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Tugendhat, Ernst. Vorlesungen über Ethik. 8. Aufl. Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 1100. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2012.

Ein moralisches Urteil aber, also das Urteil, dass eine bestimmte Art des Handelns gut oder schlecht und in diesem Sinn geboten oder verboten sei, lässt sich nicht emprisch begründen. Nirgends in der Erfahrung finden wir vor, dass z.B das Foltern eines Menschen schlecht sei, ja es ließe sich gar nicht sagen, was damit gemeint sein sollte, so etwas empirisch begründen zu wollen." (S.14)

Fast alle von uns urteilen weiterhin moralisch absolut, aber auf die Gültigkeit dieser Urteile befragt, neigen viele dazu, sie für relativ zu halten. Wir machen uns gewöhnlich nicht bewusst, dass wir solche Urteile dann gar nicht mehr fällen dürften. An ihrer Stelle müssten explizit relative Urteile treten. Ich dürfte dann nicht mehr sagen 'Foltern ist schlecht', auch nicht einmal 'ich halte Foltern für schlecht', denn mit diesem Satz würde nur gesagt, dass ich mir der Wahrheit dieses Urteils nicht sicher bin, nicht dass ein Urteil dieser Art keinen Wahrheitsanspruch mehr haben kann; vielmehr dürfte ich dann nur noch so etwas sagen wie 'mir gefällt Foltern nicht' oder 'es stösst mich ab'. (S. 18f)

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Die Vernunftregeln sind das, was Kant Imperative genannt hat. ... und seine These war, dass die moralischen Normen eben kategorische Imperative sind. Mit einem kategorischen Imperativ ist eine Vernunftregel ohne Bezugspunkt gemeint: es wäre dann rational, etwas zu tun, nicht nur mit Bezug auf einen bestimmten Zweck und auch nicht mit Bezug auf das Wohlergehen des Handelnden oder eines anderen Wesens, sondern einfachhin. ... Nun widerspricht es aber unserem normalen Verständnis zu sagen, dass, wer sich unmoralisch verhält, auch irrational ist. Darüber hinaus scheint es dem Sinn von Rationalität überhaupt zu widersprechen, bestimmte Handlungen an und für sich als rational zu bezeichnen ... Hier muss man mit Hume annehmen, dass unsere Ziele immer schon ... vorgegeben sind und als solche die Bezugspunkte für rationales bzw. irrationales Verhalten abgeben. Was ein Handeln sein soll, das an und für sich rational ist, ist nicht zu sehen. Diese Rede scheint widersinnig. (S. 43f) 

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