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Die Wepsen lebten traditionell in meist zweistöckigen Hütten aus Holz, deren Innenraum in zwei Teile aufgeteilt war. Man begann bereits im Februar mit der Reduzierung der Wälder, danach wurden die Stämme zur Austrocknung gestapelt, im Herbst wurde die Baumrinde entfernt und dann die Stämme bis zum Frühling weiter getrocknet. Undichte Fenster wurden mit Moos abgedichtet. Gedeckt war das Satteldach der Hütten entweder mit Schindeln oder Stroh, der Hinterhof grenzte an das Wohnhaus und bildete mit ihm eine Einheit. Die Hütten hatten meist zwei bis vier Fenster und die Fassaden waren mit geschnitzten Architraven geschmückt. Haus und Hof waren von einem Zaun oder einer Hecke umgeben, Infrastruktur wie etwa Scheunen, Schuppen oder die Mühle wurden von mehreren Familien benutzt. Bei Bauernhöfen befand sich die Scheune im Erdgeschoss, der erste Stock wurde als Heuboden und zur Lagerung landwirtschaftlicher Geräte benutzt. (8)
Der Ofen war der Mittelpunkt des Hauses. Er gab Wärme und Licht, in ihm wurden Pilze, Pflanzen und Beeren getrocknet. Man war der Ansicht, dass der Hausgeist unter dem Ofen wohnte. Der Ofen war entweder aus Schlamm oder Ziegelsteinen gemauert. Er ist außerdem ein wichtiger Bestandteil in vielen Riten wie Mutterschaft, Hochzeit oder Beerdigung. Weiters befand sich im Raum ein heiliger Schrein, welcher sich meist gegenüber dem Herd zwischen zwei Fenstern befand. Im Schrein wurden Nähzeug, heiliges Wasser, ein Beutel mit Salz und religiöse Ikonen aufbewahrt. Der Schrein war mit einem Handtuch und einem Kerzenständer geschmückt. Am Tisch um den Schrein hatte jedes Familienmitglied seinen eigenen Platz. Gegenstände für den täglichen Gebrauch wurden hinter dem Ofen aufgestapelt, im Geschirrschrank wurden das Tongeschirr und andere kleinere Gegenstände verstaut. Des Weiteren befanden sich ein Bett, ein Sofa, ein Tisch und eine Truhe im Wohnraum, unter dem Fenster war meist ein Webstuhl aufgestellt. Beleuchtet wurde die Hütte von einer Petroleumlampe, die über dem Tisch hing. An den Wänden standen Bänke, die untertags zum Arbeiten und nachts zum Schlafen benutzt wurden. Einen besonderen Platz hatte auch der doppelseitige Schrank, in dem Speisen und Lebensmittel gelagert wurden und der den Raum in zwei Hälften teilte. Er wurde in der Regel von einheimischen Meistern hergestellt und war reich mit Schnitzereien verziert und geschmückt. (2) (8)

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#Abb. 3 Skizze einer wepsischen Hütte
#Abb. 4 geschnitzte Architrave an einem wepsischen Haus
#Abb. 5 Tisch mit Petroliumlampe und heiligem Schrein
#Abb. 6 geschmückter, heiliger Schrein
#Abb. 7 traditioneller, wepsischer Webstuhl
#Abb. 8 doppelseitiger Schrank

