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Tugendhat, Ernst. Vorlesungen über Ethik. 8. Aufl. Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 1100. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2012.

Hier glaubte nun Kant, das Problem wie das Ei des Kolumbus lösen zu können, indem er vorschlug, die moralischen Urteile auf eine Prämisse zu begründen, die einfach die Idee des Begründetseins selbst darstellt, die Vernunft. Wenn man nur überhaupt vernünftig ist, so kann man seine Idee zusammenfassen, müsse man die Geltung der moralischen Urteile – bzw. derjenigen moralischen Urteile, die Kant für richtig hielt – anerkennen. ... Aus der Idee des Begründetseins als solcher kann, wenn man sich darunter überhaupt etwas vorstellen kann, überhaupt nichts Inhaltliches folgen. Außerdem werden wir noch sehen, dass nicht nur die Idee eines nicht mehr bedingten Begründetseins von oben, sondern auch die Idee, dass das moralische Sollen (oder Müssen) einen nicht bedingten Sinn hat – dass es irgendwie absolut über uns lastet, wie eine säkularisierte Stimme Gottes – sinnwidrig ist. (S. 24f)


Indem wir einsehen, dass das moralische Bewusstsein erst das Ergebnis eines – natürlich nicht unmotivierten – 'ich will' ist, überwinden wir die von fast allen traditionellen Ethiken – insbesondere der Kantischen – gemachte Annahme, das moralische Bewusstsein sei etwas in unser Bewusstsein von Natur eingerammtes. Es ist diese Annahme, die dazu geführt hat, die Moral, sei es von der menschlichen 'Natur' überhaupt, sei es von einem Aspekt von ihr wie der 'Vernunft', irgendwie ableiten zu wollen. (S. 62f)