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Aus Schriftquellen kennt man Nachrichten darüber, dass die Sámi ihre Wohnorte ja nach Jahreszeit wechselten. Als archäologischer Hinweis darauf kann eine wahrscheinlich sámische Jagdstation auf der Insel Kjelmøy in Süd-Varanger in Norwegen gesehen werden. Sie datiert um ca. 300-400 n. Chr. und man fand Geräte vor allem aus Bein und wenige aus Eisen für Fischfang, Jagd und Tier- und Fellverarbeitung, sowie Keramikgefäße. Gutrom Gjessing interpretiert diese Fundstelle als saisonal benutzte Jagdstation für Seejagd und Fischerei. Rentierknochen deuten auf eine Basis am Festland hin.
Andere Sámigruppen wanderten nach Süden und übernahmen alle gewöhnlichen Haustiere, unter anderem auch die Katze, von den Skandinaviern. Aus Lehnwörtern lässt sich schließen, dass die Sámi den Anbau von Korn von den Skandinaviern lernten. Stattgefunden haben muss diese Begegnung höchstwahrscheinlich in urnordischer Zeit (1. - 7. Jh. n. Chr.). Die Sámi übernahmen auch altnordische Bootstypen. Fast das gesamte Vokabular für den Bootsbau und massiv gebaute Boote stammt aus dem Urnordischen, lediglich die Bezeichnung für das Steuerruder (für Paddelruderboote) ist ursprünglich sámisch. Die Bezeichnung für Segel kam über das Urfinnische aus dem Baltischen. Später bauten die Sámi auch Boote für die Skandinavier (belegt jedenfalls für die Norweger). Sie dürften also zu ausgezeichneten Bootsbauern avanciert sein und haben sozusagen die Skandinavier in ihrer eigenen Kunst übertroffen. Sámische Boote galten als hochqualitativ, wie auch aus Schriftquellen, etwa der Saga von Sigurd Slembe, herausgelesen werden kann.
Eine wichtige historische Quelle für die Rekonstruktion der sámischen (Früh-)Geschichte ist die Ottar-Chronik. Dabei handelt es sich eigentlich um eine Art Finanzbericht, die der Bauer Ottar Hålogaland Ende des 9. Jh. an König Alfred den Großen von England schickte.
Darin wird der Besitz von Rentieren mit Reichtum gleichgesetzt. Große Rentierherden bedeuteten also auch dementsprechend Prestige. Die Ottar-Chronik gibt auch Auskunft über die Besteuerung der Sámi. Steuern wurden in Form von materiellen Gütern entrichtet, vor allem Felle, Häute, Federn und (Walross-) Zähne (also Elfenbein). Ottar beschreibt auch die Lebensweise der Sámi, wobei hier zu beachten ist, dass er sich nur die Bevölkerung ein seinem Wirkungskreis bezog, die sámische Bevölkerung nördlich und südlich dieses Gebiets aber durchaus andere Lebensweisen verfolgte, als die von Ottar beschriebene Erwerbstätigkeit auf der Grundlage von Jagd, Fischfang und Rentierhaltung.
Eine königliche Besteuerung der Sámi gab es wohl erst ab der 2. Hälfte des 9. Jh. Davor wurden sie allerdings durch Großbauern besteuert. Diese sind vergleichbar mit den Grundherren des Fronsystems im mitteleuropäischen Mittelalter. Schon ab dem 11. Jh. besteuerten die norwegischen Könige wohl auch die Ter-Sámi auf der Kolahalbinsel, wie etwa aus der Egil-Saga hervorgeht. Entwickelt hat sie die Besteuerung vermutlich aus dem Handel. Älteste Handelbeziehungen zwischen Sámi und Skandinaviern dürften schon seit der Bronzezeit bestanden haben.
Bei den Steuereintreibern waren vor allem Pelze begehrt. Eingehoben wurden Steuern sowohl von Norwegern, als auch von Kareliern. Im Laufe der Zeit entwickelten sich so regelrechte Steuer-Handelsgesellschaften, die erst im 16. Jh. unter Gustav Vasa der Krone unterstellt wurden.
Lange Zeit mussten die Sámi Steuern gleichzeitig an Norwegen, Schweden und Russland zahlen, da alle drei Staaten Anspruch auf ihre Gebiete erhoben. Das änderte sich erst mit der Festlegung der jeweiligen Reichsgrenzen. #(7)

