...
Viele Elemente der sámischen Kultur lassen sich in Richtung Osten im arktischen und subarktischen
Teil Europas und Asiens wiederfinden. Andere kulturelle Erscheinungen sind ein Ergebnis des
Kontakts mit Nordländern - ein Kontakt, der schon vor der Wikingerzeit zustande kam. Die sámische Kultur ist deutlich davon geprägt, daß die Sámi früher Fischer und Jäger waren. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich die Jagd auf wilde Rentiere gradweise zur Rentierhaltung mit dem Ergebnis, daß die Sámi zu Nomaden wurden. Heute gibt es nicht viele Sámi, die als Nomaden leben: In Norwegen sind weniger als zehn Prozent der samischen Bevölkerung Rentierhalter. Hauptelemente der samischen Kulturtradition sind der "Joik" (besteht aus rhythmisch gesungenen Gedichten oder poetischen Liedern), die sámische Sprache und sámische Sagen, sámische Zelte, ökologische Kenntnisse, der Schamanismus, Volksmedizin, eine eigene Tracht, Transportmittel wie Boote und Rentierschlitten sowie samische Tischlerarbeiten. #(18)
Die ursprüngliche soziale Organisation der Sámi in Form von Dörfern, der „sijda" oder „siida", gibt es heute noch bei den Rentierzüchtern. Die Dorfgemeinschaft betreut die Rentiere gemeinsam und wandert mit ihnen. Das System der sijda ist aber viel älter als die Rentierzucht und war ursprünglich wohl ein Versuch, Jagd- und Fischereirechte zu regeln. Die Gründung von Dorfgemeinschaften förderte den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe und schützte vor Raubbau an Jagdgebieten und Seen. Am längsten bestand, solange es der Kolonisation nicht im Weg war. Bei den Sámi in Russland hat es am längsten überlebt, da die Russen ab dem 18. Jh. die Rechtssystem der von ihnen unterworfenen Völker anerkannten.
Bei den Skoltsámi im Petsamogebiet bestand das sijda-System noch zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Regiert wurde die sijda von der Versammlung „norraz". Diese verloste jährlich die Lachsgebiete unter den Familien der sijda. Sie war auch richterliche Gewalt und soziale Absicherung. Die Funktionsweise und Organisation der sijda war bei anderen Sámigruppen sehr ähnlich, was dafür spricht, dass die „Institution" der sijda recht alt ist.
...
Ein wichtiger Teil der Folklore stellen die samischen Trachten dar. Trachten bzw. Kolten variieren von Gebiet zum Gebiet. Blaue Farbe dominiert oft über die Rote, und die Trachten sind oft mit roten Band etc. geschmückt. Der Kragen ist oft sehr hoch. Die Mütze ist je nach dem aus welchem Dorf man kommt unterschiedlich. Im festlichen Zusammenhang werden Kolten in allen möglichen Farben und Mustern verwendet, z.B im Sommer manchmal sogar Blumenmuster.
Das Material, aus dem die Trachten gemacht sind, stammt in größten Ausmaß von Rentieren. #(19)
Die frühesten Quellen beschreiben die Kleidung der Sámi als aus Rentierhaut und -pelz gefertigt. Die Zuschnitte waren, vor allem im Norden sehr einfach und dem südamerikanischen Poncho nicht ganz unähnlich.
Die moderne Tracht besteht aus einer Mütze, die je nach Region anders aussieht, einem Hemd und einer Hose. Die meisten Quellen sind sich einig, dass diese Tracht von der mittelalterlichen Mode inspiriert ist. In den dekorativen Elementen ist ein deutlicher wikingischer Einfluss erkennbar.
Das Hemd wird allgemein als „gak'te", im Norden auch als „kolte" bezeichnet. Es ist so ziemlich in ganz Lappland gleich geschnitten und reicht bei Männern bis zur Mitte des Oberschenkels und bei Frauen bis zum Knie. Es wird zusätzlich von einem mit Metallscheiben verzierten Ledergürtel zusammengehalten. Das Hemd ist fast immer blau, in der Finnmark wird es aber auch in weiß und rot getragen. Bei Männern hat es einen halbsteifen Kragen, Frauen tragen einen solchen heuzutage nicht mehr. Das auffälligste Element der sámischen Tracht ist die reiche Dekoration der Kleidung mit bunten kammgewebten oder geflochtenen Bändern. Rot und gelb dominieren bei den Farben dieser Bänder. Beim Hemd sind sie um Kragen, Ärmelabschluss und an den Schultern angebracht. Unklar ist, ob die Dekoration mit Bändern aus der Mode des Mittelalters kommt, oder ob sie als Gemeinsamkeit mit der Tracht anderer arktischer Völker, etwa auch der Inuit oder der Ainu, gelten kann (vor allem die Tracht der Ainu weißt große Ähnlichkeiten mit der der Sámi auf). Da sie aber im Norden weiter verbreitet ist, als im Süden, wäre dies durchaus vorstellbar.
