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Die Heimat der Ingrier liegt auf der Halbinsel Ingermanland, die am Finnischen Meerbusen liegt und das Flussgebiet der Neva und des Peipussees umfasst. #Abb. 2
Nach den Kriegen von 1570-95 und 1610-1617 wurde Ingermanland, das mit den Städten Jaanilinna, Jaama und Kaprio sowie dem Bezirk Pähkinälinna etwa 15.000 Quadratkilometer umfasst, Teil des Schwedischen Königreichs, bis es ab 1710 wieder in russische Besitzungen wechselte und erst Teil des Bezirks St. Petersburg, ab 1914 Petrograds und seit 1927 der Provinz Leningrad wurde.

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Ingrische Volksangehörige leben heute außerdem in Estland und innerhalb Russlands auch in der Oblast Archangelsk, der Teilrepublik Komi sowie in Sibirien. (3) (4)





#Abb. 2

Kultur

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Verbunden mit der Christianisierung nach lutherischem Vorbild kamen die Ingrier auch zu einem gut organisierten Schulsystem, das seit 1643 je eine eigene Schule für alle vier Bezirksstädte (Jaama, Jaanilinna, Kaprio und Pähkinäsaari) unterhielt. Alten Aufzeichnungen zufolge soll jedoch bereits 1632 in Nevanlinna eine erste Schule durch den Freiherrn Johan Skytte eingerichtet worden sein.
Die unter schwedischer Herrschaft eingeführten Sonntagsschulen für Kinder und die für die Konfirmation vorausgesetzten Leseprüfungen wurden nach der russischen Machtübernahme beibehalten.
Obwohl 1785 die erste Volksschule in Kolppana, einem heute nahe der Stadt Gattschina gelegenen Dorf, eröffnet wurde, dauerte es bis zur Entfaltung des kulturellen Lebens der Ingrier noch bis ins 19. Jhdt., als die russische Annexion Finnlands von 1809 sowie die Abschaffung der Leibeigenschaft 1861 die Befreiung der Kleinbauern und wichtige Impulse für generelle, gesellschaftliche Änderungen brachte.
Neue Gesangsvereine und Gesellschaften sowie 1863 eine kirchliche Hochschule in Koppala gegründet, die Lehrpersonal und Küster ausbilden und so den Bildungsstandard des Volks verbessern sollte.
Die erste finnischsprachige, wenn auch nur kurzlebige Zeitung für das Gebiet, ,Pietarin Sanomat‘, wurde ab 1870 herausgegeben, gefolgt von einem ersten, ebenfalls finnischsprachigem ingrischen Kalender, dem ,Pietarin suomalainen kalenteri‘, der erstmals 1871 publiziert wurde.
Dieser Periode erster Entwicklungsansätze folgte auch in Ingermanland die Russifizierung der letzten Jahrzehnte des 19. Jhdts., dennoch wurden 1899 die ersten ingrischen Gesangsfeste in Skuoritsa veranstaltet. Neben neuen Bildungsmöglichkeiten verbreiteten die evangelischen Pfarrer auch eine weit greifende nationale Identität unter dem ingrischen Volk. Nach der russischen Revolution von 1905 konnten weitere, von Finnland unterstützte, kulturelle Angebote wahrgenommen werden.

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