Ihren Lebensunterhalt verdienten die Wepsen meist in der Landwirtschaft, vor allem Brandrodungsackerbau war weit verbreitet. In den Gebieten der Wepsen wuchs vielerlei Getreide, zum Beispiel Gerste, Roggen und Weizen. Außerdem wurden Gemüse, Rüben, Flachs und Hopfen angebaut. Der Pflug wurde von einem Menschen und einem Pferd bedient und war aus Holz. Weiters wurde eine Egge benutzt um den Boden aufzulockern. Geerntet wurde das Getreide mit Sicheln und Sensen. (8)
Auch die Jagd war eine der wichtigsten Aktivitäten der Wepsen. Jagen brachte nicht nur Nahrung, sondern konnten auch die Häute der Tiere verkauft werden. Meist wurden Eichhörnchen, Hasen, Elche, Bären und Füchse gejagt. Die Wepsen kannten verschiedene Jagd-Techniken, meist wurden verschiedene Arten von Fallen und Schlingen verwendet. Im Winter wurden die Spuren der Schi und Füße im Schnee mithilfe eines hölzernen Paddels bedeckt. (8)
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Auch die Fischerei war ein wesentlicher Bestandteil der wepsischen Kultur, denn die Gewässer in der Gegend waren sehr fischreich. Die Wepsen stellten selbst Haken her und benutzten weiters Angelschnüre und Reusen zum Fischfang. Die Wepsen besaßen eine einmalige See- und Gewässerkarte der Umgebung. Es war ein Stück Birkenholz, auf dem das Profil der Küste zur Orientierung eingeschnitzt war. Mithilfe dieser Karte konnte man sich auf dem großen Onegasee zurechtfinden. (8)

#Abb. 9 Reuse zum Fischfang

Die Wepsen hielten außerdem Vieh. In der Regel waren das Rinder, Pferde, Schafe, Ziegen und Hühner. Die Rinder wurden geschätzt und gepflegt, der Schäfer war einer der angesehensten Männer im Land und wurde oft als Zauberer angesehen.
Im Jahr 1703 gründete Peter der Große, ein russischer Zar, eine Metallverarbeitungs- und Munitionsfabrik in der Nähe des Onegasees, welche von nun an eine wichtige Einkommensquelle für die Wepsen aus der Region darstellte. Zuvor waren viele Wepsen als Wanderarbeiter in Nordrussland, Finnland und Estland unterwegs. Viele Männer waren in den Sommern auch in den Schokscha-Porphyr-Minen zum Gesteinsabbau beschäftigt. Die Saisonarbeit hatte große Bedeutung für die Wepsen. Ihre Arbeitsfelder waren Protokollierung und Flößerei, Wahrung der Schifffahrt am Fluss Svir, Arbeit mit Leder und Lammfell, Schuhmacherei, Böttcherei und Töpferei. Jedes Dorf und jede Siedlung hatte seine eigene Spezialisierung. Die Arbeit im Dorf lastete auf den Schultern der Frauen, wenn die Männer auf Saisonarbeit waren. (2) (8)
Weiters waren die Wepsen für ihre Steinmetzkunst bekannt und geschätzt. Eine andere wichtige Handwerkskunst war das Herstellen von Gegenständen für den täglichen Gebrauch aus Birkenrinde. Außerdem waren die Wepsen für ihre guten Handwerker im ganzen Land bekannt: Schmiede, Metallurgen, Töpfer und Schreiner. (8)

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Handarbeiten wie Weben, Stricken und Sticken waren nach Ansicht der Wepsen traditionelle Frauenberufe. Wepsinnen behandelten Flachs und flochten ihn zu Tüchern. Jeder Haushalt besaß Werkzeuge für die Verarbeitung von Flachs, beispielsweise Spinnrad und Spindel. Mädchen im Alter von 5 bis 7 saßen neben ihren Müttern am Spinnrad und die Kunst wurde von Mutter zu Tochter weitergegeben. Weiters bestickten Wepsinnen kunstvoll Handtücher und beherrschten das Handwerk des Strickens. Sie stellten vor allem Handschuhe und Socken her. (8)
Die meisten Gefäße stellten die Wepsen aus Ton selbst her. Man glaubte, dass Milch aus dem Tontopf besser schmeckte und länger frisch und haltbar blieb. Viele Wepsen beherrschen die Kunst des Töpferns und der Keramik, die Gefäße wurden reich verziert, beispielsweise mit Ornamenten oder geraden oder welligen Bändern. Oft wurde auch mit Blumen oder einfachen Mustern verziert. (8)
Außerdem webten die Wepsen aus Rinde, Stroh oder sogar den Wurzeln von Kiefern Gegenstände zum täglichen Gebrauch, vor allem Behälter, Schüsseln und Körbe aber auch ein Kanu konnte so hergestellt werden. (8)
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#Abb. 10 aus Birkenrinde hergestellte Gegenstände

