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Rituale waren für die Wepsen ein wichtiger Teil ihrer Religion:

Wald und Gewässer: Holz spielte eine wichtige Rolle im Leben der Wepsen. Es war nicht nur eine Nahrungsquelle (Beeren, Pilze, Wild), sondern wurde auch als Baustoff und Wärmequelle benutzt. Das Verhältnis der Wepsen gegenüber dem Wald war respektvoll, es wurden keine Bäume gefällt, wenn es nicht notwendig war und es wurde nicht einmal ein Zweig abgebrochen. Damit man im Wald Nahrung fand, brachten die Wepsen Gaben, wie zum Beispiel Brot oder Kuchen. Auch damit das Vieh im Wald nicht verloren ging, brachten die Wepsen Brotkrusten, Salz, Ei, Tabak, Streichhölzer, Zucker oder Tee als Opfergaben. (8)
Auch das Wasser spielte eine sehr wichtige Rolle im Leben des Volkes. Niemals durfte über Wasser geschimpft werden, ebenso sollte man es vermeiden, den Besitzer von Wasser (eines Sees oder Flusses) zu beleidigen. Wenn sich in der Nähe eine Pfütze befinden sollte, durfte man seine Stiefel nicht im See oder Fluss waschen, sondern musste sie in der Pfütze waschen. Am Gründonnerstag brachte die Hausfrau vor Sonnenuntergang Wasser in den Haushalt, mit diesem wurde das Haus gewaschen und geputzt. So sollten Unglück und Krankheit abgehalten werden. (8)

Baden und Waschen: Das wepsische Bad unterscheidet sich nicht stark vom russischen Bad, jedoch wurde das Waschen durch eine ganze Reihe von Ritualen begleitet. Das Bad galt als der Ort, an dem der Teufel lebte. Um ihn zu besänftigen, wurden Brotstücke mit Salz ausgelegt. Weiters durfte im Bad weder geklopft noch geschimpft werden. Vor dem Bad musste man den Teufel drei Mal um Erlaubnis bitten, während des Bades durfte man nichts Schlechtes denken, denn sonst wurde man krank und nach dem Bad wurde eine Dankesformel aufgesagt. (8)

Hausbau: Der Hausbau begann bereits mit der Auswahl des Bauplatzes, welche sehr ernst genommen wurde. Sollte der falsche Platz ausgewählt werden, könnte dies sogar zum Tod des Bauherrn führen. Bei der Verlegung des Bodens wurden in den Ecken der Hütte Silber- und Kupfermünzen ausgelegt, dies sollte Glück bringen. Als eine gute Zeit für den Baubeginn galt Vollmond. Das fertige Haus betrat als erstes der Hausherr mit der Ikone, danach wurde ein Hahn von der Hausherrin an die Türschwelle gesetzt. Begann er zu singen, würde das Leben im neuen Haus glücklich sein, sang er nicht, würde das Leben nicht mehr lange währen. Auch wurde Birkenholz aus dem alten Haus mitgebracht, es sollte das neue Heim wärmer und reicher machen. Da die Wepsen glaubten, dass derjenige, der das neue Haus als erstes bewohnt auch als erstes sterben würde, wurde die Katze bereits am Vorabend des Einzuges ins Haus gebracht. Beim Bau einer neuen Scheune wurden dreierlei Arten Getreide auf dem Boden ausgestreut, bevor die Tiere das erste Mal hinein gebracht wurden. (8)

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Weihnachten: Die Feiern zu Weihnachten und Neujahr waren bei den Wepsen sehr verbreitet. Am Weihnachtstag versuchte jedes Familienmitglied früher als die anderen aufzustehen, denn dann ging das ganze folgende Jahr über die Arbeit schneller von der Hand. Weiters war es wichtig, wer am Weihnachtstag als Erstes ins Haus kommt. War es ein alter Mann mit Bart und langen Haaren, so wird sich das Haus im folgenden Jahr an Reichtum und Glück erfreuen. War es eine Frau, so brauchte man nicht auf Glück im nächsten Jahr zu hoffen. Deshalb blieben Frauen und Kinder an diesem Tag zu Hause. Am Abend vor Weihnachten zogen die Kinder singend durch die Straßen und erbaten kleine Geschenke und Leckereien von den Menschen. Weihnachtslieder wurden in Wepsisch sowie in Russisch gesungen. Nach Weihnachten gingen die Feierlichkeiten noch bis zum 6. Jänner, dem Dreikönigstag, weiter. In dieser Zeit gab es ein Theater, das Menschen aller Altersgruppen gerne besuchten. In diesem Theater waren alle Schauspieler maskiert und verkleidet, beispielsweise als Pferd, Bär oder Stier, weiters wurden Soldaten, Holzfäller, Zigeuner, aber auch Teufel, Monster und Dämonen dargestellt. Sehr verbreitet war auch das Crossdressing – Männer verkleideten sich als Frauen und Frauen verkleideten sich als Männer. Kostümierte durften ihre Gesichter nicht zeigen. Außerdem wurden zu dieser Zeit gerne Streiche gespielt, wie zum Beispiel das Verstecken eines Stapels Brennholz des Nachbarn. (8)

