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Die als veraltet geltende Bezeichnung ,Ischoren‘ wurde verstärkt in der sowjetrussischen Literatur gebraucht und ist heute außer in der ingrischen Eigenbezeichnung 'Ižoren' nicht mehr gebräuchlich.
Die Ingrier selbst nennen sich außerdem ‘Karelier‘ und werden auch von den benachbarten Woten so genannt werden, während Außenstehenden allgemein mit dieser Bezeichnung eher ein eigenes ostseefinnisches Volk, die Bewohner der Karelischen Republik und einer der östlichen Provinzen Finnlands meinen.
Die externe Bezeichnung ,Ingrier‘ in ihren vielen verschiedensprachlichen Entsprechungen leitet sich vom Fluss Ingeri ab oder, wie A. J. Sjögren annahm, von Ingigerth, der Tochter des schwedischen Königs Olaf Skötkonung, welcher der erste christliche König Schwedens war. (1) (2)

Abb#Abb. 1: Flagge der Ingrier

Inhaltsverzeichnis

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Die Heimat der Ingrier liegt auf der Halbinsel Ingermanland, die am Finnischen Meerbusen liegt und das Flussgebiet der Neva und des Peipussees umfasst. #Abb. 2
Nach den Kriegen von 1570-95 und 1610-1617 wurde Ingermanland, das mit den Städten Jaanilinna, Jaama und Kaprio sowie dem Bezirk Pähkinälinna etwa 15.000 Quadratkilometer umfasst, Teil des Schwedischen Königreichs, bis es ab 1710 wieder in russische Besitzungen wechselte und erst Teil des Bezirks St. Petersburg, ab 1914 Petrograds und seit 1927 der Provinz Leningrad wurde.

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Frauen und Mädchen verschleierten sich erst ab dem Zeitpunkt ihrer Verheiratung, bis dahin trugen sie ihr Haar lang.
Als einziger Schmuck fanden rote Bänder Gebrauch, mit welchen das Haar hochgebunden wurde.
Im Zuge der Hochzeitsfeierlichkeiten wurde dann ein oft in der Sauna gehaltenes Ritual zelebriert, während welchem der Braut, traditionellerweise von ihrem Bräutigam und unter Assistenz ihrer Mutter, die Haare kurz geschnitten wurden.
Der praktische Nutzen dieser Tradition war, dass das Haar so fortan besser in die Tücher eingebunden werden konnte.
Die übliche Kopfbedeckung einer verheirateten, ingrischen Frau war ein weißes, teilweise besticktes Leinentuch. Eine weitere verbreitete Kopfbedeckung war ,sorokka‘ oder ,harakka‘ (Abb#Abb. 3), ein bunt besticktes Kopftuch aus Leinen, welches auch von den Kareliern und Woten verwendet wurde.

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Das Kleidungsstück mit der längsten Tradition unter den Völkern Ingermanlands ist jedoch ein ,Umhangkleid‘, ein aus zwei Stoffstücken bestehendes Gewand, in das auf einer Seite ein keilförmiger Leineneinsatz eingenäht wurde, dessen sich verjüngende Ecke zum oberen Ende zeigte. Der Einsatz wurde auf der von der Trägerin aus linken Seite getragen, während die andere Seite des Kleides offen blieb. Ein in Zentral-Ingermanland getragener Vorgänger dieses Gewands war ein langes Oberemd und ein auf der rechten Seite offener Rock, über welchem ein ebenfalls mit Schulterriemen und Gürtel befestigter, bis unter die Achseln reichender zweiter Rock getragen wurde, der auf der linken Seite geöffnet war.
Unter den finno-ugrischen Völkern Russlands sind die Ingrier und Woten die einzigen, welche diese Kleidungsart von den Slawen übernahmen.

Später verbreitete sich in Ingermanland der ursprünglich russische, aus dunkelblauem Wollstoff oder blaukariertem Leinen gefertigte ,sarafaani‘ oder ,krassikka‘ (Abb#Abb. 4), ein bis unter die Achseln reichender, auf beiden Seiten geschlossener Rock mit einer stilisierten, gesäumten Knopfleiste auf der Vorderseite.

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