Während des zweiten Weltkriegs wurden im Herbst 1944 finnische Sámi nach Ostbottnien evakuiert und verbrachten dort ca. ein Jahr im Exil. Für viele war das die erste Reise in den Süden. Sie kamen erstmals in Berührung mit vielen Einflüssen der westeuropäischen Kultur. Teilweise nahmen sie diese neue Lebensweise auf, viele lernten Finnisch und eigneten sich neue Umgangsformen an. Infolge dieses gravierenden Wendepunkts vollzogen sich der Wandel der sámischen Gesellschaft und auch die Fennisiserung schneller als zuvor.
Gegen Ende des 20. Jh. wurden sich die Sámi ihrer kuturellen Identität immer bewusster und versuchen nun, ihre Geschichte selbst zu rekonstruieren.
1953 wurde in Jokkmokk die erste nordische Sámitagung mit Vereinen aus Norwegen, Schweden und Finnland abgehalten. 1956 wurde in Karasjok ein Sámi-Verein gegründet, aus dem 1964 der Sámi-Rat hervorging. #(15)
Die Sámi spielten bei der Emanzipation und Organisation der indigenen Völker weltweit von Anfang an eine wichtige Rolle. Die UNO erklärte das Jahr 1993 zum Jahr der indigenen Völker. Die Sámi erklärten sich zur „arktischen autochthonen Bevölkerung Skandinaviens" Skandinaviens“

Kultur

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Viele Elemente der sámischen Kultur lassen sich in Richtung Osten im arktischen und subarktischen
Teil Europas und Asiens wiederfinden. Andere kulturelle Erscheinungen sind ein Ergebnis des
Kontakts mit Nordländern - ein Kontakt, der schon vor der Wikingerzeit zustande kam. Die sámische Kultur ist deutlich davon geprägt, daß die Sámi früher Fischer und Jäger waren. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich die Jagd auf wilde Rentiere gradweise zur Rentierhaltung ­ mit dem Ergebnis, daß die Sámi zu Nomaden wurden. Heute gibt es nicht viele Sámi, die als Nomaden leben: In Norwegen sind weniger als zehn Prozent der samischen Bevölkerung Rentierhalter. Hauptelemente der samischen Kulturtradition sind der "Joik" (besteht aus rhythmisch gesungenen Gedichten oder poetischen Liedern), die sámische Sprache und sámische Sagen, sámische Zelte, ökologische Kenntnisse, der Schamanismus, Volksmedizin, eine eigene Tracht, Transportmittel wie Boote und Rentierschlitten sowie samische Tischlerarbeiten. #(18)

Die ursprüngliche soziale Organisation der Sámi in Form von Dörfern, der „sijda" „sijda“ oder „siida"„siida“, gibt es heute noch bei den Rentierzüchtern. Die Dorfgemeinschaft betreut die Rentiere gemeinsam und wandert mit ihnen. Das System der sijda ist aber viel älter als die Rentierzucht und war ursprünglich wohl ein Versuch, Jagd- und Fischereirechte zu regeln. Die Gründung von Dorfgemeinschaften förderte den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe und schützte vor Raubbau an Jagdgebieten und Seen. Am längsten bestand, solange es der Kolonisation nicht im Weg war. Bei den Sámi in Russland hat es am längsten überlebt, da die Russen ab dem 18. Jh. die Rechtssystem der von ihnen unterworfenen Völker anerkannten.
Bei den Skoltsámi im Petsamogebiet bestand das sijda-System noch zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Regiert wurde die sijda von der Versammlung „norraz"„norraz“. Diese verloste jährlich die Lachsgebiete unter den Familien der sijda. Sie war auch richterliche Gewalt und soziale Absicherung. Die Funktionsweise und Organisation der sijda war bei anderen Sámigruppen sehr ähnlich, was dafür spricht, dass die „Institution" „Institution“ der sijda recht alt ist.