Die Hose, wird an den Waden enger und wurde früher sowohl von Männern als auch von Frauen getragen. Bei den Frauen wurde sie aber später durch einen langen blauen Rock abgelöst.
Der ursprüngliche Schuh der Sámi, war aus Rentierhaut gefertigt und war eine Art Moccasin mit gerundeter Spitzenpartie, die so geformt war, dass Skier recht gut am Fuß befestigt werden konnten. In den Schuhen trugen die Sámi keine Strümpfe oder Socken sondern legten stattdessen ihre Schuhe mit einer besonderen Art von getrocknetem Gras aus, das zuvor speziell dazu vorbereitet wurde.
Eines der charakteristischsten Merkmale der sámischen Tracht ist die Kopfbedeckung. Die wohl bekannteste ist die Mütze der Männer mit vier Zipfeln. Sie erlangte unter dem Namen „Lappenmütze" einen hohen Bekanntheitsgrad. Im Bezug auf die vier Zipfel gibt es einige verschiedene Interpretationen, etwa, dass die vier Zipfel die vier Himmelsrichtungen repräsentieren oder das Geweih von Rentieren imitieren sollen. Bei den Sámi in Russland wird diese Art von Mütze eher selten getragen. Dort bevorzugt man schlichtere Kopfbedeckungen.
Die Kopfbedeckung der Frauen ist allgemein weniger auffällig.
Das Nähen sowie auch das Weben werden heute immer noch von den Frauen übernommen. Viele besitzen zwar heute eine Nähmaschine, Kleidungsstücke aus Rentierhaut werden aber auch heute noch von Hand genäht. #(14)
...
Die sámische Bildende Kunst hat ihre Wurzeln sowohl in der alten Kultur aus der Zeit der
Rentierhaltung als auch in der modernen sámischen Gesellschaft. Viele verwenden in ihrem Werk die heiligen Symbole der Schamanentrommel. John Savio (1902-1938) hat sich von der Kultur der Zeit
der Rentierhaltung inspirieren lassen, während Iver Jåks (geb. 1932) über eine breitere Palette von Motiven verfügt. In den 70er Jahren wurden immer mehr Sámi als Bildende Künstler tätig. Zu den neuen Namen gehören Synnøve Persen, Tryggve Lund Guttormsen und Hans Ragnar Mathiesen. #(Norwegen17)
Musik
Ein wichtiges Element sowohl der traditionellen Musik als auch der zeitgenössischen Populärmusik ist der Joik. (siehe dazu auch #Kultur und #Folklore <-- genaueres dazu kommt in den jeweiligen Kapiteln und in diesem Kapitel noch dazu )
Eines der wichtigsten sámischen Kulturgüter ist der Joik oder juoi'gan. Ursprünglich hatte der Gesang wohl eher religiös-magischen Charakter. Hinweis darauf geben schon die Bezeichnungen für die Joik-Melodie „vuolle" = Eid (wie finnsich „vala") und den Joik-Text „luotte" = Opfer (wie altnordisch „blot")
Für die Sámi ist der Joik von größter Wichtigkeit für ihre Identität (siehe oben). Bei der bereits angesprochenen Tagung der American Folklore Society 1993 sprach auch Harald Gaski, Schriftsteller und Universitätsdozent aus Tromsø, Norwegen:
...
- Südsámisch (inklusive der Varianten von Jämtland und Sälen, letztere ist vom Aussterben bedroht)
- Umesámisch
- Pitesámisch
- Lulesámische
- Nordsámsich (die wichtigste sámische Sprache, hat die meisten Spreccher Sprecher und die größte Verbreitung)
- Inarisámisch
- Skoltsámisch (wurde erfolgreich wiederbelebt, hat aber trotzdem nur sehr wenige Sprecher)
- Kildinsámisch
- Babinsksámsich
- Tersámsich
...
Pentikäinen, Juha; Die Mythologie der Saamen, Ethnologische Beiträge zur Circumpolarforschung, Bd. 3, Berlin 1997, S. 193 ff.
...
(17)
...
http://www.norwegen-service.de/Kultur/Die_Samen/hauptteil_die_samen.htm, letzter Zugriff am 18.1.2012
...
(18)
...
http://www.norwegen-service.de/Kultur/Die_Samen/hauptteil_die_samen.htm, letzter Zugriff am 18.1.2012
...
(19)
...
http://sv.wikipedia.org/wiki/Samedr%C3%A4kt, letzter Zugriff am 18.1.2012
Abb. 1
URL (2011): http://flagspot.net/flags/xn_sami.html
------
(Kultur/Bildende Kunst: http://www.norwegen-service.de/Kultur/Die_Samen/hauptteil_die_samen.htm