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Die Bekleidung der Wepsen Die Bekleidung der Wepsen sowohl für Frauen als auch für Männer besteht aus genähtem Leinen. Die Verarbeitung von Flachs war schwierig und zeitaufwendig, aber in jedem Haus gab es einen Webstuhl mit dem die Hausherrin Handtücher, Bettwäsche, Teppiche und natürlich Kleidung herstellen konnte. (8)
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Die traditionelle Kleidung der Frau besteht aus einem Unterrock, dessen Saum bestickt wurde. Diese Stickerei hatte rituelle Bedeutung, diente als Talisman und sollte die innere Welt der Trägerin beschützen. Ein weiterer Bestandteil der Tracht war das Mieder, welches aus Baumwolle genäht wurde und meist als rotem Kattun bestand. Über dem Rock wurde ein Kleid getragen, welches typisch wepsisch mit langen Linien verziert war. Die Stoffe für die Tracht wurden auf natürliche Weise gefärbt, blau wurde beispielsweise mithilfe von Heidelbeeren hergestellt. (8)
Auch die Schuhe wurden von den Wepsen handgefertigt. Für den Winter gab es die einzigartigen Schuhe mit der gebogenen Spitze, welche mithilfe von Seilen am Schi befestigt werden konnten. Stiefel und Sandalen wurden aus Leder genäht und die Sohle aus Borke oder Rinde hergestellt. Interessanterweise gab es bei den Schuhen der Wepsen keine Unterscheidung zwischen links und rechts. (8)

#Abb. 11 traditionelle wepsische Tracht
#Abb. 12 Schuh mit gebogener Spitze

Literatur

Das erste wepsische Buch wurde 1932 veröffentlich und war ein Lesebuch, insgesamt wurden etwa 30 Bücher in wepsischer Sprache gedruckt. Vor allem handelte es sich um Bücher für den Schulunterricht. Bis zu den 1980ern geschah in der wepsischen Literatur dann nicht viel. Es gab lediglich ein wepsisches Wörterbuch von Zaitseva und Mullonen und eine wepsische Grammatik in russischer Sprache, die ebenfalls von Zaitseva verfasst wurde.1991 wurde dann das Alphabet für das Wepsische von Zaitseva und Mullonen herausgegeben. (1) (5)
In den 1990ern ist die wepsischsprachige Literatur dann erstarkt. Sie besteht hauptsächlich aus Gedichten, Kinderbüchern und Kurzgeschichten. Bedeutende Autoren sind zum Beispiel Nikolai Abramov, der 1994 die Gedichtsammlung 33. Koumekümne koume herausgab und auch in der Redaktion der Zeitung Kodima beschäftigt ist. Rurik Lonin, der im Jahr 2000 die Sammlung Minun rahvan fol’klor, welche Gedichte, Märchen und Erzählungen enthält, herausgab. Nina Zaitseva, die einige Kinderbücher schrieb und im Jahr 2003 auch das Buch Kodimaa, Vepsämaa herausgab, welches Gedichte von verschiedenen Schriftstellern enthält. Igor Brodski, der im Jahr 2002 den ersten wepsischen Roman publizierte, welcher den Namen Kalarand trägt. (5)

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Zugriff am 05.12.2011, http://www.flaggenlexikon.de/fwepsien.htm

Abb. 2

Schönol, V. 2011.

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Abb. 3

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Zugriff am 08.01.2012, link

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Abb. 4

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Abb. 5

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Abb. 6

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Abb. 7

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Abb. 8

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Abb. 9

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Abb. 10

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Abb. 11

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Abb. 12

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