Versionen im Vergleich

Schlüssel

  • Diese Zeile wurde hinzugefügt.
  • Diese Zeile wurde entfernt.
  • Formatierung wurde geändert.

...

Die Verteilung der Geschlechterrollen innerhalb der sámischen Gesellschaft ist tlw. bis heute erkennbar. Traditionell waren die Jagd und die Zubereitung von Fleisch Aufgabe des Mannes, während die Frau das restliche Kochen, Fellbearbeitung und Kleiderherstellung übernahm. Fischfang und das Hüten der Rentiere wurde von beiden Geschlechtern betrieben. Sowohl Männer als auch Frauen besaßen eigene Rentiere, als ein eigenes Vermögen. Frauen haben in der Gesellschaft grundsätzlich eine selbstständige, geachtete Stellung und nehmen immer an wirtschaftlichen Beratungen teil. Ein wenig anders sieht das jedoch im Bezug auf Religion aus.
Die Eheschließung scheint bei den Sámi traditionell eher von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst zu sein. Auf beiden Seiten wird großer Wert auf Arbeitsamkeit und Wohlstand gelegt, Emotionen spielen erst in letzter Zeit eine Rolle. Bei der Wahl des Ehepartners hatte früher die ganze Geminschaft, vor allem aber die Großfamilie ein Recht auf Mitsprache. Im lutherischen Einflussgebiet ist das Mitsprachrecht der Familie immer noch sehr stark. Wenn ein sámischer Mann heiraten wollte, musste er den Eltern und Verwandten seiner Braut Geschenke überbringen und Dienste erweisen. Eine wichtige Rolle in bei der Brautwerbung spielte auf der Fürsprecher oder die Fürsprecherin des Bräutigams. Durch den Ehevertrag, der oft erst nach monate- oder sogar jahrelangen Verhandlungen geschlossen wurde,, waren beide Familien schon vor der Hochzeit gebunden. Nach der Hochzeit musste der neue Schwiegersohn ein Jahr lang als eine Art Knecht bei der Familie seiner Frau leben, bevor sie ihre Mitgift bekam. Manche Forscher sehen das als Hinweis darauf, dass bei den Sámi ursprünglich ein Matriarchat herrschte. Ein weiteres Argument für diese Theorie wäre, dass die Mutter der Braut entscheiden musste, ob der Bräutigam akzeptiert wird oder nicht. In anderen Quellen wird diese Entscheidungsgewalt jedoch dem Vater der Braut zugeschrieben. Ebenso musste der Bräutigam, laut anderen Quellen nicht zwingend als Knecht der Familie seine Braut dienen. Diese Hochzeitsbräuche dürften wohl von Gruppe zu Gruppe variieren. Die meisten Forscher haben die Theorie einer ursprünglich matriarchalischen Gesellschaftsstruktur der Sámi wieder verworfen.
Die Regeln des sámischen Verwandtschaftssystems sind äußerst kompliziert. Typisch ist eine Einteilung in Altersgruppen. Regeln für Beziehungen zwischen Individuen sind heute nicht mehr rekonstruierbar, dürften aber eine wichtige Rolle gespielt haben. Bemerkenswert ist, dass allem Anschein nach der jüngste Sohn einer Familie Haupterbe war und nicht wie bei fast allen anderen europäischen Völkern der älteste Sohn. #(8)