Die Verteilung der Geschlechterrollen innerhalb der sámischen Gesellschaft ist tlw. bis heute erkennbar. Traditionell waren die Jagd und die Zubereitung von Fleisch Aufgabe des Mannes, während die Frau das restliche Kochen, Fellbearbeitung und Kleiderherstellung übernahm. Fischfang und das Hüten der Rentiere wurde von beiden Geschlechtern betrieben. Sowohl Männer als auch Frauen besaßen eigene Rentiere, als ein eigenes Vermögen. Frauen haben in der Gesellschaft grundsätzlich eine selbstständige, geachtete Stellung und nehmen immer an wirtschaftlichen Beratungen teil. Ein wenig anders sieht das jedoch im Bezug auf Religion aus.
Die Eheschließung scheint bei den Sámi traditionell eher von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst zu sein. Auf beiden Seiten wird großer Wert auf Arbeitsamkeit und Wohlstand gelegt, Emotionen spielen erst in letzter Zeit eine Rolle. Bei der Wahl des Ehepartners hatte früher die ganze Gemeinschaft, vor allem aber die Großfamilie ein Recht auf Mitsprache. Im lutherischen Einflussgebiet ist das Mitsprachrecht der Familie immer noch sehr stark. Wenn ein sámischer Mann heiraten wollte, musste er den Eltern und Verwandten seiner Braut Geschenke überbringen und Dienste erweisen. Eine wichtige Rolle in bei der Brautwerbung spielte auf der Fürsprecher oder die Fürsprecherin des Bräutigams. Durch den Ehevertrag, der oft erst nach monate- oder sogar jahrelangen Verhandlungen geschlossen wurde, waren beide Familien schon vor der Hochzeit gebunden. Nach der Hochzeit musste der neue Schwiegersohn ein Jahr lang als eine Art Knecht bei der Familie seiner Frau leben, bevor sie ihre Mitgift bekam. Manche Forscher sehen das als Hinweis darauf, dass bei den Sámi ursprünglich ein Matriarchat herrschte. Ein weiteres Argument für diese Theorie wäre, dass die Mutter der Braut entscheiden musste, ob der Bräutigam akzeptiert wird oder nicht. In anderen Quellen wird diese Entscheidungsgewalt jedoch dem Vater der Braut zugeschrieben. Ebenso musste der Bräutigam, laut anderen Quellen nicht zwingend als Knecht der Familie seine Braut dienen. Diese Hochzeitsbräuche dürften wohl von Gruppe zu Gruppe variieren. Die meisten Forscher haben die Theorie einer ursprünglich matriarchalischen Gesellschaftsstruktur der Sámi wieder verworfen.
Die Regeln des sámischen Verwandtschaftssystems sind äußerst kompliziert. Typisch ist eine Einteilung in Altersgruppen. Regeln für Beziehungen zwischen Individuen sind heute nicht mehr rekonstruierbar, dürften aber eine wichtige Rolle gespielt haben. Bemerkenswert ist, dass allem Anschein nach der jüngste Sohn einer Familie Haupterbe war und nicht wie bei fast allen anderen europäischen Völkern der älteste Sohn. #(8)