Geburt: Bei den Ritualen rund um die Geburt stand der Schutz des Neugeborenen an oberster Stelle, weiters sollte das Baby vor dem bösen Blick geschützt werden und es sollten ihm positive Eigenschaften vermittelt werden. Schwangere Frauen sollten nicht auf den Friedhof gehen, sollte dies wegen einer Beerdigung nicht vermieden werden können, so musste die Frau etwas Rotes, ein Tuch beispielsweise, an ihrer Brust halten, denn sonst würde das Kind mit einem blassen Gesicht geboren. Außerdem sollte eine schwangere Frau keine Schlange im Wald töten, sollte sie eine Schlange sehen musste sie drei Mal spucken und den Ort schnell verlassen. Da die Wepsen sehr große Angst vor dem bösen Blick hatten, verheimlichten sie den Beginn der Geburt ihren Familien und gingen stattdessen in einen Schuppen, Keller, in die Scheune, in ein Feld oder den Wald um ihr Kind zu bekommen. Als das Kind zum ersten Mal zum Haus gebracht wurde, legte es die Mutter auf die Türschwelle und schritt über das Kind ins Haus. Das Baby wurde zum Ofen gelegt und mit Asche beschmiert, denn das schützte ebenso vor dem bösen Blick. (8)

Hochzeit: Wepsen heirateten meist bereits im jungen Alter von 15-17 Jahren, der Bräutigam oder dessen Eltern versuchten die Braut im eigenen Dorf oder einem Nachbardorf zu finden. Ein bekanntes Sprichwort sagt: „Ein guter Mann heiratet in der Nachbarschaft, ein schlechter Mann über die Berge.“
Die wepsische Hochzeit wurde von einem Komplex an Riten begleitet und in drei Hauptteile aufgeteilt.
Es war gebräuchlich sich am Abend oder sogar in der Nacht zu verloben. Während der Eheanbahnung wurden von beiden Seiten Sicherheiten ausgetauscht und zusammen gebetet. Dies verband die beiden Parteien eng.
Sollte die Braut eine Weise sein, so musste sie vor der Hochzeit zum Grab ihrer Eltern gehen und um ihren Segen bitten. Ansonsten nahm die Braut Abschied von ihrem Elternhaus indem sie den Ofen berührte und um Vergebung bat, in ihrem neuen Zuhause, dem Haus des Bräutigams, ging sie als erstes zum Ofen und fragte nach Genehmigung und Zustimmung zum Leben im Hause.
Am Vortag der Hochzeit fand das Hochzeitsbad der Braut statt. Danach wurde das Haar der Braut von ihren Verwandten und Freunden gekämmt. Während der Prozedur des Kämmens wurden Klagen gesprochen oder gesungen. Die Wepsen glaubten, dass die Braut mit dem Bad Abschied von der Freiheit nimmt. Außerdem ging die Braut mit ihren Freunden unter einem weißen Tischtuch versteckt herum, dies gibt laut altem Glauben Schutz.
Dann begann die eigentliche Hochzeit. Der Hochzeitszug, bestehend aus einigen Schlitten, hielt vor dem Haus der Braut und der Brautpreis musste bezahlt werden, meist bestehend aus Süßigkeiten und Kuchen. Dann setzte sich der Zug in Richtung Kirche in Bewegung. Der Trauzeuge war einer der wichtigsten Teilnehmer der Hochzeit, denn er war dafür verantwortlich, dass die Trauung reibungslos ablief und die Traditionen eingehalten wurden.
Während der Hochzeit versuchte die Braut sich auf die Zehen zu stellen um größer zu sein und der Kopf der Familie werden zu können und außerdem versuchte sie nicht von dem Teppich, auf dem sie stand, herunter zu steigen und so ihre Familie stärker zu machen.
Nach der Zeremonie wurden Gerste und Federn geworfen, um das Leben des Brautpaares reicher und leichter zu machen. Der Hochzeitszug setzte seinen Weg fort, diesmal in das Dorf des Bräutigams. Ein Fass brennenden Teers führte den Zug an, der Weg für das Brautpaar wurde von Gewährschüssen und Fähnchen auf den Straßen gesäumt. Der Bräutigam trug die Frau auf Händen zu seinem Haus, wo die Eltern des Bräutigams mit einer Ikone warteten. Das Paar küsste die Ikone und verneigte sich vor den Eltern. Über ihren Köpfen wurden Daunenfedern und Gerste verstreut um ihnen in ihrem gemeinsamen Leben Freundschaft, Einigkeit und Wohlstand zu geben. (8) (10) (11)

Ältere Mitmenschen: Die Wepsen verehrten und respektierten die Älteren sehr. Die Sitte der geheimen Gnade war sehr weit verbreitet. Man platzierte einen Korb mit Milch, Brot und anderen Gütern des täglichen Bedarfs unter ihren Fenster um ihnen zu helfen. Es war nicht beleidigend Hilfe anzunehmen. (8)

Tod: Am Friedhof wird der Sarg neben das offene Grab platziert, wo die Gäste trauern können. Bevor der Sarg versenkt wird, wird eine Ikone aus den Händen des Verstorbenen und Nesseln aus dem Sarg genommen. Das Gesicht des Toten wird mit einem Tuch verdeckt und vom Kinn abwärts wird der gesamte Körper mit einem Leichentuch bedeckt. Ein paar Hände voll Erde wurden bereits auf das Tuch gestreut, danach der Sarg mithilfe von Seilen ins Grab gelassen. (12)

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