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Jahr | Bevölkerung | |
|---|---|---|
1897 | ~26 000 | |
1926 | ~33 000 | |
1939 | ~32 000 | |
1959 | ~16 000 | |
1979 | ~8 000 | |
1989 | ~12 000 | |
2002 | ~8 000 |
Der extreme Bevölkerungsschwund nach den 1930ern ist auf den Stalinistischen Terror zurückzuführen, der erneute sprunghafte Schwund nach den 1950er auf den Druck seitens der Behörden, sich bei Volkszählungen als Russe einzutragen. Im Jahr 2002 ist der Bevölkerungsstand wieder etwa auf den von 1979 zurückgefallen, was sich damit erklären lässt, dass die Anzahl der Wepsen in den ländlichen Gebieten wieder stark zurück gegangen ist. Diese Zahlen sind alarmierend, da sich zeigt, dass sich trotz der getroffenen Maßnahmen, wie Sprachunterricht und Anhebung des Status der Wepsen im Allgemeinen, scheinbar wenig am Rückgang der Bevölkerungszahlen der Wepsen ändert. (4) (5)
Woher die Wepsen ursprünglich gekommen sind, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Vermutlich haben sie sich von den anderen ostseefinnischen Völkern abgesondert und sich zum Ende des 1. Jahrtausends am Ladogasee angesiedelt. Sie waren eines der bedeutendsten finno-ugrischen Völker und beherrschten die wichtigsten Handelswege, bis die wepsischen Gebiete im Jahr 1485 zum Großfürstentum Moskau, einem russischen Teilstaat, der durch seine Vormachtstellung in der nordöstlichen Rus und durch stetigen politischen und geographischen Machtzuwachs zur Keimzelle des Russischen Reiches wurde, annektiert wurden. Die weitere Besiedelung Richtung Norden durch die Russen führte dazu, dass die wepsischen Gebiete auf ein Minimum schrumpften. Weiters formten russische Kolonien einen Keil im Gebiet des Flusses Svir und trennten so die Nordwepsen von den Mittelwepsen. Das Eindringen der Russen in die Gebiete um die Zuflüsse zum Fluss Svir trennte die Nordwepsen auch von ihrem Nachbarvolk, den Lüden, welche zum Volk der Karelier gehören.
Andere Faktoren, die die Dezimierung der Wepsen beschleunigten, waren die erhebliche Zerstörung der Umwelt durch immenses Abholzen von Bäumen am Fluss Oyat, massive ideologische Beeinflussung zugunsten der orthodoxen Religion, Unterricht ausschließlich in russischer Sprache und die Nähe zu Sankt Petersburg, dem „Zentrum“ des Reiches. (1) (2) (3)
Der schwerste Schlag wurde dem Volk aber vom sowjetischen Regime versetzt. Nachdem das 20. Jahrhundert sogar relativ vielversprechend begonnen hatte und es ein „nationalen Erwachens“ gab, hielt diese Periode jedoch nicht lange an. Denn bereits 1937 begann die von Josef Stalin veranlasste „Zeit des großen Terrors“, welche alle Minderheiten der Sowjetunion gewaltsam unterdrückte und somit auch die Wepsen betraf. Alle nationalen kulturellen Aktivitäten wurden gestoppt, die Assimilation wurde vorangetrieben und wepsischen politischen Bezirke wurden aufgelöst. Durch die Zerstörung jeglicher Infrastruktur, wie Arbeit, Einkaufsmöglichkeiten, medizinische Versorgung und die Anbindung an Straßen, wurden viele wepsische Dörfer ausgerottet und Menschen vertrieben.
Während des 2. Weltkrieges, dem Fortsetzungskrieg, besetzten die Finnen die Gebiete der Nordwepsen und Wepsen konnten als Freiwillige in die finnische Armee eintreten. Nach dem Rückzug der finnischen Truppen aus den nordwepsischen Gebieten bestraften die russischen Machthaber alle, die beschuldigt wurden, mit den Finnen kooperiert zu haben.
Nach dem Krieg zogen viele junge Wepsen in die Städte und integrierten sich im neuen russischen Umfeld, sowohl die Kultur als auch die Sprache betreffend.
Somit gab es in wepsischen Dörfern kaum junge Menschen und das Durchschnittsalter betrug mehr als 40 Jahre. Gezielte Umsiedelungen von Menschen aus anderen Teilen Russlands in die wepsischen Gebiete trug außerdem dazu bei, dass der Prozentsatz an Wepsen in den nordwepsischen Gebieten auf 50% oder sogar weniger sank. Zwar wurde im Jahr 1994 ein eigener Amtsbezirk für die Wepsen geschaffen, aber alle Versuche eine gemeinsame administrative Einheit für alle wepsischen Siedlungen zu schaffen, scheiterten bisher am Widerstand der Russen. (1) (4)
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