Die Vorzeichen für den Tod waren nach sámischer Vorstellung zahlreich und wurden auch ernst genommen.
Der Bestattungsort eines Verstorbenen war typischerweise in der Nähe seines Todesortes. Er galt als heilig und wurde dementsprechend gekennzeichnet und von seiner Umgebung abgegrenzt. Ab dem Übertritt der Sámi zum Christentum dienten dazu Holzkreuze.
Prähistorische Grabfunde deuten darauf hin, dass die Sámi ihre Toten ursprünglich bestatteten, indem sie sie direkt auf die Erde legten. Am besten hat sich diese archaische arktische Bestattungsart bei den Ostsámi erhalten. Es gab aber natürlich auch andere Bestattungsarten, die je nach Jahreszeit und Umgebung variierten. Im arktischen Milieu hängt die Art der Bestattung natürlich von Dauerfrost und Schneeschmelze ab. Mit dem Aufkommen der christlichen Friedhöfe wurden die Verstorbenen in vorläufige Gräber gelegt und erst später, wenn es das Wetter und die jahreszeitlichen Gegebenheiten zuließen, zum Friedhof gebracht. Vor allem in der orthodoxen Kirche war es aber durchaus möglich, dass vorläufige Gräber, z.B. durch das Beigeben von gesegneter Erde, zu permanenten Gräbern wurde und in weiterer Folge an dieser Stelle ein Friedhof entstand. Traditionell war die Bestattung Familienangelegenheit. Dem Toten wurden zum Begräbnis und an seinen Todestagen Geschenke ans Grab gebracht.
Jenseitsvorstellungen variieren zwischen den einzelnen Sámigruppen, auch die Bezeichnungen für das Jenseits sind recht unterschiedlich, genauso wie die Frage, wo es liegt. Man muss davon ausgehen, dass nach der ursprünglichen sámischen Vorstellung im Jenseits keine Unterschiede zwischen den Verstorbenen gemacht wurden. Die Idee von Himmel und Hölle kam erst mit der katholischen Mission im Mittelalter in die sámsiche Vorstellungswelt.
Durch die vielen verschiedenen Einflüsse von außen ist der Totenglaube recht vielschichtig. Eine zentrale Idee ist aber, dass der Kontakt zwischen den Toten und ihren hinterbliebenen Familien weiterbesteht. Die Toten werden weiterhin als Familienmitglieder angesehen, es sei denn sie waren einen außergewöhnlichen oder „bösen" „bösen“ Tod gestorben und wurden deshalb von ihren Familien „verstoßen"„verstoßen“. Solche „statuslosen Toten" Toten“ wurden auch mit anderen Riten beigesetzt.
Innerhalb einer bestimmten Zeitspanne nach seinem Tod durfte sich der Verstorbene noch zeigen. In dieser so genannten „Seelenzeit" „Seelenzeit“ befand er sich in einem Grenzbereich zwischen Diesseits und Jenseits. Außerhalb dieser Zeit galten Begegnungen mit Toten als gefährlich und mussten durch Riten, z.B. das Rezitieren von Gebeten, abgewendet werden.
Viele Sagen im Bezug auf rastlose Tote haben die Erscheinung Eahpáras zum Thema, dabei handelt es sich um ermordete oder ungetauft verstorbene Kinder, in den neueren Ausformungen auch um Aborten. #(16)

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In folgenden Museen gibt es vieles über Sámi:
Schweden: Ajtte Museum in Jokkmokk /www.aijtte.se/
Finnland: Siida-Museum in Inari /www.siida.fi/
Norwegen: RiddoDuottar Museum in Karasjok, Karesuando, Kvalsund und Porsanger (4 Abteilungen) /www.riddoduottarmuseat.no/
Varangerbotn Sami-Museum http://www.museumsnett.no/Image Removed

