...
Die Chanten zählen ca. 28 600 Personen.
Fast 60 % von ihnen leben im Autonomen Kreis der Chanten und Mansen, 30,5 % im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen. Eine kleine Anzahl der Chanten lebt im Gebiet Tomsk und in der Republik Komi. (2) (3)
#Abb. 1 Flagge der Chanten und Mansen
...
Der größte Ausbruch von Widerstand der Chanten, wurde von den Ältesten geführt, als Aufstand von Kazym bekannt und brutal niedergeschlagen. Unter anderem wurden Dörfer der Chanten niedergebrannt und damit ein Großteil der Kultur der Chanten völlig zerstört.
Kulturzentren und "rote Zelte" Zelte“ wurden errichtet um die sowjetischen Lebensweise und die dazugehörigen Bräuche zu verbreiten. Von da an konnte jeder, der an den üblichen Bestattungsriten teilnahm zu zehn Jahren Haft verurteilt werden. Die Bärenjagd war ebenfalls verboten.
In den 1950er und 60er Jahren wurden große Gas-und Ölvorkommen in Westsibirien entdeckt. Die Chanten hatten sich kaum von den Schlägen des Stalinismus erholt, fanden sich nun der Gnade der Technokraten ausgesetzt und die Wirtschaft war rücksichtslos und gierig. Öl verunreinigte die Weiden und Gewässer die einmal mit Fischen gefüllt waren, die Gas- und Ölleitungen blockierten die Pfade der Rentiere und Waldbrände zerstörten die Wälder.
Jedes Jahr entstanden 20 000 - – 25 000 Tonnen Verschmutzung. 50% des Erdgases wird einfach sinnlos verbrannt. Die Verschmutzung durch die Industrie reduziert die Fischgründe um ca. 10.000 Hektar pro Jahr. Allein im Ortsteil Nizhnevartovsk zerstörten Feuer 1989 260 000 Hektar Wald.
Zur gleichen Zeit gab es eine explosive Zunahme der Bevölkerung vor allem auf Stadtgebiet. Im Jahr 1969 lebten 289.000 Einwohner im autonomen Bezirk der Chanten und Mansen. Bis 1979 stieg die Zahl der Einwohner bereits auf 596 000 an und im Jahr 1989 waren es bereits 1,268 Millionen. Die Schwäche der nördlichen Biosphäre und ihrer Ressourcen wurde völlig ignoriert.
...
Obwohl die Anzahl der Chanten in den drei Jahrhunderten ihrer Existenz im Rahmen des Russischen Staates, also vom 17. bis ins 19. Jahrhundert, von 6 300 Personen bis auf 16 200 gewachsen, ist ihre Zahl heute eher abnehmend. (1) (2) (3)
Jahr | Bevölkerung (3) |
---|---|
1840 | ~ 16 200 |
1868 | ~ 17 100 |
1897 | ~ 19 700 |
1911 | ~ 18 600 |
1926 | ~ 22 200 |
1939 | ~ 18 500 |
1959 | ~ 19 400 |
1970 | ~ 21 100 |
1979 | ~ 20 100 |
1989 | ~ 22 500 |
...
Die Chanten befassten sich traditionell mit dem Fischfang in Flüssen, mit der Jagd in der Taiga und mit der Rentierzucht.
Die Hauptnahrung der Chanten bestand aus Fisch, aus Rentierfleisch oder dem Fleisch anderer Tiere. Im Herbst wurde Rentierfleisch auf Vorrat zubereitet. Der Fisch wurde roh, gekocht, gedörrt oder gefroren gegessen. Aus den Innereien ließ man den Fischtran aus, in dem man dann die Fladen buk.
Eine große Bedeutung besaß in ihrem Leben auch das Sammeln.
Im Sommer nutzten die Chanten Boote verschiedenster Typen. Im Winter nutzte man Skier oder Rentier- und Hundeschlitten als Fortbewegungsmittel.
Die Chanten sind eher klein gewachsen, die durchschnittliche Größe der Männer beträgtt 158 cm und die der Frauen 146 cm. Sie haben breite Schultern ihr Rumpf hat eine charakteristische Wölbung. Sie haben schmale Augen und hohe Wangenknochen und ihre Augen und Haare sind dunkel.
