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Die als veraltet geltende Bezeichnung ,Ischoren‘ wurde verstärkt in der sowjetrussischen Literatur gebraucht und ist heute außer in der ingrischen Eigenbezeichnung 'Ižoren' nicht mehr gebräuchlich.
Die Ingrier selbst nennen sich außerdem ‘Karelier‘ und werden auch von den benachbarten Woten so genannt werden, während Außenstehenden allgemein mit dieser Bezeichnung eher ein eigenes ostseefinnisches Volk, die Bewohner der Karelischen Republik und einer der östlichen Provinzen Finnlands meinen.
Die externe Bezeichnung ,Ingrier‘ in ihren vielen verschiedensprachlichen Entsprechungen leitet sich vom Fluss Ingeri ab oder, wie A. J. Sjögren annahm, von Ingigerth, der Tochter des schwedischen Königs Olaf Skötkonung, welcher der erste christliche König Schwedens war. (1) (2)

#Abb. 1 Flagge der Ingrier

Inhaltsverzeichnis

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Ingrische Volksangehörige leben heute außerdem in Estland und innerhalb Russlands auch in der Oblast Archangelsk, der Teilrepublik Komi sowie in Sibirien. (3) (4)





#Abb. 2 Verbreitungsgebiete der Ingrier

Kultur

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Verbunden mit der Christianisierung nach lutherischem Vorbild kamen die Ingrier auch zu einem gut organisierten Schulsystem, das seit 1643 je eine eigene Schule für alle vier Bezirksstädte (Jaama, Jaanilinna, Kaprio und Pähkinäsaari) unterhielt. Alten Aufzeichnungen zufolge soll jedoch bereits 1632 in Nevanlinna eine erste Schule durch den Freiherrn Johan Skytte eingerichtet worden sein.
Die unter schwedischer Herrschaft eingeführten Sonntagsschulen für Kinder und die für die Konfirmation vorausgesetzten Leseprüfungen wurden nach der russischen Machtübernahme beibehalten.
Obwohl 1785 die erste Volksschule in Kolppana, einem heute nahe der Stadt Gattschina gelegenen Dorf, eröffnet wurde, dauerte es bis zur Entfaltung des kulturellen Lebens der Ingrier noch bis ins 19. Jhdt., als die russische Annexion Finnlands von 1809 sowie die Abschaffung der Leibeigenschaft 1861 die Befreiung der Kleinbauern und wichtige Impulse für generelle, gesellschaftliche Änderungen brachte.
Neue Gesangsvereine und Gesellschaften sowie 1863 eine kirchliche Hochschule in Koppala gegründet, die Lehrpersonal und Küster ausbilden und so den Bildungsstandard des Volks verbessern sollte.
Die erste finnischsprachige, wenn auch nur kurzlebige Zeitung für das Gebiet, ,Pietarin Sanomat‘, wurde ab 1870 herausgegeben, gefolgt von einem ersten, ebenfalls finnischsprachigem ingrischen Kalender, dem ,Pietarin suomalainen kalenteri‘, der erstmals 1871 publiziert wurde.
Dieser Periode erster Entwicklungsansätze folgte auch in Ingermanland die Russifizierung der letzten Jahrzehnte des 19. Jhdts., dennoch wurden 1899 die ersten ingrischen Gesangsfeste in Skuoritsa veranstaltet. Neben neuen Bildungsmöglichkeiten verbreiteten die evangelischen Pfarrer auch eine weit greifende nationale Identität unter dem ingrischen Volk. Nach der russischen Revolution von 1905 konnten weitere, von Finnland unterstützte, kulturelle Angebote wahrgenommen werden.

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Die ingrische Tradition ist reich an altem Liedgut, welches um die Wende des 19. zum 20. Jhdt. von Vihtori Alava, Juho Lukkarinen und Samuli Paulaharju gesammelt werden konnte, bevor die unruhigen Zeiten der Revolutionen begannen. Seit dem Beginn des 20.Jhdts. wurde die Kultur der Ingrier immer mehr von der russischen beeinflusst, wodurch die alten Bräuche weiter in Vergessenheit gerieten und von den neu übernommenen verdrängt wurden. (1)

Traditionelle Tracht

Die traditionelle Kleidung ingrischer Frauen ähnelt stark jener der nachbarlichen Woten, mit welchen die Ingrier über lange Zeit hinweg in einer intensiven Kontaktsituation standen.

Frauen und Mädchen verschleierten sich erst ab dem Zeitpunkt ihrer Verheiratung, bis dahin trugen sie ihr Haar lang.
Als einziger Schmuck fanden rote Bänder Gebrauch, mit welchen das Haar hochgebunden wurde.
Im Zuge der Hochzeitsfeierlichkeiten wurde dann ein oft in der Sauna gehaltenes Ritual zelebriert, während welchem der Braut, traditionellerweise von ihrem Bräutigam und unter Assistenz ihrer Mutter, die Haare kurz geschnitten wurden.
Der praktische Nutzen dieser Tradition war, dass das Haar so fortan besser in die Tücher eingebunden werden konnte.
Die übliche Kopfbedeckung einer verheirateten, ingrischen Frau war ein weißes, teilweise besticktes Leinentuch. Eine weitere verbreitete Kopfbedeckung war ,sorokka‘ oder ,harakka‘ (#Abb. 3), ein bunt besticktes Kopftuch aus Leinen, welches auch von den Kareliern und Woten verwendet wurde.

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