Religion

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Die Religion ist für die sámische Identität vermutlich weitaus bestimmender, als man bisher glauben wollte. Die Verwendung des Begriffs "Religion" muss allerdings differenziert werden. Spricht ein Sámi von "Religion" so meint er damit ausschließlich den christlichen Glauben (im Westen lutherisch, im Osten orhtodox). Die christliche Religion wurde und wird üblicherweise in der Prestige- bzw. Mehrheitssprache praktiziert, also beispielsweise Finnisch oder Schwedisch. Wenn notwendig, wird auf die Hilfe eines Dolmetschers zurückgegriffen. Die christliche Religion ist für die Sámi seit der Missionierung sehr stark mit der Mehrheitssprache verbunden. Der alte Volksglaube hingegen ist ebenso stark mit der sámischen Mutterspache verbunden. Egal in welcher Form, ob lyrisch oder episch, oral oder schriftlich, Stoffe des alten Volksglaubens werden immer auf Sámisch von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Ein schriftlicher Kanon oder ein religiöses Dogma existiert nicht.#(4)
Im Zuge der Missionierung der Sámi war das Auswendiglernen des christlichen Glaubensbekenntnisses für die Taufe ausreichend. Inoffiziell blieben die Strukturen der menschliche Seele lange in ihrer vorchristlichen Form erhalten.

Die Sámi haben seit einem Jahrtausend keine einheitliche Sprache und Kultur mehr, dementsprechend auch keine einheitliche ethnische Religion.
Die alte ethnische Religion der Sámi lässt sich in zwei Kategorien unterscheiden, die Religion der Jäger und Fischer und die jüngere Religion der Rentiernomaden.
Die Religion der Jäger und Fischer war geprägt durch eine kosmogone Mythologie und den Glauben an einen Herrn der (Beute-)Tiere sowie Artgeister der (Beute-) Tiere. Aufgrund der nomadischen Lebensweise waren Götter und heilige Stätten transportabel. Felsmalereien und Zeichnungen –Zeichnungen dokumentieren die Entstehung von heiligen Orten entlang der Wanderpfade. In der prähistorischen Kunst dominieren Tiermotive, an Opferstätten wurden außerdem Tierknochen gefunden. Eine Schlüsselrolle hatte der Bär inne. Die Bärenmythologie und der Bärenkult spielte auch nach außen hin eine wichtige Rolle. Der Bär ist sozusagen mitverantwortlich dafür, dass die Sámi als arktisches Volk gelten. Allerdings sind Bärenmythen und -Riten –Riten bei den Sámi weniger bekannt, als bei den meisten anderen arktischen Völkern, möglicherweise gab es sie nicht bei allen sámischen Bevölkerungsteilen. Am besten ist die totemistische Tradition bei den Ostsámi, vor allem bei den Inari- und Skoltsámi erhalten. Vor allem die Skoltsámi werden in der Folklore auch von anderen Sámigruppen mit dem Bär in Verbindung gebracht.
Der Wendepunkt zur Religion der Rentiernomaden ging einher mit der Zähmung des Rentiers. Infolgedessen kam es zur Bildung von Revieren und fixen Plätzen für Erwerbstätigkeiten und damit auch für die Ausübung des Kultes.
In den späteren Dörfern gab es jedoch keine Kultstätten der ethnischen Religion mehr, da die Sámi nun offiziell christianisiert waren. Der Familienkult überlebte aber noch länger. Diese Vielschichtigkeit begünstigte die doch recht lange Koexistenz von christlichen und vorchristlichen Glaubensvorstellungen, die teils sogar bis ins 19. Jh. andauerte.

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Die wichtigste religiöse Führungsperson war der Schamane, der „noaidi"„noaidi“. Seine Aufgabe war es, bei der Beziehung zwischen Diesseits und Jenseits, und zwischen Menschen und Kosmos Ordnung zu halten. Die Rolle des Noaidi ist bei den Sámi von größter Bedeutsamkeit. Sein wichtigstes „Accessoire" „Accessoire“ war die Zaubertrommel. Durch rhythmisches Trommeln und Singen versetzte sich der Schamane in Trance. Für tiefe Trancezustände (bis zur Bewusstlosigkeit) nutzte er aber auch bewusstseinserweiternde Substanzen. Die wichtigsten Hilfsgeister des Schamanen hatten Tiergestalt, anthropomorphe Schutzgeister hatten eher eine Ratgeberfunktion. Weiter Aufgaben des Schamanen waren die Heilung von Kranken, Wahrsagen, Rechtsprechung, Zeremonienmeister bei Hochzeiten und das Geleiten der Seelen ins Jenseits.
Die Schamanen der Sámi waren ausschließlich männlich, Frauen durften keine Zaubertrommeln benutzen. Dem Schamanen wurde in der sámischen Glaubenswelt weitaus mehr Macht zugesprochen als in der alten Glaubenswelt der Finnen.
#Abb. 3 Schamanentrommeln