Die Vorzeichen für den Tod waren nach sámischer Vorstellung zahlreich und wurden auch ernst genommen.
Der Bestattungsort eines Verstorbenen war typischerweise in der Nähe seines Todesortes. Er galt als heilig und wurde dementsprechend gekennzeichnet und von seiner Umgebung abgegrenzt. Ab dem Übertritt der Sámi zum Christentum dienten dazu Holzkreuze.
Prähistorische Grabfunde deuten darauf hin, dass die Sámi ihre Toten ursprünglich bestatteten, indem sie sie direkt auf die Erde legten. Am besten hat sich diese archaische arktische Bestattungsart bei den Ostsámi erhalten. Es gab aber natürlich auch andere Bestattungsarten, die je nach Jahreszeit und Umgebung variierten. Im arktischen Milieu hängt die Art der Bestattung natürlich von Dauerfrost uns Schneeschmelze ab. Mit dem Aufkommen der christlichen Friedhöfe wurden die Verstorbenen in vorläufige Gräber gelegt und erst später, wenn es das Wetter und die jahreszeitlichen Gegebenheiten zuließen, zum Friedhof gebracht. Vor allem in der orthodoxen Krische war es aber durchaus möglich, dass vorläufige Gräber, z.B. durch das Beigeben von gesegneter Erde, zu permanenten Gräbern wurde und in weiterer Folge an dieser Stelle ein Friedhof entstand. Traditionell war die Bestattung Familienangelegenheit. Dem Toten wurden zum Begräbnis und an seinen Todestagen Geschenke ans Grab gebracht.
Jenseitsvorstellungen variieren zwischen den einzelnen Sámigruppen, auch die Bezeichnungen für das Jenseits sind recht unterschiedlich, genauso wie die Frage, wo es liegt. Man muss davon ausgehen, dass nach der ursprünglichen sámischen Vorstellung im Jenseits keine Unterschiede zwischen den Verstorbenen gemacht wurden. Die Idee von Himmel und Hölle kam erst mit der katholischen Mission im Mittelalter in die sámsiche Vorstellungswelt.
Durch die vielen Verschiedenen Einflüsse von außen ist der Totenglaube recht vielschichtig. Eine zentrale Idee ist aber, dasss der Kontakt zwischen den Toten und ihren hinterbliebenen Familien weiterbesteht. Die Toten werden weiterhin als Familienmitglieder angesehen, e sei denn sie waren einen außergewöhnlichen oder „bösen“ Tod gestorben und wurden deshalb von ihren Familien „verstoßen“. Solche „statuslosen Toten“ wurden auch mit anderen Riten beigesetzt.
Innerhalb einer bestimmten Zeitspanne nach seinem Tod durfte sich der Verstorbene noch zeigen. In dieser so genannten „Seelenzeit“ befand er sich in einem Grenzbereich zwischen Diesseits und Jenseits. Außerhalb dieser Zeit galten Begegnungen mit Toten als gefährlich und mussten durch Riten, z.B. das Rezitieren von Gebeten, abgewendet werden.
Viele Sagen im Bezug auf rastlose Tote haben die Erscheinung Eahpáras zum Thema, dabei ahndelt es sich um ermordete oder ungetauft verstorbene Kinder, in den neueren Ausformungen auch um Aborten. #(16)

Die überlieferte Erwerbstätigkeit der Sámi ist unmittelbar von ihrem natürlichen Umfeld Abhängig. Die ältesten Erwerbstätigkeiten sind Fischerei und Jagd. Die Jagd auf das Waldrentier wurde durch Zähmung und in Weiterer Folge Züchtung des Fjellrentiers ergänzt. Die Lebensform mit dem Rentier als Mittelpunkt ist im Gegensatz zu Jagd und Pelzhandel historisch und gegenwärtig eher untypisch für die Sámi und erst recht jung. Rentierzucht im eigentlichen Sinne gibt es erst ab dem Mittelalter, größere Herden kamen erst im 16. Jh. auf. Nur 10-20% aller Sámi leben heute von der Rentierzucht als Haupteinkommensquelle. Bis heute haben sich einige traditionelle naturbezogene Erwerbszweige erhalten, durch die soziale Umstrukturierung kamen aber auch neue hinzu.

...

Nesheim, Asbjörn; Über die Lappen und ihre Kultur, in Das ist Norwegen, 2. Auflage, Oslo 1972, S. SEITENZAHL

...

(16)

...

Pentikäinen, Juha; Die Mythologie der Saamen, Ethnologische Beiträge zur Circumpolarforschung, Bd. 3, Berlin 1997, S. 193 ff.

Abb. 1

URL (2011): http://flagspot.net/flags/xn_sami.html
------
(Kultur/Bildende Kunst: http://www.norwegen-service.de/Kultur/Die_Samen/hauptteil_die_samen.htm