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Ursprünglich lebten die Mansen im Ural und an dessen Westhängen, doch als im 11. bis 14. Jahrhundert in dieser Gegend die Komi und die Russen auftauchten, zogen sie in das Gebiet jenseits des Urals. Die frühesten Kontakte mit den Russen, konkret mit den Nowgorodern, gab es im 11. Jahrhundert. Mit dem Anschluss Sibiriens an den russischen Staat Ende des 16. Jahrhunderts verstärkte sich die russische Kolonisierung. Und schon Ende des 17. Jahrhunderts überstieg die Anzahl der Russen die der hiesigen Urbevölkerung. Die Mansen siedelten allmählich in den Norden und den Osten über. Bei ihrer Herausbildung und Entwicklung spielten die Kontakte zu den verschiedensten Völkern eine große Rolle.
Während des ersten Jahrtausends verließen die Vorfahren der Obugrier (Chanten und Mansen) die Region bei den Flüssen Petschora und Wytschegda und überquerte das Ural-Gebirge und erreichten das Ufer des unteren Ob im Nordwesten Sibiriens.
Es wird davon ausgegangen, dass die Chanten und Mansen sich während des 13. Jahrhunderts trennten und die Chanten nach Osten zogen.
Die Trennung der ugrischen Völker und wurde durch die militärischen Interessen der Russen und Tataren an diesen Gebieten und ihren natürlichen Ressourcen beschleunigt.
Aufzeichnungen aus dem Jahr 1265 zeigen, dass Jugra, das Land der ugrischen Völker, von Novgorod anerkannt war.
Vom 13. bis zum 18. Jahrhundert kämpften die Chanten und Mansen, unter der Führung ihrer Oberhäupter, gegen die Tataren und die Russen schließlich wurden sie aber besiegt. Daraufhin mussten sie Tribut zahlen, vom 14. bis zum 16. Jahrhundert sogar an beide.
Die Tataren mischten sich nicht in die Strukturen der mansischen Gesellschaft ein im Gegensatz zu den Russen, die mit ihren Feldzügen immer neue Länder erobern wollten.
Die Mansen aber wehrten sich und so gab es vor allem im 16. Jahrhundert immer wieder Aufstände. Die Mansen litten allerdings mehr unter den Russen als die Chanten, da die sich immer weiter nach Osten zurückzogen.
Im 15. Jahrhundert begann man die Mansen zu Christianisieren, was aber wenig erfolgreich war. Erst im zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden viele Mansen getauft. Sie blieben allerdings trotzdem immer Animismus und Schamanismus treu.
Ab dem 18. Jahrhundert kamen eine immer größere Anzahl von russischen Kaufleuten und Beamten nach Westsibirien. Sie forderten jede Menge Zahlungen griffen auf unlautere Geschäftspraktiken zurück und machten dadurch die lokale Bevölkerung wirtschaftlich abhängig. So wie auch bei den Chanten brachten die Russen auch zu den Mansen destruktive Gewohnheiten (Alkohol als der größte Fluch) in deren Alltag.
Die Ankunft der sowjetischen Macht wurde durch große Versprechungen und Erwartungen für die Chanten und andere Völker des Nordens begleitet. 1925 wurde ein Komitee für die Völker des Nordens gegründet, mit der Absicht die Chanten, Mansen und Nenzen auf den Weg des Fortschritts zu führen. 1930 wurde der Nationale Bezirk der Chanten und Mansen gegründet. Durch den Angriff auf die alten Traditionen durch die neue Ideologie, begann die Verfolgung der Schamanen und die Zerstörung der mansischenVolksbräuche.
In den 1950er und 60er Jahren wurden große Gas- und Ölvorkommen in Westsibirien entdeckt. Die Menschen vor Ort, einschließlich der Mansen, erlebten nur negative Auswirkungen.
Vor allem die Umwelt wurde verschmutzt. Öl verunreinigte die Weiden und Gewässer die einmal mit Fischen gefüllt waren, die Gas- und Ölleitungen blockierten die Pfade der Rentiere und Waldbrände zerstörten die Wälder.
Jedes Jahr entstanden 20 000 - 25 000 Tonnen Verschmutzung. 50% des Erdgases wird einfach sinnlos verbrannt. Die Verschmutzung durch die Industrie reduziert die Fischgründe um ca. 10.000 Hektar pro Jahr.
Zur gleichen Zeit stieg die Bevölkerung im Gebiet der Chanten und Mansen explosionsartig an. Geologen, Erdölarbeiter, Straßenbauer und andere waren die neuen Bewohner. Die Mehrzahl dieser Neuankömmlinge war nur an Geld interessiert, so viel wie möglich davon in möglichst kurzer Zeit erwirtschaften. Arbeiten in den hohen Norden war profitabel, und als Entschädigung die Arbeiter waren verschiedene Privilegien eingeräumt.
Der Ansturm der Industrie führte zur Zwangsräumung der Mansen und veränderte ihr Umfeld, was zu vielen Schwierigkeiten für die Mansen führte und somit auch zur Frage ob die Mansen als Nation erhalten bleiben.
Bis 1979 übten nur mehr etwa 43% der Mansen führten ihre traditionellen Beschäftigungen aus, der Rest hatte Gelegenheitsjobs, war teilzeitbeschäftigt oder arbeitslos. Alkoholismus war daraufhin ein weit verbreitetes Phänomen.
Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei nur 40 bis 45 Jahren und der Anteil der Selbstmorde ist hoch.
Durch das verlassen der Region vor allem von den Frauen der Mansen um Arbeitsplätze zu finden, führte dazu, dass das Gleichgewicht der Geschlechter nicht Aufrecht erhalten werden konnte.
Durch die intensive Russifizierung sprechen auch 2 / 3 der Kinder ihre Muttersprache nicht. In der Gesellschaft überwiegt eine Diskriminierende Haltung gegenüber den Mansen.
Darum hat ein Teil der Mansen ein Leben in einem geschlossenen Kreis mit ihren Bräuchen, ihrer Sprache und Traditionen gewählt. Einige andere wiederum versuchten der verhöhnenden Haltung der Russen zu entgehen und versuchen nun selbst wie die Russen zu leben.
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Die Entwicklung der Bevölkerungszahlen der Mansen, lässt darauf schließen, dass die Zahl der Mansen relativ konstant ist.
Allerdings reduziert sich die Zahl derer die Mansisch als Muttersprache sprechen stetig, was in der nachfolgenden Statistik nicht angegeben ist.(5)
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