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Sámische Märchen haben ähnliche Motive wie die der Nachbarvölker. Interessanter zu behandeln sind Sagen und Legenden, die einen sehr hohen Stellenwert besitzen. Lars Levi Laestadius geht sogar so weit zu behaputen, dass Sagen in der sámischen Gedankenwelt den gleichen Stellenwert haben wie Geschichte. In ihnen werden sowohl Themen aus der Glaubenswelt, als auch aus der Geschichte verarbeitet. Eine bekannte Sagengestalt ist z.B. der „stallo"„stallo“, ein menschenfressendes Ungeheuer, das sowohl „Anleihen" „Anleihen“ aus der alten arktischen Geisterwelt wie auch von historischen Steuereintreibern und Angreifern hat. Ein häufiges Sagenmotiv ist die Herausforderung von Naturkräften durch den Menschen, die natürlich daran scheitern, Erzählungen über verbotenes oder moralisch schlechtes Verhalten durch den Mond oder Geister. Sámische Sagen sind meistens recht düster. Beliebte Legendenstoffe sind auch Kämpfe gegen Angreifer aus den Nachbarvölkern, oft Russen oder Karelier. Sie werden typischerweise durch List von den Sámi besiegt.
Viele der sámischen Sprichwörter sind Ausdruck nomadischer Tradition, etwa „Reisen ist besser als Ruhen"Ruhen“. #(10)

Ein wichtiger Teil der Folklore stellen die samischen Trachten dar. Trachten bzw. Kolten variieren von Gebiet zum Gebiet. Blaue Farbe dominiert oft über die Rote, und die Trachten sind oft mit roten Band etc. geschmückt. Der Kragen ist oft sehr hoch. Die Mütze ist je nach dem aus welchem Dorf man kommt unterschiedlich. Im festlichen Zusammenhang werden Kolten in allen möglichen Farben und Mustern verwendet, z.B im Sommer manchmal sogar Blumenmuster.
Das Material, aus dem die Trachten gemacht sind, stammt in größten Ausmaß von Rentieren. #(19)

Die frühesten Quellen beschreiben die Kleidung der Sámi als aus Rentierhaut und -pelz gefertigt. Die Zuschnitte waren, vor allem im Norden sehr einfach und dem südamerikanischen Poncho nicht ganz unähnlich.
Die moderne Tracht besteht aus einer Mütze, die je nach Region anders aussieht, einem Hemd und einer Hose. Die meisten Quellen sind sich einig, dass diese Tracht von der mittelalterlichen Mode inspiriert ist. In den dekorativen Elementen ist ein deutlicher wikingischer Einfluss erkennbar.
Das Hemd wird allgemein als „gak'te"„gak’te“, im Norden auch als „kolte" „kolte“ bezeichnet. Es ist so ziemlich in ganz Lappland gleich geschnitten und reicht bei Männern bis zur Mitte des Oberschenkels und bei Frauen bis zum Knie. Es wird zusätzlich von einem mit Metallscheiben verzierten Ledergürtel zusammengehalten. Das Hemd ist fast immer blau, in der Finnmark wird es aber auch in weiß und rot getragen. Bei Männern hat es einen halbsteifen Kragen, Frauen tragen einen solchen heuzutage nicht mehr. Das auffälligste Element der sámischen Tracht ist die reiche Dekoration der Kleidung mit bunten kammgewebten oder geflochtenen Bändern. Rot und gelb dominieren bei den Farben dieser Bänder. Beim Hemd sind sie um Kragen, Ärmelabschluss und an den Schultern angebracht. Unklar ist, ob die Dekoration mit Bändern aus der Mode des Mittelalters kommt, oder ob sie als Gemeinsamkeit mit der Tracht anderer arktischer Völker, etwa auch der Inuit oder der Ainu, gelten kann (vor allem die Tracht der Ainu weißt große Ähnlichkeiten mit der der Sámi auf). Da sie aber im Norden weiter verbreitet ist, als im Süden, wäre dies durchaus vorstellbar.
Die Hose, wird an den Waden enger und wurde früher sowohl von Männern als auch von Frauen getragen. Bei den Frauen wurde sie aber später durch einen langen blauen Rock abgelöst.
#Abb. 4 Kolt