Die Mehrzahl der Chanten führte eine halb nomadische Lebensweise.
Sie zerfallen in eine Menge Geschlechter oder Stämme, an deren Spitze ein Ältester steht (Starschina), der für Aufrechterhaltung der Ordnung zu sorgen hat.
Sie sind militärfrei, entrichten aber der russischen Regierung eine Steuer (Jassok), die früher in Pelzwerk und jetzt in Geld eingefordert wird, die sie aber bei ihrer großen Armut kaum zu zahlen imstande sind, da die Ausbeute der Jagd immer schwieriger und geringer wird.
Aus ihren ständigen Winter-Niederlassungen zogen sie in ihre Saisonunterkünfte. Ihre Behausungen sind sehr mannigfaltig. Im Winter lebten sie in Erdhütten oder in Halberdhütten, die ein Holzgerüst besaßen, das von oben mit Stangen, Zweigen, Grasnarbe und Erde bedeckt wurde. Die Beheizung erfolgte durch einen so genannten „Tschuwal". Das war ein offener Herd aus Stangen, die mit Ton beschmiert waren. Die Saisonunterkünfte der Chanten wurden aus Stangen errichtet und mit Birkenrinde bedeckt. Die Rentierzüchter unter den Chanten lebten im Tschum, den sie mit Rentierfellen bedeckten. (1) (2) (3)
Religion
...
Die traditionelle Religion der Chanten ist der Schamanismus.
In der geistigen Kultur der Chanten nahm der Bärenkult einen großen Platz ein. Damit ist ein ganzer Komplex von Bräuchen verbunden zum Beispiel das Bärenfest.
Ihre Götzenbilder werden in besonderen Jurten aufbewahrt.(2)
...
Die Sprache der Chanten gehört zu der finnisch-ugrischen Gruppe des ururalischen Sprachstammes. Die chantische und die mansische Sprache entstanden ca. im 13. Jahrhundert.
In der chantischen Sprachen existieren drei Dialektgruppen: die nördliche, südliche und östliche. In jeder dieser Gruppe gibt es weitere Dialekte. Die Unterschiede zwischen diesen Dialekten sind spürbar, und sie behindern die Kommunikation. Dieser Umstand erschwerte die Schaffung eines Schrifttums. Eine Grammatik der Sprache verfasste Castrén (2. Aufl. von Schiefner, Petersb. 1858). Ab 1940 wurde der chantischen Literatursprache ein Dialekt zugrunde gelegt, der am Mittellauf des Ob gesprochen wird. Gegenwärtig stützt sich das Schrifttum auf fünf Dialekte der chantischen Sprache. (2)
Die chantische Sprache beinhaltet viele Lehnwörter vor allem aus dem russischem. Die älteren Lehnwörter sind assimiliert, die neueren aus der russischen Sprache nicht mehr vor allem durch die jetztige Zweisprachigkeit der Chanten. (3)
Quellen
...
(1)
Zugriff am 22.11.2011: URL: http://www.peter-hug.ch/lexikon/Wogulen
(2)
Zugriff am 10.01.2012: URL: http://german.ruvr.ru/radio_broadcast/17350884/21516393.html
(3)
Zugriff am 10.01.2012: URL: http://www.eki.ee/books/redbook/khants.shtml
Abb. 1
Zugriff am 10.01.2011: URL: http://www.baz-selbelang.de/jugra.html
Abb. 2
Zugriff am 11.01.2012URL: http://commonsde.wikimediawikipedia.org/wiki/Filew/index.php?title=Datei:Map_of_Russian_subjects,__Russia_-_Khanty-Mansi_Autonomous_Okrug_(2008-03-01).svg&filetimestamp=20100204172525
Abb. 3
Zugriff am 18.01.2012: URL: http://www.artdirectors.co.uk/preview.php?id=00489754&pg=1
Abb. 4
Laakso, J.: Vorlesungsfolien SS 2011: Kulturen der uralischen Völker