das Projekt bietet eine große Flexibilität und eine breite Anwendung.
Feedback von Lehrpersonen: Im Zuge des Einholens von Feedback und der beabsichtigten Generation von Erfahrungswerten, wurden zwei Lehrpersonen darum ersucht, unser Arbeitstempo-Tool in seiner nunmehr vorliegenden, fast finalen Version zu begutachten und insbesondere hinsichtlich des praktischen Einsatzes zu analysieren.
Die Hintergründe der beiden Lehrpersonen lassen sich folgendermaßen charakterisieren:
Lehrperson 1: AHS-Lehrerin in den Fächern Englisch, Mathematik und Musik, sowie Lerncoachin
Lehrperson 2: Mittelschullehrer in den Fächern Deutsch und Geographie, sowie Inklusionslehrer.
Beide Lehrenden gaben ausreichend Rückmeldung zu dem Tool, welches unsere Gruppe entwickelt hatte, der Kollege in der Mittelschule erklärte sich außerdem für einen Testlauf in seiner 2. Klasse im Rahmen des Deutschunterrichts bereit.
Die Kollegin in der AHS stellte gleich zu Beginn ihrer Analyse fest, dass sich unser Arbeitstempo-Tool nicht nur für seine angedachte Rolle eignet, sondern dass es auch zur Förderung der kreativen Informationsvermittlung durch Schüler:innen beitragen könnte. Dieser Aspekt wurde von uns bislang nicht berücksichtigt, stellt aber eine klare Chance dar.
Für den Kollegen der Mittelschule stach insbesondere die vielfältige Anwendbarkeit von Padlet ins Auge – er befand, dass es fächerübergreifend gut einsetzbar wäre, und sich auch quer durch alle Altersstufen eignet. Weiters meldete er rück, dass der durch unser Tool eingesetzte Modus der Wissensvermittlung bei manchen Formen der Neurodivergenz ein gutes Supplement zum Regelunterricht darstellen kann, und dass bei einigermaßen kompetenter Anwendung durch die Lehrperson unser Tool dem Anspruch, Chancen für Schüler*innen mit unterschiedlichen Arbeitstempi zu bieten, gerecht wird.
Der Kollege aus der Mittelschule stellte fest, dass eine der größten Stärken unseres Tools auch eine potenzielle Bedrohung darstellen könnte – die Offenheit und vielseitige Einsetzbarkeit des Padlets und der Methode könnten nämlich für Lehrpersonen oder Gruppenkonstellationen dann hinderlich werden, wenn keine ausreichende technische und didaktische Konzeption des Unterrichts auf das Tool hin erfolgt und es „planlos“ eingesetzt wird. Für die Kollegin in der AHS war die „Umordnung“ des regulären Unterrichtskonzepts ebenso als Stärke und Bedrohungsfall gleichzeitig zu sehen. Bei ausreichend flexiblen Klassen und Lehrpersonen könnte das Konzept laut ihr gut aufgehen, allerdings könnte in heterogenen, diversen Klassen, welche laut der Kollegin von stringenterer Disziplin profitieren, der Wechsel des Unterrichtsmodus in den Fächern, welche das Tool verwenden, zu Verwirrung und Unruhe führen.
Beide Kolleg:innen stellten fest, dass für den Erfolg unseres Tools die Zusammenarbeit innerhalb der Klassengemeinschaft schon adäquat funktionieren müsse und dass eine hohe Bereitschaft vonseiten der Schüler:innen gegeben sein müsse, sich auf die neue Methode einzulassen. Der Kollege in der MS berichtete von seiner Erfahrung, wonach schon sehr wenige sich querlegende Schüler:innen ausreichen würden um ein solches intensives Klassenprojekt im Unterricht aufzuhalten, da die Lehrperson hier dann immer disziplinierend eingreifen müsse und kaum Möglichkeiten habe, das betreuungsintensive Projekt selbst voranzutreiben. Als Beispiel nannte der Kollege Beschimpfungen oder unpässliche Bemerkungen im Padlet selbst, die einerseits sofort für die ganze Klasse sichtbar würden, andererseits auch das Konfliktpotenzial im Klassenzimmer hochgehen lassen.
Die Kollegin in der AHS gab weiters an, dass sie die durch unser Padlet durchgeführte Methode als nicht praktikabel für den Mathematikunterricht erachtet, und dass hier individuelles Erklären, bestenfalls im Teamteaching eine bessere Methode zur Berücksichtigung unterschiedlicher Arbeitstempi darstelle.
Praxiseinsatz:
Unsere konzipierte Padlet-Methode wurde von meinem Kollegen im Rahmen eines dreitägigen Workshops im Deutschunterricht getestet. Als Zielgruppe wählte er eine 2. Klasse MS aus, bei welcher er Klassenvorstand war und dementsprechend bereits einen vertrauensvollen Umgang zu den Schüler*innen zeigte. Folgende Beobachtungen stellte er nach der Beendigung des Praxiseinsatzes fest.
- Starker Enthusiasmus für die neue Methode zu Beginn, Kinder finden den technischen Aspekt spannend.
- Großes Verständnis vonseiten der Schüler*innen für die Begründung hinter dem Projekt. Die angedachte Berücksichtigung verschiedener Arbeitstempi erntet viel Zustimmung.
- Wirklicher Einsatz des Padlets erst ab der 2. Einheit möglich – Vorbereitung und Erklärungen nehmen eine Stunde jedenfalls in Anspruch.
- Proaktives Classroom Management nötig – manche der „schnelleren“ Kinder nutzen die iPad-Erlaubnis für Spiele oder TikTok.
- Befürchtetes Konfliktpotenzial (Beschimpfungen im Padlet) bleibt aus – wenn gearbeitet wird, dann durchaus kollaborativ.
- Ergebnis wird von Kindern gut angenommen und auch weiter verwendet.
- Hohes technisches Verständnis vonseiten der Lehrperson nötig – auch individuelle Problemlösung. Deshalb am besten im Teamteaching durchzuführen.
- Anpassung der „normalen“ Unterrichtsaktivitäten nötig, um genügend Platz und Freiraum für die sinnvolle Nutzung des Tools zu schaffen.