Der ursprüngliche Schuh der Sámi, war aus Rentierhaut gefertigt und war eine Art Moccasin mit gerundeter Spitzenpartie, die so geformt war, dass Skier recht gut am Fuß befestigt werden konnten. In den Schuhen trugen die Sámi keine Strümpfe oder Socken sondern legten stattdessen ihre Schuhe mit einer besonderen Art von getrocknetem Gras aus, das zuvor speziell dazu vorbereitet wurde.
Eines der charakteristischsten Merkmale der sámischen Tracht ist die Kopfbedeckung. Die wohl bekannteste ist die Mütze der Männer mit vier Zipfeln. Sie erlangte unter dem Namen „Lappenmütze" „Lappenmütze“ einen hohen Bekanntheitsgrad. Im Bezug auf die vier Zipfel gibt es einige verschiedene Interpretationen, etwa, dass die vier Zipfel die vier Himmelsrichtungen repräsentieren oder das Geweih von Rentieren imitieren sollen. Bei den Sámi in Russland wird diese Art von Mütze eher selten getragen. Dort bevorzugt man schlichtere Kopfbedeckungen.
Die Kopfbedeckung der Frauen ist allgemein weniger auffällig.
Das Nähen sowie auch das Weben werden heute immer noch von den Frauen übernommen. Viele besitzen zwar heute eine Nähmaschine, Kleidungsstücke aus Rentierhaut werden aber auch heute noch von Hand genäht. #(14)

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Ein wichtiges Element sowohl der traditionellen Musik als auch der zeitgenössischen Populärmusik ist der Joik. (siehe dazu auch #Kultur und #Folklore <-- genaueres dazu kommt in den jeweiligen Kapiteln und in diesem Kapitel noch dazu )
Eines der wichtigsten sámischen Kulturgüter ist der Joik oder juoi'ganjuoi’gan. Ursprünglich hatte der Gesang wohl eher religiös-magischen Charakter. Hinweis darauf geben schon die Bezeichnungen für die Joik-Melodie „vuolle" „vuolle“ = Eid (wie finnsich „vala"„vala“) und den Joik-Text „luotte" „luotte“ = Opfer (wie altnordisch „blot"„blot“)
Für die Sámi ist der Joik von größter Wichtigkeit für ihre Identität (siehe oben). Bei der bereits angesprochenen Tagung der American Folklore Society 1993 sprach auch Harald Gaski, Schriftsteller und Universitätsdozent aus Tromsø, Norwegen:

„Der Joik steht für den Menschen, der besungen wird. Der Mensch lebt so lange wie der Joik. Der Joik ist die stärkste Waffe in unserem Überlebenskampf gewesen. Solange wir joiken, sind wir Saamen"Saamen“

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Traditioneller Joik: z.B. Angelin Tytöt 1990 (heute Angelit, Finnland): http://www.youtube.com/watch?v=Fn6I0Byg83MImage Removed
Joik in der Popmusik: z.B. Sofia Jannok (Schweden): http://www.youtube.com/watch?v=Qq3WEB_DTO8Image Removed

