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In der pankarelischen Versammlung von 1921 erreichten die Bolschewiken, das nunmehr sowohl Russisch als auch Finnisch in den Schulen unterrichtet werden musste, um möglichst viele finnischsprachige Kommunisten auszubilden, welche ihnen in der, wie sie hofften, zu ihren Gunsten bald ausbrechenden Weltrevolution, von großem Vorteil sein würden.
Zu Beginn der 1930er lebten die meisten karelischsprachigen Personen (etwa 155.000) in Tver-Karelien und nicht in der karelischen Republik, welche im Gegensatz zu Tver-Karelien nur 110.000 Personen zählte. Das Tver-Karelische wurde zur dominierenden Variante und bekam 1931 als erste eine eigene Schriftsprache, welche sich vor Allem am lateinischen Alphabet orientierte.
In der Folge wurde die Sprache in den Schulen gelehrt und die ersten Bücher und Zeitungen publiziert. 1937 setzte eine neue Bewegung, deren Ideologie eine gesamtkarelische kyrillische Schriftvariante war, der Verwendung dieser neuen Literatursprache ein jähes Ende.
Zwischen 1938 und 1939, als das Experiment schließlich abgebrochen und das Russische zur einzig gültigen Sprache im Bereich der Printmedien erklärt wurde, wurden eilig Normen für eine neue Hochsprache entwickelt, welche sofort weite Umsetzung in den neu publizierten Schulbüchern, Übersetzungen und Zeitschriften fanden.

Die sowjetische Assimilationspolitik des beginnenden 20. Jhdts., die gezielt gegen die kleinen Völker der Union gerichtet war und durch die Zwangsentvölkerung karelischer Dörfer und Neuansiedelung in vorwiegend russischsprachigem Umfeld das Volk zur Aufgabe seiner alten Traditionen zwang, neue russischsprachige Siedler und die fortschreitende Industrialisierung hinterließen alle ihre charakteristischen Spuren in der heutigen Bevölkerung und ihrem Land.
Ab der zweiten Hälfte der 1980er und im Zuge der glasnost-Politik unter Michail Gorbatschow stärkten eine Reihe von neuen Reformen die Identität des Volks, die nun wieder verstärkt das lokalpolitische und kulturelle Leben zu beeinflussen begann.

1989 wurde eine erste Karelischen Konferenz gehalten, der die Gründung der Karelischen Kulturgesellschaft folgte.
Heute wird Karelisch wieder in Volksschulen und Kindergärten gelehrt, auch im Hochschulbereich, an der Universität von Petrozavodsk und dem Karelischen Department des Lehrerausbildungszentrums, wurde ein Studiengang über die karelische Sprache etabliert. Auch Literatur, Radio- und Fernsehprogramme sind heute wieder auf Karelisch zugänglich. Dennoch wird ein Einhalten der Assimilation auch zukünftig nur durch eine verstärkte Schutzpolitik für Minoritäten und ausreichende finanzielle Mittel möglich sein.

Quellen:
-Nanovfsky, György et al.: The Finno-Ugric World, Teleki László Foundation. Budapest 2004. s.61ff.

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