Literatur

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Die sámische Literatur besteht teils aus ethnographischen und autobiographischen Dokumenten, teils aus Werken im Stil der mündlichen Überlieferung und Folklore und ist zum Teil aber auch angepasst an belletristische Genres.
Die erste Sámische Autobiografie von Anders Bear und Lars Hætta thematisiert die Unruhen von Kautokeino 1852 und erschien 1993 erstmals auf Finnisch.
1980 fand eine Renaissance der sámsichen Literatur in Lyrik und Prosa statt. In weiter Folge erhielt 1991 der heute wohl bekannteste sámische Schriftsteller Nils-Aslak Valkeapää (genannt „Ailu"„Ailu“) für sein Werk „Beaivi, áhcázan" áhcázan“ (dt. Die Sonne, mein Vater) den Literaturpreis des Rates der Nordischen Länder.

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Grundsätzlich sind einige Elemente der sámischen Kultur bis heute erhalten, etwa die Sprache, wobei bemerkt werden muss, dass einzelne Sprachvarietäten trotzdem stark gefährdet oder bereits ausgestorben sind. Ein Grund für das Überleben der sámischen Sprache ist die Bildung von neuem Wortschatz durch Lehnwörter, andererseits aber auch die Isolation von der Mehrheitsbevölkerung. Erst in letzter Zeit wird die alte Kultur zunehmend zurückgedrängt, z.B. durch neue Verkehrswege, Rundfunk aber auch die moderne Geldwirtschaft und das moderne zentralisierte Erziehungswesen und damit den verstärkten Kontakt mit der Mehrheitssprache.
Wichtig für die Erhaltung der sámischen Sprache ist die Schaffung einer sámischsprachigen Elite, dazu sind höhere Schulen mit Lehrangebot auf sámisch wichtig. Eine sehr positive Entwicklung im Hinblick darauf ist auf, dass sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr gebürtige Sámi mit der Erforschung ihres Volkes beschäftigen, sodass diese nicht mehr nur von außen stattfindet.
Wichtige Schritte in dieser Entwicklung sind auch sámische und sámischsprachige Zeitungen, etwa die in Schweden gegründete „Samefolkets egen tidning" tidning“ (= Eigene Zeitung des Sámsichen Volkes), die später zu „Samefolket" „Samefolket“ umbenannt wurde. #(11)

Seit dem 9. Jh. kam es durch dauernde Migration zur Differenzierung der sámischen Sprache. Heute sind die Unterschiede zwischen den so entstandenen Sprachvarietäten so groß, dass man sie nicht als Dialekte sondern als Einzelsprachen sehen kann. Heute werden die sámischen Sprachen in 10 unterschiedliche Sprachen eingeteilt. Die Sprachgrenzen verlaufen meistens in West-Ost-Richtung entlang von Flüssen. Die einzelnen Sprachen sind:

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Pentikäinen, Juha; Die Mythologie der Saamen, Ethnologische Beiträge zur Circumpolarforschung, Bd. 3, Berlin 1997, S. 193 ff.

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http://www.norwegen-service.de/Kultur/Die_Samen/hauptteil_die_samen.htmImage Removed, letzter Zugriff am 18.1.2012

(18)

http://www.norwegen-service.de/Kultur/Die_Samen/hauptteil_die_samen.htmImage Removed, letzter Zugriff am 18.1.2012

(19)

http://sv.wikipedia.org/wiki/Samedr%C3%A4ktImage Removed, letzter Zugriff am 18.1.2012

(20)

http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A1pmiImage Removed, letzter Zugriff am 18.1.2012

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URL (2012): http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/40/Reindeer_herding.jpg

Abb.3

URL (2012): http://en.wikipedia.org/wiki/File:Sami_shamanic_drum.JPGImage Removed

Abb.4

URL (2012): http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sami_clothing_1.JPGImage Removed